0247 - Vampir-Terror
gelogen.
Sie hatte gelogen, als sie sagte, nicht zu wissen, wo er sich aufhielt.
»Ich habe dich erkannt«, flüsterte sie unhörbar. »Ja, ich habe dich erkannt… Du Ungeheuer… Du Vampir…«
***
»Es ist zum Mäusemelken«, sagte Nicole unten im Wagen. »Jedesmal, wenn wir glauben, eine Spur zu haben, stehen wir vor einer massiven Mauer! Es ist gerade so, als ob immer einer vor uns hermarschiert und alle Spuren verwischt…«
Zamorra sah an der Hausfront hoch. »Eine seltsame Begegnung«, sagte er leise. »Eine seltsame Frau. Sie muß ihren Enkel unglaublich hassen.«
»Es ist wohl eher ein Abglanz der alten Furcht. Sie fürchtet sich, daß er wiederkommen könnte«, sagte Nicole. »Und ich kann sie verstehen. Sie muß eine Menge durchgemacht haben.«
Zamorra sah sich um. »Was nun, Mister Sherman?«
»Im Augenblick«, sagte Axel Sherman leise, »bin auch ich mit meiner Kunst am Ende. Ich habe mir von diesem Besuch mehr versprochen.«
Eine Eingebung ließ Zamorra nach den Gedanken Shermans tasten. Aber er stieß gegen eine undurchdringliche Mauer. Er konnte Shermans Gedanken nicht erkennen. Der Mann gehörte zu jenen Leuten, die für Telepathie vollkommen unempfänglich waren. Davon gab es nicht viele, und das machte Zamorra nachdenklich.
»Fahren wir zum Hotel zurück«, sagte er schließlich.
***
Inspector Cadlex glaubte ebenfalls, vor einer Mauer zu stehen. Dieser Axel Sherman war nicht zu Hause anzutreffen. Die Nachbarn hüllten sich in Schweigen. Keiner konnte oder wollte den Polizeibeamten etwas über Shermans Verbleib erzählen. Niemand wußte, wo sich der Mann im Moment aufhielt, ob und wo er arbeitete oder wann er heimkehrte.
»Das gibt’s doch nicht«, knurrte Cadlex. »Die Sache stinkt bis zum Himmel und wieder zurück. Sherman ist doch nicht erst seit zwei Tagen hier behördlich angemeldet! Die Leute verschweigen uns etwas. Sie müssen doch wissen, was mit Sherman los ist!«
»Was schlagen Sie vor?« fragte Sailman resigniert. Er ärgerte sich darüber, daß ausgerechnet diese heiße Spur versiegen sollte. »Ich bin dafür, daß wir jemanden hier als Aufpasser hinstellen, der uns benachrichtigt, sobald Sherman wieder auftaucht.«
»Und wenn das um Mitternacht ist?« fragte Cadlex lauernd.
»Ach, reiten Sie doch nicht immer auf meinem Feierabend herum, Chef«, murrte Sailman unwillig. »Warten wir es doch erst mal ab.«
Cadlex nickte.
»Genau das werden wir tun. Abwarten und aufpassen. Ein Mann mit Funksprechgerät kommt vor die Wohnungstür. Inzwischen machen wir weiter in Theorie und versuchen, andere Anhaltspunkte zu bekommen.«
»Was hältst du von diesem Axel Sherman, Chef?« fragte Nicole ein paar Stunden später in der Hotelbar. Sherman hatte sich vor einiger Zeit zurückgezogen. Roy Embers klebte immer noch wie eine Klette an den beiden, die sich jetzt in den weißen Ledersesseln im Hintergrund der Bar räkelten. Zamorra hatte sich in einen hellen Anzug geworfen, Nicole trug ein dunkles, fußlanges Kleid, das aber zur Entschädigung bis zum Gürtel hinauf geschlitzt war und aufregende Einblicke andeutete. Sie streckte den Arm aus, tastete nach Zamorras Hand und spielte mit seinen Fingern.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Zamorra. »Ich durchschaue ihn nicht so ganz.«
»Also, wenn Sie mich fragen, er erinnert mich an jemanden«, sagte Roy Embers.
»Es fragt Sie aber niemand«, stellte Nicole trocken fest. Embers verschluckte sich an seinem Whiskey und begann, heftig zu husten.
»An wen erinnert er Sie?« fügte Nicole hinzu.
»Ich - weiß - es nicht«, stieß Embers zwischen dem Husten hervor. »Ich weiß, daß wir uns irgendwann schon einmal begegnet sind, aber ich kann nicht sagen, wann und wo das war.«
»Und sein Name sagt Ihnen auch nichts?«
Embers schüttelte den Kopf.
Nicole sah Zamorra an. »Da wir nicht nur hier sind, um Vampire zu jagen, Chef - was machen wir heute abend? Außer zu grübeln, meine ich.«
Zamorra hob die Schultern. »Theoretisch könnten wir durch die Straßen streifen und nach dem Mörder suchen. Praktisch wird das aber unmöglich sein. Wir müssen abwarten. Ich kann noch einmal versuchen, das Amulett einzusetzen.«
»Das heißt also - Null-Programm«, stellte Nicole fest. Sie erhob sich.
»Wohin willst du?« fragte Zamorra.
»Ich gehe ein wenig spazieren«, sagte sie. »Werde mir mal Oxford am Abend ansehen. Ich bin in zwei, drei Stunden wieder hier.«
»Das gefällt mir aber gar nicht so sehr«, brummte Zamorra. »Du weißt doch,
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