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0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar

0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar

Titel: 0245 - Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um 8 Uhr stirbt der Fernsehstar
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persönliche Meinung zu 36 hören, so war das seine Sache. Hätten Sie mich aufgesucht, hätte ich Ihnen dasselbe gesagt. Woher wissen Sie denn überhaupt davon?«
    »Ja, leben Sie denn auf dem Mond? Seit mehr als einer halben Stunde schreien die Zeitungsboys das Extrablatt der NEWS aus, und ganz New York diskutiert darüber, ob Sie diesen Gangster oder der Gangster den G-man zuerst erwischen wird.«
    »Und was ist Ihre Meinung?«
    »Ich habe keine. Ich bin ernsthaft böse.«
    Damit warf er den Hörer so auf die Gabel, dass ich fürchtete, er sei zu Bruch gegangen.
    Soso! Also Louis hatte tatsächlich schnell gearbeitet. Von jetzt an musste ich verdammt aufpassen und auf alles gefasst sein.
    Ich dachte nicht mehr an Schlaf.
    ***
    Dieser Piscaro hielt sich für die Inkarnation eines Überteufels, und dabei war er doch nur ein schmutziger, aufgeblasener, geld- und blutgieriger Gangster.
    Es war wie ein Schachspiel, aber diese Partie würde ich nicht verlieren. Ich hatte meine Türme aufmarschieren lassen und meine Läufer. Meine Dame stand in Angriffposition, der kleinste Fehler meines Gegners würde genügen, um ihn endgültig mattzusetzen.
    Was hatte Quinn eben gesagt? Man war neugierig darauf, ob der Gangster den G-man oder der G-man den Gangster erwischen würde.
    Den Rummel musste ich mir ansehen.
    Ich lud meine Smith & Wesson durch, sicherte sie und steckte sie in das Halfter. Dann nahm ich meine Reservepistole aus dem Schrank und versenkte sie in der Jackentasche, wo ich sie ebenso leicht greifen konnte. Erst als ich in meinem Jaguar saß und startete, ebbte die Spannung ab.
    Ich fuhr hinüber zum Broadway, wo auch jetzt noch die Bars, Music Halls und Revuetheater mit gleißenden Neonreklamen um Gäste warben, wo eine Schlange Autos und vergnügte Bummler zu Fuß die Straßen bevölkerten. Heute jedoch hatte sich das Bild geändert.
    Überall standen die Menschen zu zweit, zu dritt und zu mehreren zusammen. Sie hielten Zeitungen in den Händen. Sie redeten, diskutierten und gestikulierten. Während die gellenden Stimmen der Zeitungsjungen das Brausen des Verkehrs übertönten: EXTRABLATT DER NEWS! EXTRABLATT DER NEWS!
    G-MAN JERRY COTTON JAGT DEN NEUEN KÖNIG VON LITTLE ITALY
    EXTRABLATT DER NEWS!
    Ich stoppte, ließ mir eines der druckfeuchten Blätter geben und drückte dem überraschten Boy einen blanken Dollar in die Hand.
    Dann stoppte ich an der Bordkante und las, was Louis zusammengebraut hatte. Abgesehen von einigen stilistischen Feinheiten und sensationellen Hinweisen war es genau das, was ich ihm diktiert hatte.
    »Hallo, Mister! Haben Sie keine Augen im Kopf?«
    Ich sah in das Gesicht eines Cops von gewaltigen Ausmaßen, dessen rotes, unter der Mütze sichtbares Haar, seine irische Abkunft verriet. Einen Augenblick sahen wir uns verständnislos an und dann erst merkte ich, dass ich genau vor einem Feuerhydranten geparkt hatte.
    »Verzeihung. Es soll nicht wieder Vorkommen«, grinste ich, und der Cop grinste zurück.
    »Good morning, Mister Cotton. Ich an Ihrer Stelle würde mich nicht so geistesabwesend am Broadway zur Schau stellen. Es gibt ja noch mehr Leute, die Sie kennen. Es dürfte sogar Leute geben, die besonders nach Ihnen Ausschau halten.«
    »Auf die warte ich gerade«, scherzte ich.
    »Na denn, alles Gute.« Er legte die Hand an die Mütze und schritt gewichtig weiter.
    Ich legte das Extrablatt neben mich auf den Sitz und fuhr gemütlich weiter.
    In diesem Augenblick ritt mich der Teufel.
    Überall würden Piscaro und seine Gangster mich suchen, nur nicht in ihrem eigenen Revier.
    Ich gab Gas und fuhr den Broadway hinunter über die 14. Straße, kreuzte die Houston Street, bog in die Center Street ein und kurz vor dem Polizeihauptquartier in die Broom Street. Heute parkte ich unmittelbar vor dem Azzurra.
    Kein Mensch beachtete mich, als ich eintrat. Niemand ahnte, dass der sicherlich meistgehasste Mann in Little Italy sich in die Höhle des Löwen begeben hatte. Ich suchte mir den gleichen Tisch aus, an dem ich mit Gina gesessen hatte, und bei dem Gedanken an das hübsche Mädchen, das meinetwegen hatte sterben müssen, packte mich die kalte Wut.
    Es war derselbe Kellner wie neulich. An seinem Blick bemerkte ich, dass auch er mich wieder erkannte.
    »Eine Flasche Chianti.« Ich sagte schon, dass ich das Zeug im Allgemeinen nicht mag, aber in einer plötzlichen Anwandlung von Sentimentalität dachte ich daran, dass dieser Wein Ginas Lieblingsgetränk gewesen war.
    Der Ober goss ein, und ich

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