0248 - Spinnenbrut

Flugeigenschaften und schetterte gegen den Spinnenkörper.
    Es klirrte wie Stahl auf Stahl.
    Dann zuckte ein fahler Blitz auf, irrlichterte geisterhaft, dehnte sich aus und verschlang die Dunkelheit der Abenddämmerung. Das Licht wurde unerträglich hell. Zamorra preßte die Hände vor die Augen und ließ sich zu Boden fallen, mit dem Gesicht nach unten. Hinter sich hörte er Sheriff Saunders brüllen.
    Als er ein paar Sekunden später wieder aufsah, erkannte er die Riesenspinne, die zerfiel. Sie löste sich einfach auf, zerbröckelte. Eine Unzahl silbriger, glitzernder Dinge auf vielen Beinen huschte durch das Gras davon.
    Das Amulett fiel auf Martin Brock hinab.
    Zamorra sprang auf. Mit ihm kam Nicole hoch, die ebenso schnell wie er reagiert hatte. Bill Fleming preßte immer noch den linken Unterarm vor die Augen. Saunders stand reglos da. Er brüllte nicht mehr, aber er rieb sich die Augen, aus denen das Wasser förmlich hervorschoß.
    Mit ein paar schnellen Sprüngen war Zamorra bei dem Deutschen. Er nahm das Amulett wieder an sich. Dann suchte er im Gras vergeblich nach den faustgroßen Spinnen, die er hatte davonhuschen sehen.
    Es gab sie nicht mehr.
    Die Dunkelheit hatte sie verschluckt wie ein Tunnel den Zug. Und das Amulett glühte nicht mehr. Es hatte seine Aktivität wieder eingestellt.
    Das hieß, daß die unmittelbare Gefahr vorüber war. Zamorra wußte, daß er sich in diesem Augenblick darauf verlassen konnte. Das Amulett war stark wie in alten Zeiten. Es würde ein paar Stunden dauern, bis diese Phase wieder vorüber war. So lange konnte er sich auf alle Anzeichen von Merlins Stern verlassen.
    »Wo sind die Biester?« stöhnte Nicole. »Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben…«
    Tappende Schritte im feuchten Gras waren hinter ihnen. Dieter Patrzek kam heran. Er war immer noch blaß.
    »Wo - wo ist das Spinnenmonster?« fragte er. »Es ging alles so unheimlich schnell…«
    »Zamorra sagte Ihnen doch ebenso wie der Sheriff, daß es gefährlich sein könnte«, sagte Nicole scharf. Sie bückte sich nach Martin Brock. Der rührte sich nicht mehr.
    »Was ist mit ihm?« flüsterte Patrzek heiser.
    Nicole tastete nach Brocks Puls und konnte ihn nicht finden.
    Tot? durchfuhr es sie. Sie tastete jetzt an den Schläfen. Auch da war nichts zu fühlen. Kalter Schweiß brach ihr aus. Dann sah sie die Bißwunde, wo die Beißzangen der Riesenspinne zugepackt hatten.
    Spinnengift war in Martin Brocks Kreislauf eingedrungen. Und der lag jetzt still!
    Kein Blutstropfen drang aus der Wunde hervor. Als Nicole den Wundrand abtastete, fühlte sie steinharten Widerstand. Die Lähmung war perfekt! Und sie mußte tödlich sein.
    Wie viele Sekunden war Brock schon klinisch tot? Zu lange mit Sicherheit, um ihn wiederbeleben zu können. Und selbst wenn es gelingen würde wären seine Gehirnzellen irreparabel geschädigt. Nicole wußte nicht genau, wie lange ein menschliches Gehirn ohne Sauerstoffversorgung bleiben konnte, ehe der Zellverfall einsetzte, aber es konnte sich nur um wenige Minuten handeln. Mit dem Spinnengift in seinen Adern waren Wiederbelebungsversuche mit den vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Mitteln unmöglich, und ein Rettungshubschrauber konnte kaum vor Ablauf von zwölf, dreizehn Minuten hier eintreffen - vorausgesetzt, er wurde in diesem Augenblick alarmiert…
    Langsam erhob sie sich.
    Ihre Lippen formten tonlos das gefürchtete Wort.
    »Exitus…«
    Dieter Patrzek zuckte zusammen, als wäre er selbst von der Spinne gebissen worden.
    »Tot?« flüsterte er.
    Nicole nickte stumm und wandte sich ab.
    Zamorra sah sich immer noch um. Aber von den Spinnen gab es nicht mehr die geringste Spur. Er fragte sich, was er da gerade beobachtet hatte. Nach der Lichtentladung der Weißen Magie war die Riesenspinne in unzählige faustgroße Spinnentiere zerfallen, die davonrasten und verschwanden!
    Das bedeutete, daß das Ungeheuer nicht besiegt war. Es hatte allenfalls eine Niederlage eingesteckt, mehr nicht. Es würde also wiederkommen und abermals zuschlagen. Wahrscheinlich nicht hier, sondern anderswo.
    »Was ist mit der Frau?« fragte Bill Fleming. »Ist sie da in dem Keller?«
    Zamorra hob die Schultern. »Vielleicht«, sagte er. »Aber ich glaube, es hat sie auch erwischt. Hörst du noch einen Laut? Sie wird so tot sein wie dieser Junge hier.«
    Bill schüttelte sich.
    »Ich könnte mir einen angenehmeren Tod vorstellen«, murmelte er rauh.
    Zamorra sah Saunders an. »Sheriff, was ist mit Ihren