0244 - Die Kugel aus Zeit und Raum
auf der Liste", knurrte er fassungslos vor sich hin.
„Habe das Zeug selbst in der Hand gehabt - und nun ist es auf einmal nicht mehr da." Er richtete sich auf und betrachtete Gucky mit mißtrauischen Blicken „Waren Sie nicht vor mir in der Kabine, Leutnant?"
„Klar, ich teleportierte. Warum? Fehlt was?"
„Meine Uniform. Ich kann sie nicht finden."
In Guckys Augen trat ein lustiger Schimmer, aber sein Gesicht versuchte dabei todernst zu bleiben.
„So, die Uniform? Steht auf der Liste und ist nicht beim Gepäck?
Das ist allerdings fatal, Major. Das kommt von Ihrem verrückten Ordnungsfimmel."
„Herr Sonderoffizier, ich mache Sie darauf aufmerksam, daß Sie mich beleidigen. Helfen Sie mir lieber."
„Sind Sie immer so pedantisch genau?" erkundigte sich Gucky.
„Ich meine, legen Sie immer eine Liste an wenn Sie verreisen?"
„Selbstverständlich. Dann kann ich nichts verlieren."
„Aber Ihre Uniform haben Sie verloren?"
Bernards Gesicht glich nun einer überreifen Tomate. Um die Kinnbacken herum arbeitete es heftig. Gucky richtete sich auf.
Langsam setzte er sich hin und ließ die Beine über die Kante herabbaumeln.
„Wetten", sagte er, „daß wir mit ruhiger Überlegung und etwas Logik herausfinden, wo die Uniform geblieben ist?"
Bernard hatte tiefe Falten auf der Stirn. Es war offensichtlich, daß er nun überlegte und die Logik bemühte. Gucky begann wieder zu grinsen. „Nun?" Bernard schüttelte den Kopf.
„Da hilft die ganze Logik nichts. Die Uniform muß da sein, denn sie steht auf der Liste. Meine Listen stimmen immer, das ist bekannt. Bei mir gibt es keine Fehler."
„Stimmt", gab Gucky fröhlich zu.
„Na also! Dann müßte die Uniform auch da sein."
Gucky rutschte vom Bett und betrachtete den Gepäcksack. Er zeigte auf die Liste.
„Ich wette außerdem, da fehlt noch mehr. Sehen Sie mal nach."
Bernard zuckte die Achseln und packte weiter aus. Jeden Gegenstand, und sei es ein Taschentuch, ein Hemd oder die Zahnbürste, hakte er beim herausnehmen aus dem Sack von der Liste ab. Als der Sack leer war, starrte er mit verbissenem Gesicht auf seinen Zettel. Ziemlich kleinlaut faßte er dann das Ergebnis der Aktion zusammen: „Da fehlt noch mehr. Eine lange Unterhose, ein Unterhemd, ein Oberhemd, ein Taschentuch... sogar die Krawatte ist nicht mehr vorhanden. Da hat mir jemand einen Streich gespielt! Selbst die Stiefel fehlen. Wenn ich den Burschen erwische, der mir meine Liste durcheinandergebracht hat...!" Er betrachtete den Mausbiber voller Mißtrauen. „Sagen Sie, wenn Sie zufällig etwas über die Sache wissen sollten und es mir verschweigen, werde ich mich bei Rhodan beschweren, Sie sind ja wegen Ihrer üblen Späße oder was Sie so Späße nennen - in der ganzen Flotte berüchtigt. Also - wer ist der Schuldige, wenn Sie es nicht sind?"
„Sie selbst", piepste Gucky und begann schrill zu lachen. „Der bevorstehende Einsatz muß Sie völlig konfus gemacht haben."
„Ich?" Bernard setzte sich auf sein Bett und zupfte geistesabwesend ein imaginäres Staubkorn von seiner Uniformjacke. Er schüttelte den Kopf und betrachtete nachdenklich seine Stiefel. Guckys schrilles Gelächter ging ihm offensichtlich auf die ohnehin genug strapazierten Nerven. „Wieso ich?"
Gucky hielt es nicht mehr aus. Er hatte sich noch nie eine Liste von den Gegenständen angefertigt, die er bei sich zu führen hatte.
Er hatte noch nie etwas vergessen. Und dieser Proviantmeister, dieser Pedant und Besserwisser...
„Passen Sie auf, Major", schlug Gucky vor. „Ich will Ihnen einen Tip geben. Sie ziehen sich jetzt völlig aus und..."
„Was soll ich?" brüllte Bernard. „Ausziehen? Sie sind wohl übergeschnappt!"
Gucky zuckte die Achseln und kroch aufs Bett zurück. Er legte sich hin und schloß die Augen. Eine Sekunde später begann er sanft zu schnarchen.
Bernard schluckte.
„Also gut, ich ziehe mich aus. Und was dann?"
Gucky hielt die Augen geschlossen, als er riet: „Sie ziehen sich aus und legen Ihre Sachen in den Gepäcksack. Dann nehmen Sie sie einzeln wieder daraus hervor und streichen sie von der Liste ab.
Wetten, daß Sie dann alles beisammen haben? Uniform, Unterhose Hemd, Stiefel..." Stille.
Langsam öffnete Gucky die Augen.
Major Bernard saß immer noch auf dem Bett. Ganz ruhig und gelassen. Sein Gesicht war nicht mehr rot, sondern ungewöhnlich blaß. In den Händen hielt er den ominösen Zettel. Es schien ihn einige Überwindung zu kosten, aber dann knüllte er den Zettel
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