0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
einmal: Wo ist hier die Post? Ich möchte feststellen, ob ein Brief von Joe Conner an jemanden, der den Vornamen Bill trägt, in Salt Lake City heute schon aufgegeben wurde. Dann können wir die Kollegen dort anrufen und uns ihre Erlaubnis einholen, den Brief zu öffnen. Vielleicht bringt uns das auf eine Spur, warum Conner so plötzlich verschwunden ist.«
»Das lässt sich leicht feststellen«, brummte der Sheriff. »Kommen Sie! In ganz Wendover gibt es nur zwei Briefkästen. Die sind schnell kontrolliert.«
Wir suchten den Postvorsteher auf. In unserem Beisein sah er alle eingegangenen Briefe durch. Er fuhr selbst mit uns zu den beiden Briefkästen und entleerte sie.
Es gab keinen Brief, der an einen Bill XY in Salt Lake City adressiert war, genauso wie es keinen gab, der Conners Absender trug. Ratlos bedankten wir uns beim Postvorsteher und ließen den verwunderten Mann seiner Wege ziehen.
»Was nun?«, fragte Leewater.
»Wie sieht das mit Ihrer Sekretärin aus, Sheriff?«, erkundigte ich mich. »Die Art, wie sie von Joe Conner sprach, ließ ein gewisses vertrauliches Verhältnis der beiden ahnen?«
»Die beiden sind die dicksten Freunde, die man sich nur denken kann.«
»Dann werden wir sie über Conner ausfragen. Sie müsste uns alle infrage kommenden Orte nennen können, wo wir Joe Conner mit einiger Aussicht auf Erfolg suchen können. Es sei denn, er ist einem Verbrechen zum Opfer gefallen.«
»Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!«, knurrte Leewater.
Zehn Minuten später betraten wir das Sheriff Office wieder.
Und von Ruth war nichts zu sehen. Der Sheriff durchsuchte das ganze Haus nach dem Mädchen. Erst als er ergebnislos davon zurückkehrte, fand er auf dem Schreibtisch den Zettel, den sie hinterlassen hatte:
Joe rief an. Müsste mich sofort sprechen. Ich konnte es ihm nicht abschlagen, es scheint sehr wichtig zu sein. Bin schnellstens wieder zurück. Entschuldigung! Ruth.
Diesen Zettel fanden wir gegen elf Uhr vormittags. Nachmittags um drei waren Joe Conner und das Mädchen noch immer spurlos verschwunden.
***
Um halb vier seufzte Leewater und sagte mutlos: »Ich weiß keinen Ort mehr, wo wir sie suchen könnten. Seit heute früh gegen elf haben wir die ganze Gegend abgeklappert. Natürlich kann es sein, dass die beiden irgendeine Stelle in der Wüste haben, die nur sie beide kennen, und dass sie sich dort getroffen haben. Aber wie sollen wir diese Stelle finden? Wir brauchten hundert Flugzeuge, wenn wir die ganze Wüste bis zum Einbruch der Dunkelheit damit absuchen wollten.«
»Ich weiß nicht«, brummte Phil. »Vielleicht haltet ihr mich für verrückt. Aber einen Platz gibt es, wo wir überhaupt noch nicht gesucht haben.«
»Nämlich?«, rief Leewater gespannt.
»Den Flugplatz«, erwiderte Phil.
»Aber dort können sie doch gar nicht sein«, rief der Sheriff ärgerlich. »Sie wissen doch, wie schwierig es ist, auch nur am ersten Schlagbaum vorbeizukommen, gar nicht zu reden von der Hauptwache.«
»Ist mir alles bekannt«, nickte Phil. »Aber rein logisch gesehen bleibt es der einzige Ort, wo wir nicht gesucht haben, außer der Wüste, wo jedes Suchen von vornherein sinnlos ist, weil man genauso gut im Atlantik einen bestimmten ausgesetzten und markierten Hering suchen könnte.«
Ich stand auf.
»Du hast recht«, sagte ich. »Wir fahren zum Flugplatz. Seit Jahren wissen wir, dass ein Kriminalist methodisch vorgehen soll, und dass er vor allem keine Tabus kennen darf, und immer wieder ertappt man sich dabei, dass man sich selbst ein solches Tabu errichtet. Was heißt schon, ›sie können nicht dort sein‹? Das wissen wir erst, wenn wir den Flugplatz mit allen seinen Gebäuden abgesucht haben. Also los! Kommen Sie mit, Sheriff?«
Leewater stand auf und nickte grimmig.
»Sicher komme ich mit! Dass etwas nicht stimmt, liegt doch auf der Hand! Glauben Sie, ich lasse Ruth in der Patsche sitzen?«
»Stop!«, rief Phil. »Ich wollte Sie gerade bitten, hierzubleiben, Sheriff.«
Leewater zog ein beleidigtes Gesicht.
»Warum? Halten Sie mich für einen…«
»Keine hübschen Redensarten, bitte«, grinste Phil. »Wir halten Sie für einen sehr sympathischen Burschen, Leewater. Aber es kann sein, dass wir auf dem Flugplatz vier, fünf Stunden lang herumsuchen, während Ihre Ruth, womöglich gar mit diesem Conner, inzwischen längst wieder hier eingetrudelt ist. Sie müssen hierbleiben, damit Sie uns draußen anrufen können, wenn die beiden aufkreuzen.«
Leewater suchte
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