0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
kopfschüttelnd. »Da stimmt etwas nicht.«
»Das ist auch meine Meindung«, antwortete Phil. »Ich habe mein Möglichstes getan, um die Frau zum Reden zu bringen, aber es war umsonst.«
»Vielleicht hat man es ihr verboten.«
Mein Freund hob die Schultern.
»Möglich«, sagte er. »Jedenfalls habe ich nichts aus ihr herausbekommen.«
Es war elf Uhr zehn, also schon mitten in der Nacht und höchste Zeit, dass wir in die Betten kamen. Schließlich müssen auch G-men manchmal schlafen. Aber es war uns noch nicht vergönnt, nach Hause zu fahren. Wir hätten fünf Minuten früher Weggehen müssen, dann hätte uns Louis Thrillbroker, der Reporter der NEWS, nicht mehr erwischt.
Als der Kollege aus der Anmeldung uns mitteilte, wer da sei, resignierten wir. Louis war nicht der Mann, der sich ab weisen ließ.
Als er hereinkam, trug er immer noch das alte-Tweedjackett mit den durchgescheuerten Ellbogen, die Korkenzieherhose und anstatt einer Krawatte die schussbereite Kamera um den Hals. Er warf die Haarsträhne, die ihm in die Stirn hing, zurück, fletschte seine gelben Pferdezähne und parkte seine sechs Fuß Körperlänge in einen Sessel.
»Hallo Leute. Was war heute Abend im Central Park los? Die Stadtpolizei wollte nichts loslassen, aber einer unserer Leser hat Ihren Jaguar erkannt und mit uns telefoniert. Es soll zwei Tote gegeben haben, ein Mädchen und einen Mann, und Sie beide waren daran beteiligt. Versuchen Sie nicht, sich herauszureden. Wenn Jerry und Phil im Schneematsch durch den Stadtpark spazieren gehen und es gleich darauf knallt, so hat das etwas zu bedeuten. Ich weiß sogar noch mehr. Sie, Jerry, hatten eine Konferenz mit Milton Looke, und Milton Looke ist der Manager des WDAC-Fernsehstudios, das heißt, er ist der Mann, der es sich in den Kopf gesetzt hat, Lucio Giuletto auf die Leinwand und ins Fernsehen zu bringen. Wenn ich das alles zusammenreime, und meine ausschweifende Fantasie zu Hilfe nehme, so kommt eine herrliche Story dabei heraus.«
»Unterstehen Sie sich, Louis. Die Story könnte Sie teuer zu stehen kommen.«
Louis lachte meckernd und meinte: »Teuer ist glänzend. Teuer scheint bei euch neuerdings der Whisky geworden zu sein. Soll die NEWS sich dafür einsetzen, dass eure Spesen erhöht werden und ihr die für den Umgang mit Zeitungsleuten so dringend notwendigen Repräsentationsgelder bekommt?«
»Dafür wären wir Ihnen natürlich sehr dankbar«, grinste ich. »Wir könnten beides sehr gut gebrauchen.«
»Dann können Sie mir als Vorschuss für meine Bemühungen einen einschenken. Meine Kehle ist vollkommen ausgetrocknet.«
Mit einem Seufzer holte ich die Flasche aus ihrem Versteck und goss uns allen dreien einen ordentlichen Schluck in die Gläser. Louis kippte seinen Drink und machte durstige Augen, aber diesmal hatte ich mir vorgenommen, nichts zu merken. Ich stellte die Flasche wieder weg, was er mit einem dumpfen Knurren des Missfallens quittierte.
»Wie ist das mit der Story?«, fragte er, zog sein zerfleddertes Notizbuch aus der Tasche, schnappte sich einen Kugelschreiber von meinem Schreibtisch und blickte mich auffordernd an.
Eigentlich konnte es gar nicht schaden, wenn ich ihm die Wahrheit sagte. Die Gang wusste unter allen Umständen Bescheid, und wenn ich der NEWS die ganze Story gab, so konnte das nur einen abschreckenden Einfluss auf die Bande ausüben. Warum sollte ich noch ein Geheimnis daraus machen?
»Well«, sagte ich, »nur Ihnen zu Gefallen werde ich auspacken, aber ich stelle die Bedingung, dass nichts verändert, aufgebauscht oder gar verschnulzt wird. Ich lege Wert auf eine sachliche und wahrheitsgetreue Berichterstattung.«
»Sie wollen doch nicht behaupten, Jerry, dass ich jemals nach den Prinzipien anderer gehandelt hätte«, blies Louis sich entrüstet auf.
»Reden Sie nicht darüber und jetzt schreiben Sie bitte mit, was ich Ihnen sage.«
Ich gab ihm die Tatsachen in groben Zügen, ohne auf Einzelheiten einzugehen. Manchmal stellte er Zwischenfragen.
»Vergessen Sie nicht, zu betonen, dass das FBI genau weiß, Salvatore Piscaro habe Giulettos Erbschaft angetreten und sei für die drei Morde verantwortlich. Schreiben Sie auch, wir seien ihm hart 24 auf den Fersen und er pfeife auf dem letzten Loch.«
»Ist das nicht doch leicht übertrieben?«, fragte Louis.
»Vielleicht ist es das, aber ich habe eine bestimmte Absicht dabei.«
»Lebensmüde, was?«
»Das haben früher schon andere Leute geglaubt und mir ein schnelles Ende prophezeit, aber
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