0245 - Verdammt und begraben
wir die Kälte. Es war wesentlich kühler als in Bukarest. Es tat gut, daß wir die dicke Kleidung angezogen hatten.
Über 20 Minuten vergingen. Soldaten beobachteten uns mißtrauisch. Über ihren Schultern hingen die MPi’s. Aus den Schornsteinen der grauen Kasernen quoll dünner Rauch.
Ich zündete mir eine Zigarette an. Als ich mit der Schachtel auf einen in der Nähe stehenden Posten wies, schüttelte dieser den Kopf. Unter den Augen seines Vorgesetzten nahm er keine westlich dekadenten »Bestechungsgeschenke« an.
Natürlich hatten wir uns weit genug von der Maschine entfernt.
Während des Tankvorgangs ist das Rauchen verständlicherweise strengstens verboten.
Der Pilot kehrte zurück. Er winkte uns zu. Es war also alles in Ordnung.
Wenig später saßen wir wieder in der Maschine und stiegen in die graue Luft. Ich hatte das Gefühl, als würde sie nach Schnee schmecken, und auch die großen Wolken weit über den Gipfeln der fernen Berge sahen mir schneegefüllt aus.
Mit dem Piloten sprach ich auch darüber. Der Mann hob die Schultern. »Es ist gut möglich, daß es bald schneien wird.«
»Bevor wir das Ziel erreicht haben?«
»Hoffentlich nicht. Denn die Schneefälle kündigen sich zumeist mit einem Sturm an, der nach einem Tag erst abflaut. Es schneit dann weiter.«
Schon bald erreichten wir das Vorgebirge. Die Gegend unter uns wurde nicht nur hügeliger, sondern auch bewaldeter. Die Orte lagen weit verstreut. Als würden sie Schutz suchen, so wirkten die Häuser, wenn sie sich im Schatten der Berge duckten.
Recht bald sahen wir den Schnee.
Die Felder lagen unter uns. Sie schimmerten weiß und schienen mit einem leichten grauen Schleier bedeckt zu sein.
»Nebel!« meldete Jarek.
In der Tat konnte man die grauen Schleier über dem Schnee so umschreiben. Als wir weiterflogen und in die Täler schauten, entdeckten wir schon den grauen Dampf.
Er lag in dicken Wolken über den Wäldern und stieg allmählich höher.
Der Pilot wandte sich an uns. Wir sahen seinen besorgten Blick.
Suko fragte: »Wie lange müssen wir noch fliegen?«
Mit den Händen deutete der Mann eine Zeitspanne von zehn Minuten an. Wir schafften es in acht.
Und wir hatten Glück. Zwar befand sich der Ort Petrila auch in unmittelbarer Nähe der Nebelfelder, doch der Dunst hatte sich nicht so stark verdichtet, daß er eine Orientierung unmöglich machte. Ich erkannte einiges wieder. Den schlanken Turm der Kirche, das Gemeindehaus, gleichzeitig Parteizentrale, und auch die um den Ort liegenden Höfe der Bauern. Man hatte den Hubschrauber schon gehört. Zahlreiche Menschen liefen zusammen. Sie versammelten sich bei der Festwiese, denn dort wollten wir landen.
Der Pilot hatte den Auftrag bekommen, zu warten, bis wir zurückkamen. Und wenn es drei Tage dauerte. Wir verabschiedeten uns mit einem Kopfnicken und liefen an den staunenden Menschen vorbei in Richtung Dorf. Wir wußten noch genau, wo sich das Zentrum befand. Es gab dort einen Marktplatz, um den sich alle Häuser gruppierten und mit ihren Fenstern auf den Mittelpunkt des Platzes zu schauen schienen, einem herrlichen Steinbrunnen, der als Zierde eine Reiterfigur trug, die ein Schwert drohend gegen den Himmel gereckt hielt.
»Da hat sich nichts verändert«, bemerkte Suko.
Auch ich war seiner Meinung. Fehlte nur noch der Bürgermeister und Parteibonze von Petrila. Er hatte uns beim ersten Besuch auch begrüßt.
Das Dorf wirkte nicht ausgestorben. Die Menschen, die uns begegneten oder sahen, schauten uns zuerst nur kurz an, dann intensiver, einige lächelten auch und grüßten.
Man schien uns erkannt zu haben. Angesprochen wurden wir nicht.
Schließlich ließ sich auch der Bürgermeister blicken. Vor Jahren hatte er bei unserem ersten Zusammentreffen ziemlich kühl und unpersönlich reagiert, jetzt allerdings strahlte er.
»Welcome!« rief er in unserer Heimatsprache. »Meine Freunde aus England. Das ist eine Überraschung!«
Wir mußten uns Umarmungen gefallen lassen. Nur Bruderküsse tauschten wir nicht aus.
»Warum hat man mir nichts gesagt?« rief der Mann mit der Halbglatze immer wieder. »Warum nicht?«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht sollte es eine Überraschung werden.«
Er winkte ab. »Ach nein, keine Überraschung. Und was wollt ihr hier? Geht es wieder um Vampire?«
»Ja.«
»O nein!« Er raufte sich die wenigen Haare. »Dieser Marek ist unbelehrbar, wirklich.«
»Er weiß nicht, daß wir hier sind.«
»Ach so. Eine Überraschung.«
»Ja.«
»Soll
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