0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
Waffe liegen.
***
Phil schob den braunen Sessel, der stets vor meinem Schreibtisch stand, näher heran und Nora Flynn ließ sich auf atmend auf die Polster nieder. Sie hatte sich erst allmählich von dem Schock erholt, den ihr der Anblick der drei toten Gangster eingejagt hatte.
Bereitwillig war sie uns zum Distriktgebäude gefolgt. Jetzt saß sie hier in unserem Office und wir waren gespannt auf ihre Story.
Wir hatten Nora Flynn noch nie gesehen. Denn der Mord an ihrem Vater war von der Mordkommission der Stadtpolizei untersucht worden.
»Also, Miss Flynn. Erzählen Sie uns doch bitte, wie Sie in die Wohnung der drei Gangster kamen - Zigarette?«
Sie nahm eine, ließ sich Feuer geben und begann dann mit ihrem Bericht.
»Seit dem 9. August, seit dem Todestag meines Vaters…« Ihre Stimme zitterte, und ich fürchtete, sie würde in ein Schluchzen ausbrechen. »Seit dem Tag also, da mein Vater ermordet wurde, habe ich mir ein Ziel gesetzt. Ich wollte die Mörder finden, sie der Gerechtigkeit übergeben oder töten. Ich weiß, was Sie sagen wollen. Selbstjustiz. Schön und gut. Aber ich habe meinen Vater so geliebt, wie man überhaupt nur einen Vater lieben kann. Und wenn man seinen Mördern den Mord nicht hätte nachweisen können, dann hätte ich sie selbst gerichtet. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Daher habe ich auch die Pistole meines Vaters an mich genommen.« Sie wies auf die schwere Automatic, die vor mir auf dem Schreibtisch lag. Wir hatten die Waffe untersucht und festgestellt, dass kein Schuss aus ihr abgegeben worden war.
»Vor drei Tagen engagierte ich einen Privatdetektiv. Henry Diamond. Er wohnt in der Westlichen 104. Straße. Mister Diamond arbeitete rasch und zuverlässig. Er muss sehr gute Beziehungen zur Unterwelt haben, denn heute Vormittag schon teilte er mir mit, das ein gewisser Abby Woodlong der Mörder meines Vaters sei. Woodlong habe meinen Vater im Auftrag eines gewissen Giuseppe Pestanazo getötet. Das war der Vater, des Verbrechers Tonio Pestanazo, der am 9. August hingerichtet wurde. Sie kennen die Geschichte und ihre Folgen?«
Wir nickten.
»Mister Diamond teilte mir ferner mit, dass Abby Woodlong in der 92. Straße wohne. Er sagte mir aber nichts davon, dass dieser Woodlong nicht allein wohnt. Heute Nachmittag nahm ich die Pistole meines Vaters. Ich kann damit umgehen. Und dann ging ich, um diesen Woodlong…«
»Danke, Miss Flynn«, sagte ich schnell. »Jetzt erzählen Sie uns bitte noch, was sich ereignete, was Sie beobachteten, nachdem Sie aus dem Lift ausgestiegen waren, der Sie in den achten Stock brachte.«
»Als ich aus dem Lift trat, kam mir der Mann mit der grünen Sonnenbrille entgegen, der…«
»Welcher Mann?«
»Als ich im Erdgeschoss in den Lift steigen wollte, benutzte diesen ein Mann mit grüner Sonnenbrille und hellem Sommerhut. Ich konnte wenig von dem Mann erkennen. Er trug nur einen Geigenkasten unter dem Arm. Der Mann nahm mir den Lift vor der Nase weg. Er fuhr nach oben. Als ich dann den Lift wieder herabgeholt hatte, selbst nach oben fuhr und dort ausstieg, stand der Mann schon vor der Lifttür. Kaum war ich ausgestiegen, da trat er in die Kabine und fuhr abwärts, ohne mich zu beachten.«
Nora Flynn machte eine Pause, schloss für einen Moment erschöpft die Augen, ließ sich dann eine neue Zigarette geben und fuhr in ihrem Bericht fort: »Die Tür der Wohnung, die mir der Hausmeister bezeichnet hatte, war nur angelehnt. Ich trat ein. Ich war leise und vorsichtig. Ich hatte meine Pistole in die Hand genommen. In der Diele blieb ich auch etwas länger. Die Wohnung war totenstill. Nicht das leiseste Geräusch ließ sich vernehmen. Ich drückte dann vorsichtig erst die Klinke der Tür rechter Hand herab. Dahinter lag ein Schlafzimmer, in dem sich aber niemand aufhielt. Dann probierte ich die andere Tür. Als ich die Leichen sah, war ich so entsetzt, dass ich keinen Laut hervorbrachte. Sekunden später stürmten Sie ins Zimmer.«
»Miss Flynn, bitte geben Sie uns die Adresse des Detektivs, den Sie mit den Ermittlungen beauftragt haben. Wir…«
Mein Telefon klingelte und ich vollendete den Satz nicht, sondern nahm den Hörer ab. Die Vermittlung hatte den Anruf sofort zu mir durchgestellt, und so vernahm ich die Stimme sofort, als ich mich meldete. Es war eine Stimme, die ich sehr genau kannte. Es war die Stimme von Perry Thomas Flasher.
»Hallo, Cotton«, sagte er. »Ich habe die ersten drei umgebracht. Damit ihr Dummköpfe nicht so lange an dem
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