0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
nicht einfach für sich behalten konnte! Er machte sich doch mitschuldig an dem Blutbad, das eines Tages entstehen musste, wenn sie nicht vorher überführt werden konnten!
Aber was sollte er tun? Sein Leben riskieren? Wer würde es ihm schon danken? Er war eben ein Idealist, würde man an seinem Grab sagen. Wenn es überhaupt herauskam, warum er sich geopfert hatte. Vielleicht blieb es ein Geheimnis, dann würden die Leute die Achseln zucken und sagen: Wieder so ein rätselhafter Mordfall. Hoffentlich erwischt die Polizei bald die Schuldigen. Man ist ja seines Lebens nicht mehr sicher.
Joe Conner ging ruhelös im Wohnzimmer auf und ab. Er spürte noch das Nachklingen der Schmerzen von ihren Schlägen, er spürte noch die ohnmächtige Wut auf die Leute, die ihn gequält hatten, aber was, zum Teufel, was sollte er tun?
Sie brauchten nur sein Haus beobachten zu lassen, und sie würden sehen, wenn er sich aufmachte, um den Sheriff aufzusuchen. Und telefonieren? Wer konnte wissen, ob sie nicht die Telefonleitungen angezapft hatten? War ihre Organisation nicht vielleicht schon so groß, dass sie überall ihre Spitzel und Gewährsleute hatten? Konnte er denn wissen, ob nicht vielleicht sogar der Sheriff schon bestochen war? Nicht unbedingt mit Geld, dazu war Leewater vielleicht ein zu grundehrlicher Bursche, aber konnte es nicht sein, dass ihm ihre fanatischen Ideen eingeleuchtet hatten? Wer weiß schon, was normale Menschen für Wahnvorstellungen entwickeln können?
Er steckte sich eine Zigarette an und ließ sich in einen Sessel fallen. Es schien unmöglich, zum Sheriff zu gehen. Telefonieren war genauso voller gefährlicher Risiken.
Aber wie war es 'eigentlich mit Schreiben?
Er sprang auf, besessen von dem plötzlichen Einfall, ein Brief könnte ihn aus seiner seelischen Verwirrung, aus seiner Gewissensnot befreien. Wie war das? Konnten sie einen Brief von ihm abfangen? Hatten sie die Möglichkeit dazu, konnten sie diese Möglichkeit überhaupt haben?
Er durchdachte das Problem von allen Seiten.
Angenommen, einer der Leute bei der Post arbeitete für sie. Er konnte trotzdem nicht jeden Brief heimlich öffnen, lesen und entweder als harmlos wieder zukleben und weitergehen lassen oder als gefährlich für ihre Organisation verschwinden lassen. Beim besten Willen konnte er das nicht tun. Also was würde er tun? Er würde auf die Adressen und auf die Absender achten.
Mit dem Absender war es kein Problem. Man ließ ihn einfach weg oder malte den Namen irgendeiner alten Tante aus dem Dorf darauf, die für die Organisation sicher nicht von Interesse war.
Schwieriger war es mit der Adresse. Wenn er an das FBI schrieb, bestand von vornherein, unter den gegebenen Umständen, die Gefahr, dass der Brief gleich unterschlagen wurde. Dasselbe war vielleicht mit der Adresse des Sheriffs der Fall. Er musste eine unverfängliche Anschrift wählen, die es aber dennoch gewährleistete, dass der Brief in die richtigen Hände kam, also zum FBI weitergeleitet wurde.
Das war es! Er musste an jemanden schreiben, von dem er sicher sein konnte, dass der Empfänger die eigentliche Mitteilung, die natürlich außer dem Anschreiben an den Adressaten im Brief vorhanden sein musste, an das FBI weiterleitete. Aber wer kam dafür infrage?
Natürlich hatte er in der Gegend ein paar Bekannte. Aber wer war so zuverlässig, dass man sich wirklich auf ihn verlassen konnte in einer Sache, die nicht nur enorm wichtig war, sondern ihm auch das Leben kosten konnte, wenn die falschen Leute von seinem Schritt Kenntnis erhielten?
Eine ganze Weile grübelte er, ohne zu einem Entschluss zu gelangen. Dann riss ihn das Klingeln des Telefons aus seinen Gedanken. Er nahm den Hörer und sagte: »Joe Conner. Was ist los?«
»Hallo, Joe«, sagte eine sympathische Mädchenstimme. »Der Sheriff hat mir gesagt, ich soll dich anrufen, Joe. Er möchte irgendwas mit dir besprechen. Kannst du in einer Stunde mal rüberkommen?«
»Sicher«, nickte Joe und biss sich auf die Lippe. Verdammt noch mal, er war sich gerade darüber klar geworden, dass er es nicht riskieren könnte, zum Sheriff zu gehen! Was sollte er jetzt tun?
»Was ist denn, Joe?«, fragte das Mädchen.
»Wieso, Ruth? Was soll denn sein?«
»Na, du hast doch etwas, was dich bedrückt, Joe, das höre ich doch! Kann ich dir nicht helfen?«
»Nein, ich glaube nicht, danke, Ruth. Aber sag dem Sheriff bitte, er möchte zu mir kommen. Ich könnte ihn nicht aufsuchen, es ginge beim besten Willen nicht. Er
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