0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
hob mein Glas. Bevor ich trank, schwor ich mir, dass der Kerl, der das Mädchen auf dem Gewissen hatte, genauso in Angst, Panik und Schrecken enden solle wie Gina.
Darauf trank ich.
Als ich das Glas leer wieder absetzte, sah ich, dass der Kellner noch neben mir stand.
»Verzeihen .Sie, Mister«, sagte er. »Wissen Sie das von Gina, von der Kleinen, mit der Sie vor zwei Tagen hier saßen?«
»Weil ich es weiß, bin ich hier.«
»Es ist eine Schande«, murmelte er
»Es ist Mord, gemeiner, heimtückischer Mord, Wissen Sie, wer es gewesen sein könnte?«
Er hob abwehrend die Hände.
»Wie sollte ich das wissen? Ich bin nur ein kleiner Kellner.«
»Aber Sie haben Ohren, und Sie haben Augen. Kennen Sie Salvatore Piscaro?«
Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück und wurde blass.
»Was geht mich Salvatore an? Hören Sie, Mister. Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, so erwähnen Sie diesen Namen nicht.«
»Sie lügen. Sie kennen den Mann.« Ich fasste ihn scharf ins Auge und zwang ihn, mich anzusehen.
»Wenn Sie ihn kennen, wenn Sie wissen, wo er ist, und das verschweigen, so machen Sie sich zu seinem Komplizen, zum Komplizen des gemeinsten Mörders von New York.«
»Santissima madre!«, murmelte er, und seine Augen wurden starr vor Entsetzen. »Gehen Sie. Bitte, gehen Sie schnell.«
Er zitterte am ganzen Körper.
»Warum soll ich gehen? Ich suche einen Mörder. Ich suche Salvatore Piscaro.«
Er drehte sich um und flüchtete.
Er stand ganze fünf Minuten hinten am Büffet und glotzte herüber. Dann warf er der Patronin hinter der Theke ein paar Worte zu, lief in eine ferne Ecke und riss einen Mantel und einen Hut vom Haken. Ohne mich noch einmal anzusehen, verließ er das Lokal.
War er weggegangen, um den Gangstern sofort zu verraten, wo sie mich finden konnten? Ich wusste es nicht. Ich saß und trank ein Glas nach dem anderen und je mehr ich trank, umso wilder kochte in mir die Wut auf den Teufel, der sich ausgerechnet Salvatore, der Erlöser, nannte.
Die Flasche war leer. Die Uhr über dem Büffet stand auf zwei Uhr fünfundfünfzig.
Ich winkte dem Kellner, der das Revier seines Kollegen übernommen hatte.
»Sie wünschen, Mister?«
»Ich möchte zahlen.«
»Zahlen? Sie haben doch schon gezahlt. Luigi hat mir das ausdrücklich gesagt.«
»Wer ist Luigi?«
»Mein Kollege, der Sie bediente. Er ging nach Hause, weil er sich nicht wohlfühlt.«
Damit verschwand er.
***
Während ich aufstand, dachte ich daran, dass ich doch wenigstens einen Freund in Little Italy hatte, einen Kellner, der mir seine Freundschaft dadurch bewies, dass er eine Flasche Chianti für mich bezahlte. Ich würde das wieder gutmachen müssen.
Auf dem Weg nach Hause fuhr ich vorsichtig. Die eine Flasche Chianti, der Hass und die Wut, hatten mich fast betrunken gemacht.
Ich kam bis zur Westend Avenue, fuhr diese hinauf, bog links ein und würde in einer Minute zu Hause sein. Ich ließ den Jaguar vor der Tür stehen und schloss ihn ab. Ich nahm den Hausschlüssel aus der Tasche und pfiff den neuesten Schlager. Ich hatte gerade drei Schritte gemacht, als ein dunkler Sedan, der auf der anderen Seite parkte, lebendig wurde.
***
Wenn der Knabe am Steuer nicht so abrupt gestartet hätte, würde ich es gar nicht gemerkt haben. Ich würde auch den Lauf der Maschinenpistole nicht gesehen haben, der im Rückfenster erschien und im Licht der Laterne bläulich glänzte.
Was dann kam, geschah in wenigen Sekunden.
Ich warf mich zu Boden. Aus der MP spritzte Feuer, und die Querschläger, die von der Mauer über mir abgeprallt waren, sirrten und jaulten.
Im gleichen Augenblick schon bellte meine Pistole. Aber der Kerl hinter der Maschinenpistole hatte noch nicht aufgegeben. Aber er hatte Pech. Nur der Dreck spritzte mir ins Gesicht.
Als der Sedan eine Laterne passierte, hatte ich ihn genau im Visier. Ich konnte sehen, wo die Geschosse aus meiner Waffe einschlugen. Der Mann schrie. Der Wagen brach aus, fing sich wieder, jagte davon, schlingerte auf den Bürgersteig und krachte gegen den Mast einer Laterne.
Der Mast brach ab und durchschlug das Verdeck. Für Sekunden blieb es totenstill. Dann war die Hölle los.
Fenster wurden auf gerissen, Menschen schrien hysterisch. Ein Streifenwagen der Stadtpolizei raste auf zwei Rädern um die Ecke. Das Rotlicht flackerte, und die Sirene heulte.
Ich hatte mich gerade wieder auf gerafft und stand auf den Beinen, als zwei Cops mit ihren Pistolen in der Faust heraussprangen.
»Lass die
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