0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
mit dem Maskenbildner telefoniert.«
»Okay, Mister Looke. Wir sind schon so gut wie unterwegs. Vielleicht hat er sich nur aufs Ohr gelegt und die Klingel überhört. Jedenfalls erhalten. Sie Nachricht.«
Ich unterrichtete Phil, und wir fuhren los.
***
Der Bungalow des Regisseurs war eine supermoderne Angelegenheit und bestand in der Hauptsache aus Glas. Allerdings waren sämtliche Gardinen zugezogen, und so konnten wir von außen nichts erkennen.
Phil probierte es damit, dass er den Daumen eine ganze Minute auf die Klingel drückte. Wir konnten deren melodischen Klang hören, aber das war auch alles. Die Tür hatte ein kompliziertes Sicherheitsschloss, das wir unter keinen Umständen aufbekommen würden. Es blieb also nichts übrig, als ein Stück aus einem Fenster herauszuschneiden und von drinnen zu öffnen. Dabei erwischte uns ein Cop, der seine Streife machte, und beruhigte sich erst wieder, als wir uns ausgewiesen hatten.
Das Stück Glas gab nach, fiel nach innen und zersplitterte. Mein Freund griff hindurch, es knackte und das Fenster flog auf.
Wir lauschten, aber alles blieb still. Wenn sich wirklich jemand in dem Haus befand, so hätte das Splittern ihn alarmieren müssen. Trotzdem, irgendetwas stimmte nicht.
Ich hatte schon zu viele ähnliche Situationen mitgemacht, als das ich das nicht hätte fühlen können.
Phil stand neben mir, und ich sah ihm an, dass es ihm genauso erging. Das geräumige Wohnzimmer war supermodern eingerichtet, wie man es nach dem Äußeren erwarten konnte. Im Übrigen war alles in bester Ordnung. Wir gingen durch eine Tür zur Diele und von da in die Küche. Alles war aufgeräumt und an seinem Platz.
Wir kehrten zurück ins Wohnzimmer und von da an in einen Arbeitsraum mit dem von Papieren und Drehbüchern überladenen Schreibtisch. An den Wänden hingen die Fotos vieler Schauspielerinnen und Schauspieler, von Marlene Dietrich und Caiy Cooper bis zu den neuesten und jüngsten Sternchen, und alle diese Bilder trugen eine mehr oder weniger herzliche Widmung.
Nichts war in Unordnung, keine Spur von Gewalt zu sehen.
Das Schlafzimmer erinnerte mich an ein Bild, das ich vom Ruhebett der Madame Pompadour gesehen hatte. Das Bett war eine ungeheure Muschel, und der blaue seidene Himmel darüber wurde von zwei Engeln gehalten.
Mister Roy hatte also einen Sinn für Romantik bewahrt, wenn auch nur in seinem Schlafzimmer.
Über einer Stuhllehne hing das mir bereits bekannte Samtjackett, daneben lag eine hellgraue Hose und darüber ein grün und rot gemustertes Hemd. Ein Paar Schuhe standen davor und Socken nebst Unterwäsche waren achtlos auf den Boden geworfen. All dies gehörte zweifellos Mister Roy.
Aber wo war er?
Was tut man, wenn man sich eilig und vollständig ausgezogen hat?
Neben der Frisiertoilette mit dem dreiteiligen Spiegel fand ich eine weitere Tür. Ich drückte auf die Klinke und öffnete.
***
Mister Roy lag in der Badewanne, eine Hand hatte er um den Rand gekrallt, als wolle er sich daran festhalten. Der Rest des Regisseurs war unter Wasser und ebenso ein kleines Fernsehgerät, das von einem Bord am Fußende herab geglitten sein musste. Es war eine ganz klare und einwandfreie Situation.
Man konnte auf einen Blick sehen, was geschehen war. Roy hatte in der Badewanne gesessen und etwas an dem Fernsehapparat verstellen wollen. Natürlich war seine Hand nass gewesen. Das elektrische Gerät war ins Wasser gefallen und der Regisseur durch den Strom gelähmt und getötet worden. Vielleicht war er auch nur gelähmt gewesen und dann ertrunken.
Das war die Lage, wie die Stadtpolizei sie beurteilen würde, aber wir waren keine Cops, sondern G-men und machten uns unsere Gedanken.
Mister Roy war ein Fernsehfachmann, und er würde sich schwer gehütet haben, ein Gerät mit nassen Händen zu berühren. Er hatte die Gefahr unbedingt gekannt. Außerdem musste er es eilig gehabt haben, das bewies die Art, wie er seine Kleider und Wäsche hingeworfen hatte.
Hattq er diese überhaupt hingeworfen?
Phil musste genauso gedacht haben, wie ich. Er lief hinaus, und als er zurückkam, sagte er: »Ich habe sämtliche Sicherungen herausgedreht.«
Wir ließen das Wasser ablaufen und betrachteten den toten Mister Roy. Wir brauchten gar nicht lange zu suchen. Hinter dem linken Ohr fanden wir eine Schwellung. Die Polizei hätte natürlich angenommen, er sei, als er den Schlag bekam, auf die Kante der Badewanne gestürzt. Aber dann hätte auch das Ohr selbst eine Verletzung davontragen
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