0246 - Fähre aus dem Jenseits
helfen keine Waffen… lieber ertrinken, wie es sich für einen anständigen Seemann gehört… der Fliegende Holländer… !« wurde ringsum gemurmelt.
»Der Fliegende Holländer ist nur ein Schiff!« unterbrach der Kapitän die aufkommende Angst. »Seit wann fürchten sich Männer von der Waterkant vor Altweibermärchen. Wenn jetzt noch einer das Wort ›Klabautermann‹ sagt, dann werde ich ihn so verprügeln, wie ihn sein Vater nicht verprügelt hat. Und jetzt auf eure Plätze!« Die letzten Worte schrie der Kapitän. Wie von einer Peitsche getroffen zuckten die Männer zusammen. Wortlos verließen sie die Brücke und verteilten sich befehlsgemäß auf dem Schiff.
Aufmerksam beobachtete Hein Bressel durch das Fernglas die herankommenden Koggen. Er hatte aufgegeben, das Steuer herumreißen zu wollen. Das Rad ließ sich keinen Millimeter weit bewegen. Und die ›Hamlet‹ wich nicht ein Grad von ihrem Kurs ab.
»Da… da sind tatsächlich Menschen an Bord, Käptn!« rief der Rudergänger. »Bei Neptun, die haben mittelalterliche Kostüme an. Und Waffen! Schwerter! Äxte! Hellebarden! Helgoland liegt gerade hinter uns. Und da hatten die wildesten Piraten der Nordsee ihren Schlupfwinkel. Aber das ist nicht möglich… !«
»Da! Die Gallionsfigur am Bug des vorderen Schiffes! Der Wolfsschädel! Und jetzt… ja ich kann den Namen der Kogge jetzt genau entziffern. Es ist der Seewolf!«
»Ich habe es geahnt!« stöhnte Bressel. »Der Teufel hat ihn aus der Hölle herausgelassen, um uns zu verderben. Seine Flotte hat man damals vor Helgoland vernichtet. Ihm und die Spießgesellen auf dem Grasbrook in Hamburg die Köpfe abgeschlagen. Und jetzt hat ihn die Hölle wieder ausgespien!«
»Klaus Störtebecker!« hauchte der Kapitän…
***
»Dämonenschiffe! Sie kommen direkt auf uns zu!« knirschte Manfred Riegel. »Aber wir haben Waffen. Wir werden uns wehren!«
Wie selbstverständlich hatten sich die mit den Schwertern bewaffneten Jungen bei den Matrosen mit eingereiht. Die wortkargen Seemänner fragten nicht. Jeder, der bei diesem Kampf den Mut aufbrachte, sich dem Gegner zu stellen, war willkommen.
»Sagt besser, daß es Schiffe sind, die uns Dämonen geschickt haben!« unterbrach Aurelian im Flüsterton. »Mit einem Blick in den Spiegel von Saro-esh-dyn habe ich sie geschaut. In den Tagen ihres Lebens waren sie Piraten. Dämonenkräfte ließen ihre gesunkenen Schiffe vom Grunde der Nordsee emporsteigen. Dort vom, das vorderste Schiff, das ist der Seewolf, das Flaggschiff Störtebeckers. Seht ihr am Vorderkastell die zwei Löcher. Dort wurde das Schiff von der ›Bunten Kuh‹ gerammt! Das war die Kogge, von der aus Simon von Utrecht den Befehl über die Hanse-Flotte führte. Die Piraten waren machtlos, weil ein Verräter Blei in Störtebeckers Steuer gegossen hatte und das Schiff damit manövrierunfähig wurde!«
»Das ist es!« wiederholte Hein Bressel im Geist, der zu den Verteidigern getreten war, da er dem Kapitän auf der Brücke nichts mehr nutzen konnte. »Die Geschichte wiederholt sich umgekehrt. Nur ist es diesmal Zauberei, die unsere Steuerung lahmlegt. Eingegossenes Blei hätten unsere Techniker bemerkt!«
»Es sind die Geister der toten Piraten, die bald das Schiff entern werden!« raunte Aurelian leise. »Das macht die Angelegenheit gefährlich. Denn der Höllenherrscher gab ihnen die längst vermoderten Körper zurück. Sie sind nicht einfach zu besiegen. Lieber wäre es mir, wenn diese Schiffe tatsächlich von Dämonen besetzt wären!«
»Und warum das?« fragte Florian Schmidt. »Sind denn Dämonen nicht viel gefährlicher?«
»Die Kräfte der Finsternis sind nicht gleich!« erklärte Aurelian. »Dämonen werden anders als Gespenster, Zombies, Vampire oder Werwölfe abgewehrt. Ich habe eure Schwerter zu Waffen des Guten gemacht und ihnen die Macht gegeben, Dämonen zu töten, wenn sie von der Klinge berührt werden, sofern es sich nicht um Fürsten des Höllnreiches handelt. Zwar kann man mit diesen Waffen auch gegen anderen Spuk antreten… !«
»Die Waffen sind also nicht nutzlos?« warf Volker Kummer ein.
»Nein!« sagte Aurelian. »Nur müßt ihr den Gegner damit so treffen, als wäre er lebendig. Während ein Dämon bei der geringsten Berührung mit der Waffe zu Staub zerfällt, müßt ihr diese Gegner damit wirklich besiegen!«
»So ganz fremd ist uns die Handhabung solcher Waffen nicht!« erklärte Manfred Riegel. »Obwohl ich lieber ›Boromir‹ meine Streitaxt, in der Hand
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