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0246 - Fähre aus dem Jenseits

0246 - Fähre aus dem Jenseits

Titel: 0246 - Fähre aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Sirren zischte das Entermesser an seinem linken Ohr vorbei.
    Auf Anhieb erkannte der Meister des Übersinnlichen, daß sein Gegner nicht mit einer gewöhnlichen Waffe zu töten war. Trug er auch nicht das Amulett des Leonardo - sein jahrelanger Kampf gegen die Geschöpfe des Teufels hatten seine Sinne geschärft.
    Professor Zamorra wußte zwar nicht, daß der Angreifer einer von den Männern war, die einst Klaus Störtebeckers bitteren Weg zur Richtstätte geteilt hatten - aber er erkannte, daß er es mit einem Wesen zu tun hatte, dem die Macht der Hölle neues Leben gab.
    Instinktiv schlug er mit dem Ju-Ju-Stab zu. Der Geisterpirat wurde voll getroffen. Die Wucht des Hiebes warf den Untoten beiseite.
    Aber sonst geschah nichts!
    War das die ganze Zauberei? Griff der Stab nicht die Geschöpfe der Finsternis an wie damals im Orinoco-Delta die Zombies? [5]
    Dann war er zu wenig mehr nütze als ein gewöhnliches Stück Holz.
    Übergangslos kam der nächste Angriff. Heulend sprang der Untote Zamorra an. Instinktiv wich der Parapsychologe etwas zurück - und glitt aus. Vergeblich bemühte er sich, mit rudernden Armbewegungen das Gleichtgewicht zu halten. Der Fall war nicht mehr zu bremsen.
    Sein gespenstischer Gegner nutzte diese Lage sofort. Wie eine Katze sprang er Zamorra an. Das Entermesser zischte durch die Luft.
    Mit einer Reflexbewegung schlug Zamorra zu, während er nach hinten fiel.
    »Das Amulett würde das Messer jetzt verglühen lassen!« durchzuckte es Zamorras Hirn, als er sah, wie sich der uralte Stab und die auf ihn geschwungene Waffe in der Luft trafen.
    Das Unmögliche geschah. Es schien, als wenn sich das Entermesser in dem Ju-Ju-Stab verhakte, obwohl nicht zu erkennen war, daß eine Kerbe in das Holz getrieben wurde. Oder war es eine Art Magnetismus?
    Professor Zamorra hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Er akzeptierte die Tatsache, daß die beiden Gegenstände sich nicht voneinander lösen ließen.
    Im selben Augenblick umfloß ein rötlicher Schimmer das Entermesser in der Hand des Geisterpiraten. Übergangslos verschwand die Waffe im Nichts.
    Der Untote stieß einen unartikulierten Schrei aus, als er merkte, daß er waffenlos war. Wie die Klauen eines Raubvogels griffen die Hände des Geisterpiraten nach Zamorras Kehle.
    »Vernichte diesen Diener des Bösen!« befahl Zamorra im Geiste dem Ju-Ju-Stab. »Schleudere ihn in die Dimensionen, aus denen es keine Rückkehr gibt!«
    Obwohl der Parapsychologe sein Unterbewußtsein sprechen ließ, handelte der Stab sofort. Ein gleißender, grellweißer Blitz schoß aus dem oberen Ende des Ju-Ju-Stabes. Für den Bruchteil eines Herzschlages wurde der Geisterpirat von der unirdischen Energie eingehüllt. Professor Zamorra sah, wie der verzerrte Gesichtausdruck wich und tiefer Friede sich über die Züge des Untoten senkte.
    Der Fluch war gelöst! Nun fand die Seele Frieden.
    Dann war der Geisterpirat verschwunden. Professor Zamorra atmete auf.
    Der Ju-Ju-Stab war nicht nutzlos. Er konnte damit die Gestalten der Finsternis bekämpfen.
    Zamorra wußte, daß er von seinem neuen Wissen sofort Gebrauch machen mußte. Noch während er sich aufrappelte, sah er das Grauen an Bord. Das Klirren der Schwerter, das schauerliche Geheul der Untoten und die Rufe der verzweifelt um das nackte Leben laufenden Passagiere drang an sein Ohr.
    Professor Zamorra rannte los. Er mußte eingreifen.
    Mit weit aufgerissenen Augen erkannte er, daß alle Piratenschiffe sich längsseits gelegt hatten und aus den Luken der Koggen immer neue Horror-Gestalten strömten.
    Die Übermacht war erdrückend. Und Professor Zamorra war alleine…
    ***
    »Dieses Amulett!« vernahm Regina Stubbe die heisere Stimme des Mannes, dessen Gesicht im dunklen Wageninneren kaum zu erkennen war. »Endlich ist es mein. Gib es mir!«
    »Aber es gehört mir nicht!« keuchte Regina Stubbe. »Professor Zamorra ist ohne das Ding wehrlos. Und hier auf dem Schiff gehen unheimliche Gestalten um… !«
    »Mit dem Amulett werde ich ihr Herr sein. Und mit der Kraft dieser magischen Scheibe werde ich den Teufel in meine Dienste zwingen. Gibst du es mir nicht freiwillig, werde ich es mir nehmen!« klang die Stimme des Mannes gefährlich leise.
    »Sehr mutig! Ich bin ja gefesselt!« sagte Regina Stubbe. Ihr schlanker Körper spannte sich zu einer Abwehrreaktion.
    Aber im selben Moment wurde der sich dem Mädchen nähernde Mann zurück gerissen.
    »Vergiß unsere Abmachung nicht!« klirrte eine Stimme wie zerbrechendes Glas.

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