0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
eine wichtige Besprechung anberaumt war.«
»Sie sind also der Ansicht, jemand habe Roy niedergeschlagen und den Rest inszeniert.«
»So ungefähr. Gewisse Leute wollen um jeden Preis verhindern, dass der Giuletto-Film gedreht wird. Und sie wussten, dass Roy nicht nachgeben würde. Im Gegenteil, Roy versuchte, Kontakt mit Piscaro zu bekommen, um diesen zu überreden oder zu kaufen. Wahrscheinlich ging Piscaro scheinbar darauf ein und verabredete sich für heute mit dem Regisseur. Den Rest wissen wir. Ob der Mörder Piscaro selbst oder ein Handlanger war, muss sich noch heraussteilen.«
»Das alles klingt natürlich sehr einleuchtend«, meinte der Lieutenant. »Aber kein Staatsanwalt wird aufgrund des tatsächlichen Befundes eine Anklage erheben können.«
»Warten Sie die Obduktion ab, Lieutenant. Danach sind Sie wahrscheinlich schlauer.«
Dann räumten wir das Schlachtfeld. Um sieben Uhr waren wir im Office, wo ich sofort die Fingerabdrucksabteilung mobil machte. Als ich das Resultat schwarz auf weiß vor mir hatte, hätte ich am liebsten vor Freude gejubelt.
Sämtliche Knöpfe trugen zwei verschiedehe Sorten von Fingerabdrücken. Die eine Sorte Prints stammte von einem Daumen. Dieser Daumen war zwar nicht registriert, aber es musste ein Abdruck des Mörders sein, den wir früher oder später erwischen würden.
Kaum hatte ich die Reproduktion der Prints in die Akte gelegt, als Lieutenant Crosswing anrief.
»Sie haben recht gehabt, Jerry. Roy wurde durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand betäubt und dann in die Badewanne gelegt. Der elektrische Schlag hat ihn gelähmt, und er ist ertrunken. Eine Untersuchung des Fernsehgerätes hat außerdem ergeben, dass der Kurzschluss nicht durch die Berührung mit einer nassen Hand ausgelöst worden sein kann. Es steht einwandfrei fest, dass der Apparat ins Wasser geworfen wurde.«
»Zum Dank für ihre Auskunft will ich Ihnen auch eine Freude machen«, sagte ich. »Ich bin im Besitz des Daumenabdrucks des Mörders.«
Als ich Crosswing davon unterrichtete, wie ich darari gekommen war, sagte er nur: »Sie Gauner. Dass Sie es doch nicht lassen können, etwas zu unterschlagen.«
»Ich tat dies nur, weil ich befürchtete, Ihre Leute könnten die Knöpfe übersehen. Diese stehen natürlich zu Ihrer Verfügung.« '
***
Als Nächstes kam die NEWS an die Reihe. Ich verlangte nach Thrillbroker, und der war im Handumdrehen am Apparat.
»Haben Sie ihn, Jerry?«, brüllte er so, dass ich den Hörer erschreckt einige Zentimeter vom Ohr weg hielt.
»Nein, aber den Mörder des Regisseurs Roy, wenn auch nicht persönlich, so doch in Gestalt eines Fingerabdrucks.«
»Ich komme sofort zu Ihnen.«
Es machte knack, und die Leitung war tot.
Zehn Minuten später polterte Louis herein.
»Spucken Sie schon aus«, befahl er und zückte den Kugelschreiber.
»Das werde ich, aber ich habe einen Vorbehalt.«
»Ihre Vorbehalte hängen mir langsam zum Halse raus«, schimpfte er.
»Dann eben nicht.« Ich steckte mir eine Lucky zwischen die Lippen, rieb das Zündholz unter der Schreibtischplatte an und rauchte mit Behagen, während ich mit gespielter Gleichgültigkeit in der Akte mit der deutlichen Aufschrift: GIULETTO blätterte.
»Was hat die Stadtpolizei bekannt gegeben?«, fragte ich.
»Lieutenant Crosswing hat eine kurze Pressekonferenz abgehalten und gesagt, der Regisseur Randolph Roy sei heute ungefähr um zwei Uhr in seinem Haus in der Badewanne verunglückt oder vielleicht auch ermordet worden. Er könne sich im Augenblick noch auf keine Version festlegen. Der Tod sei durch Ertrinken eingetreten, nachdem er durch einen elektrischen Schlag von dem ins Wasser gefallenen Fernsehgerät betäubt worden war. Die Herkunft einer Schwellung hinter dem linken Ohr sei noch nicht vollkommen geklärt.«
»War das alles?«
»Ja, und es ist reichlich unwahrscheinlich.«
»Was bekomme ich von Ihnen, Louis, wenn ich Ihnen den wahren Sachverhalt mitteile, und Sie daraus eine Sensationsmeldung machen können, die die ganze Stadt in Aufruhr bringt.«
Louis fuhr sich mit beiden Händen durch die ungekämmte Mähne, beugte sich weit vor und fletschte seine gelben Pferdezähne.
»Wenn Sie wollen, Jerry, so wird sich die NEWS das etwas kosten lassen.«
Ich tippte mit dem Finger an die Stirn: »Mit Geld können Sie mich nicht bezahlen, sondern nur dadurch, dass Sie auch mir einen Gefallen tun.«
»Jeden!«, beteuerte er und legte die Hand dahin, wo andere Menschen ein Herz haben.
Louis
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