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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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herüber. Ich trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Lieber- Gott, lass ihn nur eine halbe Minute stehenbleiben, sagte etwas in meinem Gehirn. Nur noch eine halbe Minute.
    Wenn man an die Schnelligkeit eines Jaguar gewöhnt ist, kommt einem so ein Traktor langsamer vor, als er in Wahrheit ist. Es dauerte nach meinem Gefühl endlos lange, bis ich dicht hinter Jack in die Lücke zwischen Zelt und den anderen Zugmaschinen hineinsteuerte und damit dem Ausreißer den Weg in die vollkommene Freiheit versperrte.
    Erleichtert schaltete ich den Motor aus. Jack wischte sich über die Stirn. Er stand ungefähr acht Yard weiter zum Zelt hin. Natürlich hätte der Elefant trotzdem noch zwischen uns hindurchkommen können, aber wir hofften, dass ihn unsere bloße Gegenwart davon abhalten würde.
    Zunächst schien es freilich gar nicht so. Der.Koloss hatte sich langsam wieder in Bewegung gesetzt. Er vollführte ein eigenartiges Theater. Alle paar Schritte blieb er stehen, schüttelte wütend den Kopf, trompetete mit steil zurückgelegtem Rüssel, stampfte den Boden, dass es ein dumpfes Grollen gab, wie von einem fernen Gewitter, und setzte dann seinen Weg fort, um nach wenigen Schritten wieder stehenzubleiben und wieder die Reihe seiner Vorstellung zu wiederholen.
    »Irgendwas stimmt nicht mit ihm«, rief Jack herüber. »Jemand muss ihn gehörig wütend gemacht haben. Oder was meinst du?«
    Ich zuckte die Schultern, während ich gebannt dem . riesigen Tier entgegenstarrte.
    »Ehrlich gesagt, Jack, ich habe keine Ahnung von Elefanten.«
    Natürlich war die Flucht des Elefanten nicht unbemerkt geblieben. Vom Zelt her kamen ein paar Stallburschen gelaufen, aber es sah ganz so aus, als gäben sie sich Mühe, den Elefanten nur ja nicht einzuholen.
    Nun war der Kerl schon auf fünfundzwanzig Yard heran. Wir sahen deutlich seine kleinen Augen. Die abgerundeten Stoßzähne schimmerten gelblichweiß im Sonnenlicht. Ich überlegte, ob er wohl eine ganze Zugmaschine zerstampfen oder hochwerfen könnte. Es sah verdammt danach aus, als müsste ich mit dieser Möglichkeit rechnen.
    Jetzt blieb er wieder stehen. Aber diesmal gab es zwar das wütende Schütteln des Kopfes, aber nicht das grelle Trompeten. Nur ein beinahe kläglicher Laut rang sich aus dem Rachen dieses großen Tieres.
    »Nanu«, rief Jack. »Das hört sich ja beinahe so an, als ob er Zahnschmerzen hätte.«
    Ich hatte im Augenblick keinen Sinn für derart makabre Witze in unserer Situation. Ob er nun wütend war oder Schmerzen hatte, es kam für uns auf dasselbe heraus.
    Jack ließ seinen Motor wieder an. Er gab ein paarmal kräftig Gas, sodass der Motor schwer aufheulte. Der Elefant schielte misstrauisch zu uns herüber. Als ich bemerkte, dass Jack auch noch anfuhr und langsam auf den Bullen zuhielt, kroch mir eine Gänsehaut über den Rücken.
    Ein paar Sekunden schlenkerte der Rüssel hin und her wie das Pendel einer Uhr. Auf einmal aber drehte sich der Bursche um. Der lärmende Traktor schien ihm nicht geheuer zu sein. Langsam trabte er in die Richtung zurück, aus der er gekommen war.
    Die Stallburschen, die ihm nachgelaufen waren, drehten sich noch schneller um und gaben Fersengeld. Ich konnte es ihnen nicht übelnehmen. Inzwischen aber waren von dem Geschrei die schlafenden Artisten zum Teil wachgeworden. In zerknitterten Pyjamas lugten sie aus den Fenstern oder standen gar in der offenen Tür ihres Wohnwagens.
    Ob jemand daran gedacht hatte, Mindra zu wecken? Wenn einer den Elefanten wieder zur Vernunft bringen konnte, war es einzig und allein der Inder, dem die Tiere gehörten.
    Ich kletterte von meiner Zugmaschine herunter und lief dem Bullen nach. Drüben am Zelt tauchten jetzt ein paar Arbeiter auf, die schwere Ketten mit sich schleppten. Die richtigen Fesseln waren es gewiss, ich fragte mich nur, wie sie sie dem Bullen anlegen wollten.
    Der Elefant war wieder einmal stehengeblieben, um ein schrilles Trompeten auszustoßen. Danach blickte er sich wie suchend um, trompete noch einmal und setzte seinen wankenden Trab fort. Aber jetzt hatte er die Richtung geändert. Als es die fernen Beobachter entdeckten, stieg ein vielstimmiger Schrei zum Himmel. Der Bulle lief jetzt auf die Wohnwagen zu.
    Jack hatte seinen Traktor ebenfalls stehengelassen. Ich kam keuchend bei ihm an, als er gerade herabsprang.
    »Verdammte Schweinerei«, schimpfte er. »Mit dieser Brüllerei machen sie das Tier nur noch nervöser. Ich möchte nur wissen, wo Mindra steckt.«
    Wir gingen dem

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