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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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in zwanzig oder dreißig Sekunden zurücklegen können. Trotzdem erkundigte sich Phil rein gewohnheitsmäßig, um den Namen dieses Mannes von der Liste seiner Verdächtigen streichen zu können.
    »Wissen Sie genau, wer es war? Ich meine, kennen Sie seinen Namen? Oder könnten Sie mir den Mann zeigen?«
    »Beides, Sir. Es war Mister Smith.«
    »Und außer Mr, Smith ist Ihnen weder kurz vorher noch kurz nachher jemand begegnet?«
    »Oh, da fällt mir ein, dass zwei oder drei Minuten vor dem Schuss der Direktor von seinem Wagen hinüber zum Zelt ging. Ich sah ihn nur kurz zwischen einer Lücke der Wohnwagen. Er hielt etwas in der Hand, einen Knüppel oder seine Reitpeitsche oder so etwas.«
    Einen Knüppel, dachte Phil. Es war doch dunkel zu der Zeit. Konnte sich der Liliputaner täuschen? Hätte es vielleicht auch ein Gewehr sein können?
    ***
    Zwei und einen halben Tag herrschte die Ruhe vor dem Sturm. Sie wurde von mir so empfunden, denn ich glaubte, ja, ich wusste mit einer rätselhaften Bestimmtheit, dass der Mörder irgendwann und irgendwo wieder zuschlagen würde. Es gab keinen logischen, keinen beweisbaren Grund für diese meine Überzeugung, aber sie war da und sie war von einer Stärke, dass ich mich selbst fragte, wie ich zu einer solchen nicht näher erklärbaren Meinung kommen könne.
    Der Zirkus gab die fünfte Vorstellung in Utica und zugleich die letzte.
    Ich stand dicht am Vorhang und lugte durch einen schmalen Spalt hinüber. Jemand zupfte mich am Ärmel. Ich blickte über die Schulter. Phil stand hinter mir und bedeutete mir durch eine Kopfbewegung, mit ihm hinauszugehen. Ich nickte unmerklich und folgte meinem Freund.
    »Was ist los?«, fragte ich, nachdem ich mich überzeugt hatte, dass niemand in der Nähe war, der uns belauschen konnte.
    Phil zog ein Blatt Papier aus seiner Brusttasche. Er hielt es mir hin.
    »Lies«, sagte er.
    Ich nahm das Blatt in die Hand. Es war ein benutzter Anhänger, wie ihn unsere Eisenbahngesellschaften an ihre Güterwagen kleben, um Bestimmungsort, Art, Menge und Gewicht der Ladung und andere Dinge darauf festzuhalten. ›Vier Rauhtiera stand in der Spalte Art der Ladung‹. Der Clerk, der den Schein ausgefüllt hatte, musste ein Bürokrat durch und durch sein. Jeder andere hätte geschrieben ›vier Löwen‹ oder ›vier Raubtiere‹. Na ja… Ich drehte den Zettel um.
    Unbeholfene, große Blockbuchstaben die mit einem Kopierstift sehr ungeschickt auf das Blatt gemalt waren, sprangen mir förmlich ins Gesicht: ICH GEBE DIR, SIBENTAGE UM ZU VERSCHWINDEN. DAN WIRST DU STERBEN.
    Der Mann, der dies geschrieben hatte, stand weder mit der Rechtschreibung noch mit der Zeichensetzung auf vertrautem Fuße, denn es waren von beidem Fehler darin. Aber das musste nichts besagen. Die Fehler konnten zur Irreführung absichtlich gemacht worden sein.
    »Wo hast du den Wisch gefunden?«
    »Auf der Treppe von meinem Wohnwagen. Mit einem Stein beschwert, damit es der Wind nicht fortwehen konnte.«
    »Glaubst du, dass der Mörder diesen Zettel geschrieben hat?«
    Phil zuckte mit den Schultern.
    »Wer weiß? Kann sein, kann auch nicht sein. Sogar möglich, dass sich irgendwer einen dummen Witz erlauben will. Alle Möglichkeiten sind offen.«
    »Hast du Fingerabdrücke gefunden?«
    »Keinen einzigen. Der Schreiber hat das Papier vor- und hinterher mehr als gründlich abgewischt.«
    »Schick es nach Washington an unsere Zentrale. Die Boys in den Labors entdecken manchmal die unglaublichsten Dinge aus einer Schrift.«
    »Ja, das werde ich tun. Aber ich verspreche mir nicht viel davon. Selbst wenn ich es mit Luftpost schicke, kann es nicht vor übermorgen früh in Washington sein. So eine Untersuchung dauert aber immer ihre fünf, sechs Tage. Dann mindestens noch einmal einen Tag, bis ich den Befund habe - bis dahin möchte ich eigentlich nicht mehr hier sein.«
    »Ich auch nicht«, gab ich zu. »Ich bin es auch leid. Mal zwei, drei Tage ist so ein Zirkus ja ganz interessant, aber auf die Dauer - puh, nichts für mich.«
    »Übrigens habe ich von unserer Liste zwei Mann streichen können.«
    »Das ist ja ein ungeheurer Fortschritt«, knurrte ich. »Statt zwanzig nur noch achtzehn Verdächtige. Immerhin. Wer sind denn die Glücklichen?«
    »Einer von den Arbeitern. Er heißt Jimmy Smith. Little Joe sah ihn aus dem Zelt kommen, als er mit dir auf Rattenjagd war. Eine Minute höchstens, nachdem der tödliche Schuss auf die Marsari abgefeuert war.«
    »Eine Minute?«
    »Ja. Ich habe es heute

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