0247 - Vampir-Terror
daß der Mörder vorwiegend Frauen auf der Straße überfällt…«
»Aber nicht am frühen Abend«, erwiderte sie. »Außerdem weiß ich mich zu wehren.«
Sie sagte es so bestimmt, daß Zamorra nicht widersprach. Zudem war es ihm selbst nicht nach einem abendlichen Spaziergang. Er brauchte ein wenig Ruhe, um zu überlegen. Er grübelte zwar schon den ganzen Tag darüber, wie man des unheimlichen Mörders habhaft werden konnte, aber bis jetzt war noch nichts dabei herausgekommen. Er hoffte aber, daß die Abendstunden seine Gedanken beflügelten. Er war ohnehin ein Nachtmensch, der tagsüber erst einmal Warmlaufen mußte.
Nicole hingegen hegte ganz andere Gedanken. Sie hatte plötzlich einen Plan entwickelt.
Während ihres Gesprächs mit der alten Mrs. Northcot war ihr eine Bemerkung aufgefallen, an die sie sich jetzt erst wieder richtig erinnerte. Vorher hatte sie weniger darauf geachtet.
Die Blinde hatte ganz kurz und beiläufig ein altes Haus erwähnt, in dem der Junge sich mit Vorliebe aufgehalten haben sollte. Nicole wunderte sich darüber, daß vorhin weder Zamorra noch sie dieser Bemerkung Beachtung schenkten. Jetzt aber machte es sie nachdenklich.
Es sei ein verfluchtes Haus, sagte Mrs. Northcot. Ein leerstehender Bau, heruntergekommen und zum Abriß bestimmt, aber es stand heute noch, weil keine Baufirma sich getraute, ans Werk zu gehen.
Nicole beschloß, sich dieses Haus einmal anzusehen.
Zu Zamorra schwieg sie darüber. Sie wußte, daß Rob Embers sich nicht abschütteln lassen würde, und auf diese Klette konnte sie gut und gern verzichten. Überhaupt wuchs in ihr mehr und mehr der Verdacht, daß Embers ein falsches Spiel trieb. Vielleicht stand er auf der Gegenseite und lauerte nur auf eine Chance zuzuschlagen.
Möglich war alles.
Nicole fuhr mit dem Lift hinauf, zog einen schwarzen Jeansanzug über und verließ dann das Hotel. In ihrer Jackentasche steckte ein zusammengefalteter Stadtplan. Sie hatte sich die Straße gemerkt, in der das verfluchte Haus stehen sollte, und sie war sicher, es innerhalb kurzer Zeit zu erreichen. So schritt sie in den beginnenden Abend hinaus.
Es war die siebte Nacht.
***
Sailman machte Überstunden. Es paßte ihm gar nicht in die Familienplanung, aber er wollte selbst am Ball sein, gerade weil er diesen Axel Sherman entdeckt hatte. Cadlex klebte ebenfalls noch im Büro fest und schaute nicht auf die Uhr. Sie warteten auf die Funkmeldung, daß Axel Sherman seine Wohnung aufsuchte.
»Sailman, setzen wir nicht zu viele Hoffnungen in diesen einen Mann?« fragte Cadlex nach einer Weile. »Was ist, wenn es ein Fehlschlag wird?«
Sailman zuckte mit den Schultern. »Dann wäre es nicht der erste«, brummte er. »Ich glaube, ich werde unseren Mann mal anfunken lassen. Der wird doch wohl nicht eingeschlafen sein?«
»So früh am Abend schon?« brummte Cadlex.
Sailman ließ über die Zentrale im Polizeipräsidium den Mann per Funk anrufen. Er konnte selbst nicht genau sagen, warum er das tat, aber ihn plagte plötzlich ein sehr eigenartiges Gefühl.
Zehn Minuten später wußte er, daß er sich auf seine Gefühle verlassen konnte.
Der Mann, der vor Shermans Wohnungstür aufpassen sollte, meldete sich auf Funkanruf nicht!
»Ich fahre hin«, beschloß Cadlex. »Sie schieben hier Sitzwache. Da ist etwas schiefgegangen!«
»Meine Ahnungen«, murmelte Sailman. »Was ist, wenn dieser Sherman plötzlich die Schlüsselfigur wird?«
Ein paar Minuten später jagte Cadlex mit einem Einsatzwagen und drei Mann Verstärkung in Uniform zu dem betreffenden Haus. Die Männer hetzten die Treppe hinauf.
Von dem Beamten mit Funkgerät war nichts zu sehen!
»Da, Chef«, sagte einer der Uniformierten plötzlich, dem das Treppenhauslicht nicht reichte und der deshalb mit einer starken Taschenlampe herumfuhrwerkte. »Ist das nicht Blut?«
Cadlex stutzte, bückte sich und berührte einen der dunklen Flecke mit dem Zeigefinger. Er roch an der klebrigen, halb vertrockneten Masse. Dann nickte er betroffen.
»Tatsächlich, Blut!« sagte er. »Manners, zum Wagen. Notarzt anfordern. Collins, Sie brechen die Tür auf.«
Constable Collins machte große Augen. »Aber, Sir, wir können doch nicht einfach…«
Cadlex deutete auf die Blutstropfen, die als Spur auf Shermans Wohnungstür zuführten. »Wollen Sie einen Kollegen im Stich lassen? Ich zeige Ihnen, was wir alles können.«
Seine Hand fuhr unter das Jackett, zog die Beretta hervor. Es klickte leise. Dann nahm Cadlex einen kurzen Anlauf,
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