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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    »Sie meinen . . . Das würde nicht viel ändern - für Sie. Ich habe den ganzen Vorfall niedergeschrieben, die Schießerei, wie ich dem Mann half zu fliehen, wie ich nach London zurückkam und ihn dort als Mr. David Judd wiedererkannte - mein Rechtsverdreher hat die ganze Geschichte in Händen.«
    »Ihr Anwalt?«
    »Selbstverständlich mein Anwalt.« Fred beugte sich über den Tisch. »Wissen Sie, zuerst glaubte ich überhaupt nicht, daß Ihr Bruder gestorben ist. Ich dachte, die ganze Sache wäre bloß ein Schwindel, um mich übers Ohr zu hauen, und ich würde es auch nicht geglaubt haben, wenn ich es nicht in den Zeitungen gelesen hätte und nicht selbst beim Begräbnis gewesen wäre.«
    Dr. Judd steckte den Zahnstocher in die Tasche und stand auf.
    »Daß ein Mensch wie Sie einen Namen wie den seinen mit Schmutz bewerfen durfte!« sagte er mit drohender Stimme.
    Er ging um den Tisch herum und bildete finster auf FlimmerFred, der jedoch, an solche Szenen gewöhnt, nur lächelte. Schließlich war es nicht seine erste Erpressung.
    »Der beste Mensch, der je gelebt hat, der intelligenteste, wunderbarste - einer der größten Männer überhaupt...« Dr. Judds Stimme schwankte in höchster Erregung, sein Gesicht war weiß geworden. »Und durch einen Menschen wie Sie ...« Bevor Fred begriff, was vorging, hatte Judd ihn am Kragen gepackt und emporgerissen.
    »Was fällt Ihnen ein?« schrie Fred und versuchte loszukommen.
    »Nicht das Geld ...« stieß Judd hervor. »Das läßt mich kalt. Aber einen Mann mit Schmutz zu bewerfen, einen Mann . . .«
    Seine Stimme überschlug sich, die freie Hand fuhr hoch.
    Ein Schrei wie von einem wilden Tier! Fred warf sich mit aller Macht zurück, um diesen Fäusten zu entkommen. Plötzlich, wie her bei gezaubert, lag in seiner Hand ein Revolver.
    »Hände hoch und keine Bewegung! Verdammt noch mal!«
    Und dann fragte eine Stimme sanft und liebenswürdig:
    »Kann ich hier irgendwie behilflich sein?«
    Fred fuhr herum und erstarrte zu einem Bild komischer Bestürzung. Seine Augen traten aus den Höhlen.
    Auf der Türschwelle stand, freundlich lächelnd, Larry Holt.
    Dr. Judd hatte sich erstaunlich rasch gefaßt.
    »Sie kennen unsern Freund Grogan? Er ist Mitglied unseres dramatischen Vereins. Wir haben gerade eine Szene aus den ›Korsischen Brüdern‹ geprobt. Ich glaube, es sah ganz echt aus?«
    »Ich dachte, es wäre aus Julius Cäsar‹.« Larry kam gemächlich näher.
    Dr. Judd blickte von Flimmer-Fred zu Larry.
    »Mit wem habe ich eigentlich das Vergnügen?« fragte er. Er war immer noch blaß, doch seine Stimme hatte wieder ihren gutmütigen Klang.
    »Inspektor Holt von Scotland Yard«, stellte sich Larry vor. »Aber nun ernsthaft gesprochen! Erheben Sie irgendeine Anklage gegen diesen Mann?«
    Judd wehrte lachend ab.
    »Nein, nein, wirklich, es war weiter nichts als eine harmlose Dummheit.«
    Nun war es Larrys Blick, der von einem zum andern wanderte. Die Vorstellung, daß ein Versicherungsdirektor mit einem notorischen Verbrecher harmlose Dummheiten machte, fand er ein wenig ausgefallen.
    »Ich nehme an, Sie kennen diesen Mann?«
    »Ich habe ihn schon einige Male getroffen«, erwiderte Judd ruhig.
    »Sie wissen natürlich auch, daß er ein Verbrecher und unter dem Namen Flimmer-Fred bekannt ist und daß er hier und in Frankreich mehrere Jahre im Gefängnis gesessen hat?«
    »So etwas dachte ich mir«, sagte der Doktor nach einer Weile. »Begreiflicherweise muß Ihnen meine Verbindung mit diesem Mann sehr eigenartig vorkommen - aber ich bin leider nicht in der Lage, eine Erklärung geben zu können.«
    Flimmer-Fred schwebte in tödlicher Angst und Sorge, daß der Doktor den eigentlichen Grund seines Besuches mitteilen könnte. Aber jede derartige Absicht lag Dr. Judd fern.
    »Sie können jetzt gehen!« sagte er nur kurz.
    Flimmer-Fred gab sich Mühe, etwas von seiner Unverfrorenheit zurückzugewinnen. Er steckte sich mit zitternden Händen eine Zigarre an.
    Larry beobachtete ihn dabei.
    »Sie sollten unbedingt etwas für Ihre Nerven kaufen, Fred! Die Apotheke an der Ecke links ist noch offen!« Er kicherte leise.
    Flimmer-Fred machte einen kläglichen Versuch, vollkommene Gleichgültigkeit zur Schau zu tragen, und verschwand.
    Larry wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, und wandte sich dann an den Doktor.
    »Es tut mir leid, daß ich gerade in einem so unpassenden Augenblick kommen mußte. Ich glaube nicht, daß Sie in Gefahr waren. Freds dramatische

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