0249 - Mein Grab in der Teufelsschlucht
waren für Touristen gesperrt, weil die Gefahr eines Absturzes zu groß war und man die Wege nicht so sichern konnte. Wenn sich trotzdem jemand verirrte oder sich über die Verbote hinwegsetzte, stand er vor der Tür, die in die natürliche Höhle führte, und konnte nicht mehr weiter.
Wikka brauchte sie nicht erst aufzuschließen. Dank ihrer Hexenkraft hatte sie das Schloß gelöst. Die Tür öffnete sich, als sie dagegendrückte, und schwang knarrend zurück.
Die Oberhexe trat hinaus in die Kälte, die ihr jedoch nichts ausmachte, gegen diese Dinge war sie gefeit.
Fast zum Greifen nahe stürzte ein Wasserfall in die Tiefe. Noch lief das Wasser, wenn auch an den Seiten des Falles meterlange Eiszapfen hingen.
Fielen sie auf einen Menschen, dann hatte dieser keine Überlebenschance.
Das Wasser rauschte in den Schacht.
Es waren Tonnen, die in jeder Sekunde nach unten fielen und gespeist wurden von dem weit oben liegenden, tauenden Eis.
In diesem Schacht sollte Sinclair sein Grab finden.
Wikka lachte. Sie schaute sich noch einmal um, sah die hohen Wände der Schlucht, die auf ihrer Spitze einen Schneekranz zeigten, und sie dachte auch an die Bergdämonen.
Sie waren für ihren Plan genau richtig, denn diese kleinen Dämonen besaßen Kräfte, die man auf keinen Fall unterschätzen durfte. Wenn sie wollten, konnten sie tonnenschweres Gestein allein durch Geisteskraft in Bewegung setzen.
Und darauf kam es Wikka an.
Denn irgend jemand mußte das Grab des Geisterjägers schließlich zuschütten…
***
Ich hatte mich intensiv mit dem Problem beschäftigt. Bills Aussagen waren sehr wertvoll für mich gewesen, doch die Vermutungen des einheimischen Carlo Lai waren noch wichtiger.
Er hatte von den Bergdämonen gesprochen. Uralte Wesen, die ich ebenfalls schon kennengelernt hatte. Ihre Kräfte durfte ich auf keinen Fall unterschätzen. Zu welchen Taten sie sich hinreißen lassen konnten, das hatte ich leider erlebt.
Sie beherrschten Telepathie und Telekinese. Sie konnten Gegenstände bewegen. Ich hatte es am Bett gesehen und an meiner Waffe.
Wenn sie so etwas schafften, dann mußte es ihnen auch gelingen, andere Dinge mittels Geisteskraft zu transportieren.
Steine vielleicht…
Davor und vor Wikka und Jane fürchtete ich mich ein wenig.
Beide steckten hinter dem gewaltigen Plan.
Sie hatten die Bergdämonen und Erdgeister auf ihre Seite ziehen können, was mich wiederum an den Eisernen Engel denken ließ, der das magische Pendel besaß, mit dem er in der Lage war, die Geister der Tiefe oder der Erde zu beschwören.
Der Engel war nicht in der Nähe. Er konnte uns nicht helfen. So waren wir auf uns allein gestellt.
Ich schaute auf die Uhr. Wir hatten eine Zeit abgemacht, und die war erreicht.
Noch einmal überprüfte ich meine Ausrüstung. Die Waffen waren okay, ich mußte auch entsprechend der Gegend und dem Wetter angezogen sein. Das ging so einigermaßen.
Die Schuhe hatte ich mir geliehen. Sie besaßen eine kräftige Sohle und sogar kleine Metallstifte, ähnlich wie Spikes, damit ich auch auf glatten Flächen Halt bekam.
Schon klopfte es. Suko meldete sich. Er drückte die Tür auf, streckte seinen Kopf in den Raum und sah mein Nicken.
»Ich bin fertig.«
»Dann los. Bill wartet schon.«
Wir fanden den Reporter zusammen mit Carlo Lai am Wagen stehend. Sheila und Johnny waren auch dabei. Der Kleine formte Schneebälle und warf sie über die Straße, wo sich ein Frühstückshotel nebst einem kleinen Sportgeschäft befanden.
»Können wir abdampfen?« fragte ich.
»Von mir aus.«
Ich nickte Bill zu, während ihm Suko eine mit Silberkugeln geladene Beretta heimlich überreichte.
Sheila sah es trotzdem. »Ich möchte Weihnachten nicht allein dastehen«, erklärte sie mit gepreßt klingender Stimme. »Merkt euch das bitte.«
Wir nickten. »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte ich.
»Diesmal sind wir zu dritt und zudem keine heurigen Hasen mehr. Das weißt du ebenso gut wie ich.«
»Natürlich.«
Ich schloß den Wagen auf. Beim Einsteigen sagte ich: »Bill spielt sowieso nur den Fahrer. Alles andere erledigen Suko und ich.«
Sheila schüttelte den Kopf. »Ich kenne meinen Mann besser. Der läßt sich nicht als Statist einteilen.«
Ich hämmerte die Tür zu. Sheila wandte sich ab, als wir losfuhren.
Aus dem Hotel kam Shao. Wind erfaßte ihr langes schwarzes Haar und stellte es hoch.
Es war der letzte Eindruck, den wir von den Frauen aufnahmen.
Carlo Lai winkte uns noch nach. Ich konnte mir
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