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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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du so eine alte Unke bist und weil ich mir das schon so lange mit anhören muss. Komm, wir müssen rüber zum Zelt. Gleich ist'der Chef fertig mit seiner Nummer.«
    Zusammen kletterten die beiden ungleichen Männer die paar Stufen vom Wohnwagen hinab und schritten durch die Dunkelheit in die Richtung, wo sich der große, schwarze Berg des Zeltes in den samtenen Nachthimmel schob.
    Plötzlich zögerte der Clown. Er blieb stehen und drehte sich langsam einmal um sich selbst, wobei der prüfend die Luft einsog.
    »Riechst du nichts?«, fragte er halblaut.
    »Oh, ich rieche eine ganze Menge«, plapperte der Liliputaner lebhaft. »Es riecht nach den Pferden, nach den Löwen, nach den bengalischen Königstigern, nach den Eisbären, nach Stroh, nach Heu, nach Schminke, nach…«
    »Halt’s Maul, Little Joe«, sagte Beppo ruhig. »Ich rieche etwas anderes. Und der Teufel soll mich holen, wenn’s nicht vom Zelt herkommt. Los, wir müssen laufen. Geb der Himmel, dass sich meine Nase irrt…«
    Sie setzten sich in Bewegung und trabten keuchend zwischen den Wagen hindurch. Plötzlich blieben sie stehen.
    Keine dreißig Schritte vor ihnen schoss eine Funken sprühende Stichflamme in den Himmel.
    Und da war auch schon der schreckliche Ruf, den die Zirkusleute fürchten wie die ewige Verdammnis. Schrill und durchdringend hallte es durch die Nacht.
    »Der Zirkus brennt.«
    ***
    »Lassen Sie alles so liegen, wie es liegt«, sagte der Chef der Kriminalabteilung der kleinen Polizeieinheit von Bloomington. Er regierte über vier Detectives, und er ließ es sich nicht nehmen, alle größeren Fälle an sich zu ziehen. Auch dieser mysteriöse Fund auf dem Friedhof, der den Eindruck eines ausgewachsenen Mordes erweckte, hatte nicht einen der vier Detectives, sondern Chef-Detective Sam Mockson selbst auf den Plan gerufen. »Haben Sie verstanden, Forster?«, wiederholte er. »Sie lassen alle so liegen, wie es liegt. An diesem Grab wird nichts mehr verändert.«
    »Ja, ja, natürlich, Sir. Ich werde mich hüten, hier noch was zu machen.«
    »Sie sind doch schon seit einer halben Ewigkeit hier auf dem Friedhof, Forster, Sie müssten doch wissen, wer hier beerdigt worden ist. Oder?«
    »Freilich weiß ich’s«, krähte der Alte mit seiner Fistelstimme. »Hier lag Joan Sidwell, die Schwester des Eisenwarenhändlers unten am Bahnhof. Vielleicht können Sie sich auch daran erinnern, Sir. Die Kleine war durchgebrannt. Man hörte ein paar Jahre nichts von ihr, und dann hieß es auf einmal, sie wäre bei ’nem Zirkus, und sie wäre ’ne ganz berühmte Künstlerin geworden. Ja, und dann stimmte es ja auch. Als sie 43 mit dem Zirkus in die Stadt einzog, wurde sie am Bahnhof von einer Abordnung des Gemeinderates abgeholt. Das weiß ich noch wie heute. Sie schaukelte an so ’nem Ding durch die Luft, das oben in der Zirkuskuppel hin und her baumelt. Weiß nicht, wie man so was nennt…«
    »Trapez«, sagte Mockson. »Ja, ich habe so etwas in Erinnerung. Ich war damals ein junger Bursche von zwei- oder dreiundzwanzig Jahren. Zuerst konnte ich den Rummel nicht verstehen, der um sie gemacht wurde. Als ich sie gesehen hatte, an ihrem Trapez, da verstand ich nicht, dass nicht jeden Tag ihr zu Ehren eine Parade veranstaltet wurde. Aber wie war das eigentlich mit ihrem Tod? Das war doch ganz plötzlich, dass es hieß, sie wäre gestorben. Ich kann mich nicht mehr erinnern, woran eigentlich. Wissen Sie das noch; Forster?«
    »Gehirnschlag, sagten die Leute.«
    »So so«, murmelte Mockson. »Gehimschlag…«
    Und dabei betrachtete er die blaue Glaskugel auf dem bleichen Schädel. Eine Weile stand er stumm und reglos neben dem Grab. Plötzlich aber erwachte er aus seiner Erstarrung.
    »Jim, wickeln Sie den Schädel ein, so wie er dahegt. Forster, Sie lassen hier alles, wie es ist, bis Sie von mir Nachricht kriegen, und jetzt fahrt mich mal runter zum Bahnhof. Ich möchte mit Sidwell sprechen. Den Schädel nehme ich mit.«
    Kurze Zeit später betrat Mockson das Hausrat- und Eisenwarengeschäft in der Nähe des Bahnhofs.
    Ein junger Verkäufer wurde von ihm barsch abgewiesen. Mr. Sidwell, ein rundlicher Vierziger mit Doppelkinn und der ruhigen Selbstsicherheit kleinstädtischen Bürgertums, trat Mockson entgegen, als der Detective von dem jungen Verkäufer in das winzige Büro der Firma geführt wurde.
    »Hallo, Mockson«, sagte der Geschäftsmann mit routinierter Freundlichkeit. »Was verschafft mir die seltene Ehre? Bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    »Danke«,

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