0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
unglaubliche Frechheit und eine Portion Tollkühnheit dazu.
Das Nächste war ein Anruf Louis Thrillbroker, der klug genug war, um zu wittern, was vorging. Ich bat ihn, vorläufig von seinem Verdacht nicht loszulassen. Das hätte uns die Arbeit nur erschwert.
Dann kam Phil zurück.
»Lieutenant Stanley kannte den Kellner nicht. Sein Sergeant Marbel aber wusste, wer Luigi ist. Es sei ein gewisser Mozzo, der in der Pearl Street Nummer 17 wohnt. Marbel ist gern bereit, uns den Weg zu zeigen, und meinte, ohne ihn würden wir diesen niemals finden.«
Das glaubte ich ihm ohne Weiteres. Die Pearl Street ist eine Verbindungsstraße zwischen Center Street und dem Park Row. Die Häuser sind alt. Mit Höfen und ineinander verschachtelten Hintergebäuden bilden sie ein Labyrinth, in dem man sich rettungslos verlaufen konnte. Jedenfalls mussten wir sofort einen Versuch machen.
***
Wir klemmten uns in meinen Jaguar und fuhren zur Polizeistation. Sergeant Marbel war so klug gewesen, sich in Zivil zu werfen. Er dirigierte uns zum Parkplatz in der Baxter Street und von dort schlenderten wir so unauffällig wie möglich am Gerichtsgebäude vorbei und bogen in die Pearl Street ein.
Die Straße war um diese Zeit fast verlassen. Die Ratten kamen erst bei einbrechender Dunkelheit aus ihren Löchern.
In einem Torweg lag eine alte Frau und schnarchte, als wolle sie sämtliche Wälder Alaskas absägen. Ihre sehr schmutzige Hand mit den langen Krallennägeln umklammerte noch die Flasche, die einen billigen Gin enthalten hatte.
Das Haus Nummer 17 sah etwas besser aus als der Rest. So glaubten wir wenigstens, aber als wir durch den Torbogen in den Hof kamen, wurden wir eines Besseren belehrt: überquellende Mülltonnen, an den Leinen baumelnde, jämmerliche Wäschestücke und schmutzige Kinder.
Marbel steuerte auf ein schwarzes Viereck zu, es war der Eingang zu einem Treppenhaus. Wir tasteten uns über ausgetretene Stufen zum ersten Stock hinauf.
Luigi Mozzo stand auf dem Stückchen Karton, das mit ein paar Reißzwecken an eine Tür geheftet war. Der Sergeant übernahm das Weitere. Er klopfte, zuerst leise und dann energisch. Drinnen hörte man das Knarren eines Möbelstücks, und eine verschlafene Stimme fragte: »Wer ist da?«
»Polizei, aufmachen!«
Wieder knarrte es, ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht, und hinter der geöffneten Tür stand Luigi Mozzo. Es war tatsächlich der Kellner aus dem Azzurra. Er trug einen zerknitterten Schlafanzug, war unrasiert und die Haare fielen ihm in Strähnen über die Stirn.
Als er mich erkannte, prallte er zurück und hätte wahrscheinlich den Versuch gemacht, die Tür wieder zuzuschlagen, wenn der Sergeant ihn nicht zur Seite geschoben hätte.
»Was wollen Sie von mir?«, stammelte Luigi. »Ich habe nichts Böses getan.«
»Das hat niemand behauptet. Ich möchte mir lediglich die Auskunft holen, die Sie mir gestern Abend nicht geben wollten. Ich suche Salvatore Piscaro. Was ich von Ihnen will, ist eine Beschreibung seiner Person. Ich glaube Ihnen ohne Weiteres, dass Sie nicht wissen, wo er sich aufhält, aber der Kerl hat eine Freundin, und Sie werden uns sagen wer diese ist, und wo sie wohnt. Machen Sie keine Ausflüchte, ich bin davon überzeugt, dass Sie Bescheid wissen.«
Phil hatte die Tür von innen geschlossen. Das Zimmer war sauberer gehalten und besser eingerichtet, als ich es erwartet hatte. An der Wand hingen zwei Bilder, dass einer ungefähr fünfzigjährigen Frau und das eines sehr hübschen jungen Mädchens.
Luigi war auf das Bett gesunken, aus dem wir ihn hochgescheucht hatten. Phil und ich setzten uns auf die beiden einzigen Stühle und der Sergeant auf die Tischkante.
Der Italiener hatte das Gesicht in die Hände vergraben, schüttelte den Kopf und murmelte: »Ich kann nicht, ich darf nicht!« Und dann fügte er ganz leise hinzu: »Ich habe Angst. Der Kerl ist eine Bestie. Wenn ich Ihnen sagen würde, was ich weiß, so wäre das mein Tod.«
»Wir haben die Möglichkeit, Sie zu schützen, auch vor einer Bestie wie Salvatore Piscaro«, antwortete ich. »Es kostet Sie nur ein Wort und eine Unterschrift, dann nehme ich Sie in Schutzhaft, bis der Rummel vorbei ist.«
»Sie können mich nicht beschützen, nicht vor ihm. Er hat noch jeden umgebracht, der sich ihm in den Weg stellte. Er ist der Teufel.«
»Er ist nicht der erste Teufel, der durch uns dahin gekommen ist, wohin er gehört, nämlich in die Hölle. Reden Sie, Mann! Bis jetzt terrorisiert der Schuft nur
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