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0247 - Vampir-Terror

0247 - Vampir-Terror

Titel: 0247 - Vampir-Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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Fall von Vampirismus in der Schule…«
    »Ich erinnere mich«, sagte sie. »Bitte, treten Sie ein.«
    Sie wandte sich um und ging voraus. Sie bewegte sich in ihren eigenen vier Wänden mit überraschender Sicherheit. Aber als Zamorra darüber nachdachte, fand er es dann gar nicht mehr so überraschend. Er selbst fand sich im Château Montagne in den häufigst benutzten Räumlichkeiten auch mit geschlossenen Augen zurecht. Und wenn man wie diese Frau allein hier wirtschaftete und stets genau wußte, an welcher Stelle sich zentimetergenau jeder Gegenstand befand, dann bedurfte es keiner großen Angewöhnungszeit.
    »Darf ich Ihnen Tee anbieten?«
    »Danke, gern«, sagte Roy Embers.
    »Machen Sie sich unseretwegen keine Mühe«, wehrte Zamorra ab. »Wir wollen Ihre Vorräte nicht ausräubem, sondern nur ein bißchen erfahren.«
    Die Blinde lauschte und registrierte, wo jeder von ihnen Platz nahm. Sie hob etwas den Kopf, dann sah sie zu Nicole hinüber.
    »Dort, wo Sie sitzen, Mademoiselle, saß er auch immer. Genau auf diesem Stuhl.«
    Zamorra fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Die alte Frau war ein Phänomen. Wie hatte sie herausgefunden, daß es Nicole war, die dort saß? Es hätte jeder andere von ihnen sein können.
    Aber sie war blind. Es gab keinen Zweifel. Zamorra fühlte es jedesmal wieder sehr deutlich, wenn er einen sondierenden telepathischen Vorstoß machte. Die Frau war sensibel. Er bekam leichter Kontakt als mit anderen Menschen. Dennoch verzichtete er darauf, ihre Gedanken zu lesen. Er wollte nicht in ihre Intimsphäre eindringen. Es reichte ihm, Tendenzen zu erfassen. Außerdem schien Mrs. Northcot seine gedanklichen Tastversuche zu spüren, denn sie wandte ihm immer wieder den Kopf zu und verzog mißbilligend das Gesicht.
    Da gab er es auf. Sofort entspannte sich die alte Dame.
    Er begann, den Zweck des Besuches zu erläutern. Mrs. Northcot lauschte seinen Worten sehr aufmerksam.
    »Ich weiß nicht, wieviel ich Ihnen sagen kann oder darf«, sagte sie. »Ich kenne Sie nicht, Sir. Aber ich glaube, ich kann Ihnen vertrauen. Ihre Stimme ist gut.«
    Der Meister des Übersinnlichen schluckte.
    Nach einigem Zögern begann die alte Dame dann zu erzählen. Stockend zunächst, dann flüssiger berichtete sie von der Tragödie ihrer Tochter und von ihren eigenen Versuchen; den Bastard aufzuziehen, nachdem ihre Tochter bei der Geburt starb. »Er machte nur Schwierigkeiten. Ich wurde seiner kaum Herr«, sagte sie. »Er war ganz anders als andere Kinder. Ich konnte das nicht verstehen. Irgendwie kam es mir immer vor, als sei er nicht ganz menschlich.«
    »Können Sie sich vorstellen, daß er der Täter in dieser Mordserie sein könnte?« fragte Zamorra direkt.
    Die blinde Großmutter nickte.
    »Ich kann«, sagte sie. »Es paßt zu ihm. Es tut mir leid, das von meinem Enkel sagen zu müssen. Aber er hatte eben schon als Kind ein ganz besonderes Verhältnis zum Tod und - zum Blut. Aber was er tat, tat er bei Tage. Und Vampire… Leben Vampire nicht nur nachts, Sir?«
    »So heißt es«, sagte Zamorra düster. »Aber es gibt Ausnahmen.«
    »Dann ist er eine solche Ausnahme«, sagte Mrs. Northcot heftig.
    »Wo können wir ihn finden?« wollte Zamorra wissen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte die alte Dame immer noch erregt. »Ich verlor ihn schon vor langer Zeit aus den Augen. Ich hatte immer ein wenig Angst vor ihm, und er schien das zu wissen. Deshalb machte er immer nur noch größere Schwierigkeiten. Das Schlimmste war eben wirklich, als er jenes Kind in den Hals biß… Nun, ich kann nicht sagen, daß ich traurig bin. Er verschwand eines Tages und ließ nie wieder etwas von sich hören. Ich bin froh darüber. Mit ihm verschwand meine Angst. Ja, Sir, er ist ein Vampir… Ein Vampir, der bei Tageslicht seine Untaten vollbringen kann…«
    »Sie können uns also nicht weiterhelfen?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Es tut mir leid. Ich würde Ihnen so gern helfen, aber ich kann es nicht. Ich weiß weder, wo er sich aufhält, noch was aus ihm wurde. Verzeihen Sie mir.«
    »Haben Sie ein Bild von ihm? Vielleicht hilft uns das weiter.«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Es gibt kein Bild. Es gab nie ein Bild von ihm… Oh - heißt es nicht, daß man Vampire nicht fotografieren kann? Ja, er muß wirklich ein Ungeheuer sein…«
    Später, als die vier Fremden wieder fort waren, stand die alte Frau reglos in ihrem kleinen Wohnzimmer und starrte aus blinden Augen in das Nichts.
    Sie hatte in einem Punkt

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