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0244 - Der Eulenmann

0244 - Der Eulenmann

Titel: 0244 - Der Eulenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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leise. Der Cadillac soff bedächtig seinen Sprit und schwebte durch die schmalen Straßen der kleinen Stadt.
    ***
    Der Schuß traf Zamorras Brust. Der Professor spürte einen mörderischen Schlag, der ihn zurückstieß, ihm die Luft aus den Lungen trieb und ihm fast die Rippen brach. Der Schmerz ließ ihn ein par Dutzend kreisender schwarzer Flecken sehen, bevor sich Philippe Lenoirs Gestalt wieder aus den Schleiern hervorschälte.
    Aber Zamorra verlor weder das Bewußtsein, noch starb er. Er war nicht einmal verwundet.
    Nur er hatte den leisen metallischen Klang vernommen, der mit dem Kugelaufschlag einherging. Der Schmerz kam von seinem Amulett, gegen das die Silberkugel knallte.
    Wieder einmal war es zu seinem Lebensretter geworden! Unsichtbar unter dem Hemd verborgen, war es genau dort, wohin Lenoir zielte!
    Zamorra wankte, fing sich wieder ab. Er blieb stehen.
    Verwunderung zeichnete sich im Gesicht Philippe Lenoirs ab. Offenbar kannte er sein Kaliber ziemlich gut und begriff nicht, wieso Zamorra noch stand, wieso nicht einmal Blut floß.
    Er schoß kein zweites Mal.
    Er warf sich herum und begann zu laufen. Zamorra machte ein paar Schritte hinter ihm her. »Lenoir! Warte, Mann!« schrie er hinter ihm her. Aber Philippe Lenoir hetzte davon, als sei der Teufel hinter ihm her.
    Zamorra blieb stehen. Seine Rippen, sein Brustbein schmerzten, und er fühlte sich nicht in der Lage, jetzt eine wilde Verfolgungsjagd zu starten. Aber er ahnte, weshalb Lenoir vor ihm floh. Der junge Mann hielt ihn jetzt mehr denn je für ein dämonisches Wesen - sogar ein superstarkes, das geweihten Silberkugeln zu widerstehen vermochte. Zamorra starrte auf das plattgeschlagene Projektil vor sich im Gras. Lenoir konnte ja nicht ahnen, daß die Kugel an anderem Metall abgeprallt war!
    Und Zamorra entschied, ihm das auch nicht nachzurufen. Der verrückte Bursche kam sonst auf die glorreiche Idee, doch noch einmal zu schießen -diesmal womöglich auf den Kopf, statt aufs Herz.
    Zunächst einmal versuchte er sich vor dem vermeintlichen Superdämon zu retten. Zamorra lachte lautlos. Ausgerechnet er wurde für einen Vertreter des Bösen gehalten. »Asmodis würde sich kranklachen«, murmelte er, »wenn er davon erführe. Teufel auch, so eine zweifelhafte hohe Ehre widerfährt einem selten…«
    Er sah dem verschwindenden Philippe Lenoir nach. Ob der noch gar nicht bemerkt hatte, daß er nicht verfolgt wurde?
    »Er wird sich bald wieder melden«, brummte Zamorra. »Er wird es auf eine andere Weise versuchen. Vielleicht lernt er ein paar Bannsprüche auswendig und versucht mich damit lahmzulegen. Nun ja…«
    Er knöpfte das Hemd auf und betrachtete nachdenklich das Amulett. Es zeigte nicht einen einzigen Kratzer. Die Kugel hinterließ keine Spuren. Nun, es war auch nicht anders zu erwarten gewesen. Zamorra hatte bis jetzt noch keine Kraft kennengelernt, die in der Lage war, das Amulett zu beschädigen oder gar zu zerstören. Immerhin hatte Merlin es einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geformt…
    Zamorra setzte sich wieder hinter das Lenkrad seines Wagens. »Was tun, sprach Zeus, die Götter sind besoffen«, murmelte er. Er wußte nicht genau, wo er sich befand, wußte nur, daß er sich irgendwo am Loire-Ufer aufhalten mußte. Vielleicht war es am einfachsten, die schmale Straße wieder zurückzufahren.
    Er wendete den Senator vorsichtig und rollte wieder zurück.
    Und er fragte sich, was mit Nicole Duval geschehen war. Er würde sich mit Kommissar DuBreuil unterhalten müssen…
    ***
    Nach einer langen Weile hielt Philippe Lenoir endlich an. Er war kurzatmig und sog die Luft pfeifend ein. Vorsichtig sah er sich um. Aber da war niemand mehr zu sehen. Der Dämon verfolgte ihn nicht.
    »Ich bin ein Narr«, murmelte er. »Ich hätte den Wagen nehmen sollen.« Jetzt war es dazu zu spät. Er stand zu Fuß irgendwo in der Einsamkeit. Fest umklammerte er das Gewehr.
    Wie war es möglich, daß der Dämon die Silberkugel ohne jegliches Anzeichen von Schwächung überstand?
    Vorsichtshalber lud Philippe nach. Er begann zwar zu ahnen, daß die Waffe ihm nichts mehr nützen würde, aber zwei geladene Läufe gaben ihm ein trügerisches Gefühl der Sicherheit.
    Wohin sollte er sich jetzt wenden?
    Zunächst einmal zurück nach Hause. Er mußte also sehen, daß er nach Osten kam, um die Straße zu erreichen. Vielleicht konnte er per Anhalter bis nach Nevers fahren, unter Umständen stand sein Wagen da noch. Wenn nicht, konnte er per Taxi nach St. Eloi

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