0246 - Der Spielhöllen-Dämon
ihren Oberkörper, und das blonde Haar fiel bis auf die Schultern.
Die Jacke hatte Gabi im Wagen gelassen, dafür die Tasche mitgenommen. Sie hing über ihrer rechten Schulter und schwang bei jedem Schritt lässig hin und her. »Stell dich doch nicht so an!« rief Didier.
Gabi blieb stehen und drehte sich um. Ihr rundes Gesicht mit der kecken Stupsnase verzog sich, als sie die Lippen zu einem Lächeln kräuselte. »Was willst du eigentlich? Ich denke, wir spielen.«
»Klar.«
»Dann komm.«
Die beiden standen in einem Wettbewerb. Sie rechneten die Spiele gegeneinander auf. Wer nach dem morgigen Tag verloren hatte, konnte von dem anderen etwas fordern.
Darauf war Didier natürlich eingegangen. Allerdings wußte er nicht, daß Gabi schon in Deutschland mit einer Clique fast jeden Abend im Jugendheim flippern war und sie es schon zu einer wahren Meisterin gebracht hatte. So kam es, daß sie sogar einige Punkte Vorsprung hatte, und Didier mußte sich verflixt anstrengen, wenn er aufholen wollte. Die anderen kamen.
Sofort war die Halle mit Stimmenwirrwarr erfüllt. Für die übrigen Schüler gab es nur die Killerautomaten. Sie wollten ihre Erfolgserlebnisse dort holen. Gabi wartete am Flipper. »Wer hat das erste Spiel?«
»Der Verlierer von gestern.«
»Also du.«
Didier grinste schief. Gern hörte er so etwas nicht. Aber es war eine Tatsache, und daran konnte er nichts ändern. Er warf ein Geldstück in den Schlitz. Die Elektronik begann zu arbeiten. Eine Kugel wurde ausgestoßen, rollte in die Gasse und blieb liegen.
Lampen glühten auf der hochkant stehenden Fläche am Ende des Automaten. Unter der dicken Glasscheibe geriet ebenfalls etwas in Bewegung. Gongschläge erklangen, dazu summende Musik. Da der Apparat Digitalanzeige besaß, hörte man nur ein leises Ticken. Didier la Grange schob die Ärmel seiner Jacke ein wenig höher, bevor er seine Hände auf die mit Lederlaschen weich gemachten Kanten des Apparates legte.
Er zog die Spannfeder zurück. »Jetzt gilt es«, sagte er und konzentrierte sich. Er war voll eingestiegen. Für ihn gab es nur eins.
Sieg!
***
Und an den Sieg dachte auch ein junger Mann namens Eddy Blyton. Er hatte auf seine Uhr geschaut, ein wenig nachgerechnet und war zu dem Entschluß gekommen, daß seine Schulkameraden jetzt die Klassenzimmer verlassen mußten.
Auch sein besonderer Freund, Didier la Grange!
Ihn haßte er, und er war es, dem Eddy die Pest an den Hals wünschte. Er stand vor seinem Computer und schloß die Augen.
Ein Zittern durchlief ihn, als er an Didier dachte. Er sah ihn trotz der geschlossenen Augen genau vor sich. In Aufreißer-Pose stand er da, spöttisch auf die anderen niederblickend. Einen Arm hielt er um Gabi gelegt, die ihm, Eddy Blyton, auch sehr gefallen konnte.
Aber so etwas riß sich Didier unter den Nagel.
Eddy war sein Opfer gewesen. Didier hatte ihn verhöhnt und verspottet. Lächerlich gemacht, und das vor den Mitschülern. Die Mädchen hatten über ihn gekichert, keines wollte etwas mit ihm zu tun haben. Außerdem war er der beste Mathematiker aus der Klasse. Und mit so trockenen Typen schlief man nicht, das jedenfalls war die Meinung der meisten weiblichen Personen.
Wenn die gewußt hätten, wie trocken Eddy tatsächlich war, sie hätten sich gewundert. Er war der Mann, der sie alle in den Sack steckte, denn er hatte einen Freund wie keiner.
Den Teufel!
Jetzt mußten sie sich auf dem Weg befinden. Sicherlich fuhr dieser Hundesohn la Grange mit dem Wagen. Da war er blitzschnell am MANHATTAN 2000.
Eddy öffnete die Augen wieder. Er schien aus einem tiefen Traum erwacht zu sein.
Allerdings aus einem Alptraum, denn sein Herz schlug schneller als gewöhnlich, und auf seiner Stirn lag dick der Schweiß. Die Gedanken an la Grange hatten ihn innerlich aufgewühlt, er konnte sich fast kaum noch konzentrieren.
»Was ist denn mit dir?« hörte er die tiefe, leicht grollende Stimme. Er zuckte zusammen, schaute dann nach vorn und sah das Gesicht des Teufels auf dem Bildschirm.
Eddy versuchte ein Lächeln. Es wurde nur ein Grinsen.
»Willst du nicht anfangen?« fragte der Satan.
»Ja, ja, ich…« Der Junge schaute auf seine Uhr. Gleich mußte es soweit sein. Sie standen sicherlich schon an den Flippern.
»Los«, sagte der Satan. »Ich gebe dir die Kraft. Hol dir diese Bastarde endlich!«
»Ja!« brüllte Eddy. »Ja, ich mache es…«
Sein Lachen hallte schaurig durch den Kellerraum, als er sich auf seine schreckliche Rache
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