Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
Vom Netzwerk:
klar?«
    Ralley ballte die Fäuste.
    »Wenn man diese elende Kreatur doch bloß einmal erwischen würde«, knirschte er. »Das kann doch nicht mehr so weitergehen. Man ist sich doch seines Lebens nicht mehr sicher.«
    »Da haben Sie weiß Gott Recht«, nickte Phil. »Aber ich glaube nicht, dass es noch lange weitergehen wird. Ralley, was macht der Elefant?«
    »Das ist überstanden. Gott sei Dank hat er keinen Schaden angerichtet. Als er auf die Wohnwagen zustürmte, dachte sich schon, es gäbe Kleinholz. In Barcelona ist uns mal ein Dickhäuter verrückt geworden, der zertrampelte in seiner Wut zwei Wohnwagen, sodass man hinterher buchstäblich Kleinholz hatte.«
    »Und unserer ist wieder friedlich?«
    »Und ob. Der wird von heute an für Johnson durchs Feuer gehen. Ein Nagel war dem armen Vieh in die Zunge gedrungen. Johnson holte ihn heraus. Das vergisst ihm der Elefant nicht. Elefanten sind nämlich kluge Tiere.«
    »Das habe ich auch schon gehört. Ralley, tun Sie mir einen Gefallen, ja? Besorgen Sie mir auf der Stelle vier Bretter und zwei Kilo Gips. Aber schnell muss es gehen.«
    »Bretter? Und zwei Kilo Gips? Ja, was wollen Sie den auf einmal mit Gips?« Phil zeigte mit der Hand senkrecht nach unten zwischen seine gespreizten Beine.
    »Das da, Ralley, das darf mir nicht verlorengehen. Wenn wir nur ein bisschen Glück haben, ist das da der Knoten in der Schlinge, in der sich der Mörder fangen soll.«
    Aus weit geöffneten Augen stierte Ralley auf den deutlich sichtbaren Schuhabdruck. Seine Stirn hatte sich in zahllose Falten gelegt, sein Mund stand halb offen und Phil wusste nicht, ob dies Zeichen der Überraschung oder der Verständnislosigkeit waren.
    Aber Ralley erwachte schnell wieder aus seiner Erstarrung.
    »Okay, Mister Decker«, rief er. »Ich besorge das Zeug. So schnell wie’s geht. Warten Sie hier.«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, sagte Phil.
    Ralley lief hinaus. Die tiefe Stille und das Zwielicht des Zeltes umgaben Phil wie mit einer unsichtbaren Mauer. Er steckte sich eine Zigarette an und rauchte hastig. Vor Freude über diesen wichtigen Fund hätte er am liebsten schreien mögen.
    Plötzlich raschelte hinter ihm etwas. Phil warf sich herum. Aber es war schon zu spät. Der schwere Vorschlaghammer traf zwar Phils Kopf nicht mehr, aber er streifte Phil an der vorderen Seite der rechten Schulter noch mit einer solchen Wucht, dass Phil zusammenbrach, als hätte ihn der Blitz getroffen.
    ***
    »Hast du Phil gesehen?«, fragte ich Jack leise.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Suche ihn«, raunte ich. »Er muss von diesem Nagel erfahren. Das sieht mir verdammt danach aus, als ob unser Freund wieder an der Arbeit gewesen wäre.«
    »Du meinst - ?«, fragte Jack, ohne den Satz zu vollenden. »Aber es könnte doch zufällig ein Nagel in das Heu geraten sein.«
    »Und wie soll der Elefant von seiner Kette losgekommen sein?«, erwiderte ich. »Jedenfalls muss sich Phil sofort um die Sache kümmern. Ich frage im Büro nach ihm, sieh du, ob er in seinem Wagen ist.«
    »Okay.«
    Wir trennten uns. Ich lief hinüber zum Bürowagen. Unterwegs hielt mich Mrs. Johnson auf, die Frau des Direktors. Sie streckte ihren dünnen, zerbrechlich anmutenden Arm aus und hielt mich fest. Wenn ich mir ihre Gebrechlichkeit recht betrachtete, dann glaubte ich es wohl, dass sie nicht imstande war, auch nur das halbe Gewicht einer Winchesterbüchse hochzuheben.
    »Junger Mann«, sagte sie mit ihrer feinen, zarten Stimme, wobei sie mich aus ihren kurzsichtigen Augen anblinzelte. »Was war da eben los? Ich hörte den Elefanten trompeten. Es liefen ein paar Leute vorüber, und ich fragte sie. Aber sie waren so in Eile, dass mir keiner antworten wollte.«
    »Der Elefantenbulle scheint sich losgerissen zu haben. Aber man hat ihn bereits wieder gefesselt. Es ist kein Schaden entstanden.«
    »Losgerissen? Junger Mann, Sie wissen nicht, was Sie sagen. Es ist völlig ausgeschlossen, dass er sich losreißen kann. Elefanten sind stark, ja, aber so eine Kette wie die, womit er angekettet ist, die reißt auch der stärkste Elefant nicht entzwei.«
    »Ehrlich gesagt, Madam, ich glaube es auch nicht.«
    Über ihr altes Gesicht ging ein heller Schein.
    »Das ist vernünftig«, rief sie. »Wo ist mein Mann?«
    »Da kommt er gerade«, sagte ich und deutete nach links, wo Wellington Johnson gerade in seinen Reithosen und mit den Pantoffeln an den nackten Füßen herangeschlurft kam.
    Sie wandte sich sofort ihrem Mann zu. Ich nutzte die

Weitere Kostenlose Bücher