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0246 - Fähre aus dem Jenseits

0246 - Fähre aus dem Jenseits

Titel: 0246 - Fähre aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Piratenliedes. Wie ein entfesseltes Höllenheer stürzten sich die toten Seeräuber an Deck der ›Hamlet‹. Jedem der Leichname, in denen die Hölle das Leben neu entfacht hatte, konnte man ansehen, auf welche Art er gestorben war.
    Hier war ein grobschlächtiger Kerl, in dessen Brust noch das Fragment eines Schwertes steckte, ein anderer wies alle Anzeichen einer Wasserleiche auf. Hatte man ihn über die Planke gehen lassen oder war er bei Sturm über Bord gespült worden - das interessierte niemanden. Auf Geheiß des Urgastrias war das Leben in den toten Körper zurückgekehrt.
    Bei einer großen Anzahl der toten Piraten jedoch lag etwas um den Hals, das wie ein roter Strich aussah. Das waren die Vitalienbrüder, die damals mit Störtebecker zusammen enthauptet worden waren.
    Florian Schmidt nahm das alles nur am Rande war. Der Pirat, der mit grausigem Geschrei auf ihn eindrang, war zwar klein und gedrungen, - aber die beiden Messer in seinen Händen ließen erkennen, daß er äußerst gefährlich war.
    Schon schwirrte das erste Messer heran. Reflexartig warf sich Florian zur Seite. Die scharfe Klinge wirbelte haarscharf an seinem linken Ohr vorbei. Bevor er den ersten Schreck verdaut hatte, kam das nächste Messer geflogen. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, machte Florian mit der rechten Hand eine abwehrende Bewegung. Doch diese Hand hielt das Schwert.
    Das Unmögliche geschah. Das Messer, das sonst die Brust des Jungen durchbohrt hätte, wurde von der vorgestreckten Klinge beiseite geschleudert. Mit einem Wutschrei sprang der Geisterpirat Florian Schmidt an. Er sprang in sein Verderben. Denn der Junge hatte das Schwert noch vorgestreckt. Blitzend durchbohrte die Klinge den Piraten in der Gegend, wo bei einem lebendigen Menschen das Herz sitzt.
    Erstaunt erkannte Florian Schmidt, daß sich für den Bruchteil einer Sekunde über das eben noch in wahnsinniger Angriffswut verzerrte Gesicht des Untoten ein tiefer Frieden senkte. Dann zerfiel die Gestalt vor Florian Schmidt zu Staub.
    »Das Herz! Ihr müßt das Herz treffen! So tötet ihr sie!« rief Florian den anderen zu.
    »Stimmt!« hörte er einen Atemzug später Manfred Riegel rufen. Obwohl seine gedrungene Gestalt keine besondere Beweglichkeit ahnen ließ, war Manfred ein emstzunehmender Kämpfer, der sich durch regelmäßiges Squash-Spiel Beweglichkeit und schnelle Reaktion angeeignet hatte. Die rasenden Bewegungen, mit denen er sonst den Schläger handhabte, übertrug er auf das Schwert. Wie eine Schlange ließ er die Klinge auf - und abzucken. Kaum hatte er Florians Ruf vernommen, als er mit einer brilliant geschlagenen Quart den Säbel seines Gegners beiseite fegte und zustieß. Ubergangslos verschwand auch sein Gegner. Das nahm Riegel jedoch nur am Rande wahr, denn er wirbelte, durch einen Warnruf Volkers aufmerksam gemacht, herum. Das Schwert beschrieb einen blitzenden Kreisbogen. Und traf!
    Wieder fand einer der unseeligen Piraten seinen Frieden.
    Mit mächtigen Schlägen brach sich Volker Kummer dorthin Bahn, wo sich Ralf Töpfer verzweifelt gegen drei eindringende Gegner wehrte. Zwei Schwerthiebe und der grüne Ghoul hatte wieder etwas Luft. Die Waffen der zu Staub zerfallenden Piraten klirrten zu Boden und wurden sofort von den Matrosen der Hamlet aufgehoben. Diese Schlag- und Stichwaffen waren besser für solch einen Kampf zu gebrauchen als die Eisenstangen, die sie sich im Kabelgatt besorgt hatten.
    Mit neuem Mut kämpfend traten sie den Geisterpiraten entgegen. Immer wieder gelang es ihnen, die Deckung der Piraten zu durchbrechen und mit einem Schwertstoß den verdammten Seelen den Frieden zu geben. Aber sie waren Matrosen und keine Schwertkämpfer. Und sie waren viel zu wenige.
    Für jeden Geisterpiraten, der den Weg in das ewige Nichts antrat, sprangen heulend und johlend fünf andere in die Bresche.
    Überall mußten die Reihen der Verteidiger langsam weichen. Alles drängte sich zurück zum Heck der ›Hamlet‹. Es schien, als sollte dort auf dem Sonnendeck die letzte Schlacht ausgefochten werden.
    Kapitän Kempka, mußte von der Brücke aus den todesmutigen Kampf seiner Männer mit ansehen, ohne helfend eingreifen zu können. Er ahnte, daß auch die verschlossenen Türen die Piraten nicht aufhalten konnten, ins Innere des Fährschiffes vorzudringen, wenn die Reihen der Verteidiger zusammengebrochen waren.
    Nur dort, wo Hexen-Hermann das Schwert schwang, gab es etwas Luft. Der mächtige Mann mit dem langen Blondhaar und dem wilden

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