0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
schneidend, dass sie zusammenfuhren. Zwei von ihnen blickten einen dritten an.
Phil trat hinzu. Er packte den jungen Burschen mit der linken Hand an der Jacke und zog ihn dicht zu sich heran.
»Dieser Mann ist von einem Hubschrauber vor unseren Augen abgeschossen worden wie ein tollwütiger Hund«, sagte er, und seine Stimme klang iau. »Wussten Sie, dass draußen an dem Häuschen ein Abhörmikrofon befestigt war?«
Der junge Soldat schlotterte an allen Gliedern. Er schüttelte den Kopf. Die blanke Angst stand in seinen Augen.
»Lass gut sein, Phil«, sagte ich leise. »Wir kommen auch anders dahinter. Komm. Kümmert euch um euren Kameraden!«
Wir ließen das Auto stehen und gingen auf den Schlagbaum zu. Plötzlich schnellte hinter uns eine Stimme vor, wie eine angreifende Klapperschlange.
»Halt! Was geht hier vor? Haben Sie diesen Mann erschossen?«
Ich drehte mich um. Aus dem Wachhaus war ein Sergeant gekommen. Ein Kerl mit einem Gesicht wie ein alter Indianerhäuptling. Er kam drohend auf uns zu, die Fäuste in die Seite gestemmt.
Ich weiß es nicht, warum ich diesen Burschen auf den ersten Blick nicht ausstehen konnte. Irgendetwas in mir, vielleicht ein Instinkt oder sonst was, warnte mich auf den ersten Blick.
»Er wurde, wie Sie leicht sehen können«, sagte ich gepresst, »von einem Maschinengewehr erschossen! Und zwar vor unseren Augen. Glauben Sie, wir rennen mit Maschinengewehren durch die Gegend?«
»Kann man’s wissen?«, bellte er. »Untersucht ihren Wagen!«
Ich holte tief Luft. Aber ich beherrschte mich. Dass uns hier viele Leute nicht ausstehen konnten, wussten wir nur zu genau. Aber als G-man soll man sich nicht vergessen. Ich steckte mir eine Zigarette an, um meine Wut besser unterdrücken zu können.
Die Soldaten hatten sich auf unseren Wagen gestürzt, als hinge ihr Seelenheil davon ab. Selbst den Kofferraum öffneten sie.
Und plötzlich brachte einer von ihnen ein leichtes Maschinengewehr zum Vorschein.
»Hier!«, rief er. »Sie hatten es unter einer Decke versteckt!«
Einen Augenblick zweifelte ich an meinem Verstand. Dann war mir alles klar. In der letzten Nacht hatte der Wagen im Hof zwischen den Gebäuden gestanden, als wir unsere Koffer in das uns so großzügig überlassene Zimmer brachten. Danach hatten wir dem Sheriff die Wagenschlüssel ausgehändigt.
Entweder hatte der Sheriff im Einvernehmen mit den Burschen, die vorhin im Hubschrauber gesessen hatten, das Maschinengewehr in unseren Kofferraum praktiziert oder aber jemand von hier musste es getan haben. Wie dem auch immer sein mochte, die Lage war jetzt alles andere als rosig für uns. Denn die Wachposten hatten ihre Maschinenpistolen in Anschlag gebracht, während der Sergeant mit dem Indianergesicht breit grinste.
»Das habe ich gern! Selber Leute umlegen und die Geschichte uns dann in die Schuhe schieben wollen!«, krächzte er heiser vor Schadenfreude. »Los, nehmt sie in die Mitte und dann ab mit den Halunken ins Arresthaus!«
Ein Blick zwischen Phil und mir genügte. Wie hingezaubert lagen auf einmal unsere Pistolen in den Händen. Leider Pistolen, die wir in unserer ohnmächtigen Wut auf den Hubschrauber leergeschossen hatten. Aber das wussten die Burschen ja nicht. Hoffentlich nicht…
»Stop«, sagte ich. »Wer einen Schritt in unsere Richtung macht, bekommt eine Kugel. Wer den Anfang machen will, braucht es nur zu probieren.«
Es ist wirklich ein wenig angenehmes Gefühl, wenn man mit einer Pistole, in der nicht eine einzige Kugel sitzt, vor einigen Tommy Guns steht. Jedenfalls fühlte ich mich trotz der herrschenden Wärme ziemlich kalt.
»Moment mal!«, sagte eine Stimme hinter dem Sergeanten.
Der Sergeant trat beiseite. Der Captain kam aus dem Wachhaus. Der Sergeant berichtete ihm sehr eingehend, was vorgefallen war. Natürlich hielt er sich am längsten bei dem Umstand auf, dass man von uns ein Maschinengewehr gefunden haben wollte.
Der Captain sah uns an. Dann gab er dem Sergeanten die Hand. Und jetzt sah ich etwas, was mir schlagartig einige Zusammenhänge klarmachte: Auch der Sergeant trug einen Totenkopfring!
***
»Mir gefällt das nicht«, murmelte der Sheriff vor sich hin. »Mir gefällt das ganz und gar nicht…«
Er stand auf und sah auf seine Uhr.
Es war gegen sechs Uhr abends.
Unruhig ging er ein paar Schritte in seinem Office auf und ab. Völlig absichtslos blieb er vor der großen Karte stehen, die fast eine ganze Wand seines Büros bedeckte. Ebenso absichtslos glitt sein Blick
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