0245 - Verdammt und begraben
Schwefel riechenden alten Jacke.
»Komm mit, mein Freund«, sagte Stephan und ging voran. Mit der Lampe leuchtete er. Er schwenkte sie nach rechts und links, so daß Marek einmal einen seltsam geknickten Zweig erkennen konnte.
Er gehörte zur Falle.
Die beiden Männer hatten sehr lange überlegt, wie sie es anstellen sollten. Schließlich war ihnen die Lösung eingefallen, wenn sie sich auch ein wenig kompliziert darstellte.
Sie wußten oder sie ahnten zumindest, daß sich der Vampir ihnen zeigen würde. Und er würde auch durch den Wald kommen, deshalb hatten sie an sechs verschiedenen Stellen um die Hütte des Köhlers herum die Fallen aufgestellt.
Besonders geschmeidige Zweige waren zu halbrunden Bögen gebogen worden und mit einer Schnur verbunden. Auf dem Bogen und in der Sehne lag jeweils ein Pfeil. Er bestand aus Eichenholz, war vorn zugespitzt und mit einem straff gespannten Band dicht über der Erde verbunden. Wenn jemand das Band berührte, dann löste er die Verbindung, und der Pfeil konnte die straff gespannte Sehne verlassen.
Sie hatten tagelang darüber nachgegrübelt und es schließlich ausprobiert. Nach etlichen Mißerfolgen klappte es schließlich. Egal von welcher Seite sich der Blutsauger näherte, es gab überall diese raffiniert aufgebauten Stolperfallen.
Der Vampir brauchte nur noch hineinzutappen.
»Sind die Fallen alle in Ordnung?« erkundigte sich Marek bei seinem Freund.
»Ja, ich habe sie, kurz bevor der Nebel kam, noch kontrolliert.«
»Dann ist es gut.« Marek nickte. »Der Nebel schmeckt mir aber nicht«, meinte er dann.
»Was willst du machen, Freund? Die Natur fordert immer ihr Recht. Da können sich die Menschen noch so weit entwickeln. Es kommt noch etwas hinzu, Frantisek. Die Temperatur ist gefallen. Ich schätze, daß wir Schnee bekommen.«
»Heute noch?«
»Wahrscheinlich.«
»Das wäre nicht gut.«
Stephan lachte. »Seit wann hat sich ein Vampir vom Schnee abhalten lassen. Ich wüßte da nichts.« Er schlug Marek auf die Schultern.
»Komm, wir gehen in die Hütte, dort ist es warm.«
Vor das alte Holzhaus waren auf den Boden Bohlen gelegt worden. Links neben der Tür stapelten sich Holzscheite. Die kleinen Fenster besaßen Außenklappen, das Dach bestand ebenfalls aus Holzschindeln und besaß eine starke Neigung. Auf den beiden Hälften schienen die Nebelschwaden zu tanzen und zu wallen. Wie gespenstische, graue Gebilde drehten sie sich und vermischten sich mit der aus dem Schornstein steigenden Rauchfahne. Sogar den alten Holzschlitten hatte Stephan schon hervorgeholt und hochkant gegen die Hauswand gelehnt.
Der Köhler stieß die Tür auf.
Das flackernde Feuer eines gemauerten Kamins drang bis durch die Tür nach draußen und füllte den vor dem Haus wallenden Nebel mit blutrotem Schein.
Der Raum war einfach eingerichtet. Ein Bett, mehr ein Lager, ein klobiger Tisch, Stühle darum, einfache Regale und eine alte Waschschüssel aus Porzellan.
In der Nähe des Kamins gab es nur eine gemütliche Steinbank, auf der Wolfsfelle lagen. Elektrisches Licht war nicht vorhanden. Helligkeit spendeten die beiden von der Decke hängenden Petroleumfunzeln. Die auf dem Tisch liegenden modernen Taschenlampen paßten irgendwie nicht in dieses Haus, erinnerten jedoch daran, daß die Zeit nicht stehengeblieben war.
Marek schloß die Tür.
Der Köhler stand bereits am Regal, holte eine Flasche herunter und entkorkte sie. Er brannte seinen Schnaps selbst. Marek kannte ihn. Immer wenn er ihn trank, hatte er das Gefühl, sein Magen würde explodieren und in mehreren Teilen davonfliegen.
Zwei dickwandige Tonbecher holte Stephan ebenfalls und schenkte sie halb voll.
»Willst du mich vergiften?« fragte Marek.
Durch das Bartgestrüpp des Köhlers drang ein leises Lachen.
»Wieso vergiften?« fragte er. »Dieser Schnaps ist gut. Auch für die Gesundheit. Wenn ich mal krank bin, reite ich mich damit ein, ansonsten trinke ich ihn. Er tut immer gut. Hier, nimm!«
Marek packte den Becher. Er hob ihn an und prostete seinem Freund Stephan zu.
»Worauf trinken wir?« fragte der Köhler.
»Auf unseren Sieg.«
»Ja, auf unseren Sieg!«
***
Man hatte uns nicht vergessen. Und man hatte vor allen Dingen nicht vergessen, daß es unter anderem Suko und mir zu verdanken war, wenn der Vampir Kalurac nicht mehr lebte.
Entsprechend freundlich war der Empfang am Flughafen von Bukarest. Man schlug uns auf die Schulter, lud uns zu einem Schnaps ein und wollte von vergangenen Zeiten reden.
Wir
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