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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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Letzte. Mehr als Pech haben, wie wir die ganze Zeit Pech hatten, können wir ja gar nicht. Vom Wagen des Direktors aus können wir telefonieren. Und New-York liegt nicht allzu weit entfernt, sodass wir eine schnelle Verbindung kriegen müssten.«
    »Wen willst du denn in New-York anrufen?«
    »Bill Horrester, den Reporter von der Tribüne. Du weißt, dass seine Spezialität die Berichterstattung über Zirkus- und Varieteveranstaltungen ist Vielleicht weiß der etwas über diese neun Leute. Schließlich müssen es alle auf ihre Art berühmte Artisten gewesen sein.«
    »Ich verspreche mir überhaupt nichts davon. Erledige du das mit dem Telefonieren. Ich seh mich noch ein bisschen im Zelt um.«
    »Okay, alter Junge. Wir treffen uns dann in seinem Wagen.«
    Wir trennten uns. Vom Bürowagen aus rief ich die Redaktion der Tribüne in New-York an. Bill Horrester war ein wandelndes Lexikon, was Artisten anging. Seit über vierzig Jahren berichtete er über die Veranstaltungen im Madison Square Garden, und es gibt kaum einen Artisten von Weltklasse, der nicht irgendwann einmal dort aufgetreten wäre.
    Mein Gespräch mit Horrester dauerte, wie mir das Fernamt hinterher bei der Gebührendurchsage mitteilte, zweiundzwanzig Minuten. Aber als ich den Hörer auf legte, hatte ich auf einmal das Gefühl, als wäre mir ein Schleier von den Augen gefallen. Zwar hatte ich noch nicht mehr als einen unbestätigten Verdacht. Aber immerhin war es wenigstens schon ein bestimmter Verdacht.
    Ich lief eilig durch die Dunkelheit hinüber zu Phils Wohnwagen. Jack und Phil saßen sich gegenüber und rauchten schweigend. Als ich eintrat, hoben sie kaum die Köpfe.
    »Hört einmal zu«, sagte ich. »Vielleicht ist dies die größte Narrheit, die ihr je von mir gehört habt. Dann gebt euch Mühe, sie zu vergessen. Aber vielleicht steckt wirklich etwas dahinter. Passt auf.«
    Ich zog mir einen Hocker heran, ließ mich darauf niederfallen und berichtete von meinem Gespräch mit Bill Horrester, der geredet hatte wie ein Wasserfall. Es ging ihm wie allen Leuten, die man nach ihrem Steckenpferd fragt. Wenn Sie erst einmal bei diesem Thema sind, hören sie nicht wieder auf.
    »Es gab mal einen Artisten namens Orlando«, fing ich an. »Wegen seiner Tollkühnheit erhielt er die Ehrenmitgliedschaft der Amerikanischen Artistenliga.«
    »Wo steckt der Bursche jetzt?«, fragte Jack.
    »Das weiß niemand«, erwiderte ich. »Er war Seiltänzer und Trapezartist in einem. Seine Nummern zeichneten sich vor allem dadurch aus, dass er oben auf dem Seil die halsbrecherischsten Kunststücke ausführte, während man unten in der Manege die Löwen herumlaufen ließ.«
    Jack stieß einen Piff aus. Phil schob anerkennend die Unterlippe vor.
    »Ja«, fuhr ich fort, »es war natürlich ziemlich gewagt. Und es kam denn auch so, wie es zu erwarten war. Als er einmal vom Seil stürzte, warfen sich die Löwen auf ihn. Er kam in ein Krankenhaus. Horrester erinnerte sich, dass die Geschichte in Francisco passiert ist. Orlando soll fürchterlich zugerichtet worden sein. Aber was noch alles noch schlimmer machte, ist die Tatsache, dass Orlando aus dem Krankenhaus ausriss, bevor alle Hautübertragungen und ähnliche Dinge ausgeführt waren. Horrester meinte, er müsste furchtbar aussehen. Aber es weiß eben niemand, wo er steckt. Außerdem ist die Sache schon so lange her, dass nur noch wenige sich daran erinnern…«
    Ich schwieg und sah die anderen an. Jacks Mund stand weit offen. Phil fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Jeder von uns dachte dasselbe.
    Nach einiger Zeit sah Phil auf seine . Uhr.
    »Die Vorstellung wird in einer Viertelstunde aus sein«, sagte er halblaut. »Ich bin dafür, dass wir es jetzt machen. Wenn die Vorstellung erst vorbei ist, wimmelt es hier zwischen den Wagen wieder von den Artisten. Jetzt können wir es unauffälliger hinter uns bringen.«
    »Ich bin auch dafür«, nickte Jack. »Wartet einen Augenblick. Ich hole meine Pistole. Du solltest auch deine Waffe holen, Jerry. Du weißt, dass der Bursche keine Skrupel kennt.«
    »Ja, natürlich. Wir treffen uns hier wieder bei Phil. Beeil dich, Jack.«
    »Selbstverständlich.«
    Er ging vor mir die Treppe des Wohnwagens hinab. Als er um die Ecke bog, rief er plötzlich: »Halt. Stehenbleiben. Halt.«
    Seine Stimme gellte durch die Nacht. Ich sprang vor und sah ihn gerade noch in der Finsternis zwischen den nächsten Wagen verschwinden. Ich lief ihm hinterher, aber schon zwei oder drei Wagen weiter,

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