025 - Die Treppe ins Jenseits
sie mit einem Reifen in der Luft
hing.
Sie war dem Rand des Swimmingpools zu nah gekommen.
Der Rollstuhl kippte über. Mit einem schrillen Aufschrei fiel Eve Baynes
heraus und schlug mit dem Kopf schwer auf den gefliesten Boden. Ihr
verkrampfter, regloser Körper und das blinkende Rohrgestell des Rollstuhls
wirkten verloren in dem großen, leeren Becken.
Blut sickerte aus einer Platzwunde an Eves Kopf.
Sie hörte, sah und fühlte nichts mehr.
Ein seltsames Geräusch lag plötzlich in der Luft, ein leises Rauschen, das
aus dem Innern der Beckenwände zu kommen schien. Ein fernes, saugendes,
schmatzendes Geräusch. Der Boden des leeren Bassins bedeckte sich mit Wasser.
Die Pumpen begannen zu arbeiten, als hätte ein unsichtbarer, alles
beobachtender Geist den geheimnisvollen Befehl dazu gegeben.
Auch Larry Brent war in einen
leichten Schlaf gefallen. Die langen Arbeitsstunden während des Fluges und die
Vorbereitungen in Dover hatten Kraft gekostet und forderten nun ihren Tribut.
Er bemühte sich zwar tapfer, die immer wieder auftretende Müdigkeit zu
unterdrücken, aber es gelang ihm doch nicht ganz.
Larry lag angezogen auf dem Bett. Er hatte sein Jackett ausgezogen und an
seinem Hemd den obersten Kragenknopf geöffnet, ebenso den Knoten der Krawatte.
Einmal glaubte er, irgendwo im Haus eine Tür klappen zu hören, aber das
Geräusch klang so vage an sein schläfriges Bewusstsein, dass er es nicht
richtig auffassen konnte. Larry drehte sich auf die andere Seite, als er
plötzlich hellwach war.
Er war eingeschlafen, genau das hatte er nicht gewollt. Er versuchte sich
an die letzten Minuten zu erinnern und warf einen Blick auf das
Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Es war 23.17 Uhr.
Larry Brent schüttelte den Kopf. Er hatte mehr als eine halbe Stunde
geschlafen. Er musste, während er sich noch Gedanken über ein paar erstaunliche
Details machte, die ihm durch den rätselhaften Unfalltod von Orwin Baynes durch
den Kopf gegangen waren, eingeschlafen sein.
Larry ärgerte sich über die Schwäche, der er zum Opfer gefallen war. Gerade
in dieser ersten Nacht kam es auf jede wache Sekunde an.
Sofort war er auf den Beinen. Das Rauschen der Brandungswellen schien ihm
nicht mehr so stark zu sein wie noch vor einer Stunde. Die See schien sich
etwas beruhigt zu haben. Und in diesem Rauschen glaubte er eine dünne, ferne
Stimme mitschwingen zu hören, die seinen Namen rief.
Dann wieder die Schritte. Direkt über ihm. Über ihm? Das konnte nicht sein.
Im ersten Stockwerk war niemand. Dort gab es nur versiegelte Räume, die die
geheimnisvolle Sammlung des toten Edward Baynes enthielten.
Eine Reihe von mehreren Eindrücken gleichzeitig strömte auf ihn ein. Er
riss die Tür auf und sah in dem Augenblick das Licht in dem Raum gegenüber
angehen.
Nicole Mercier stand auf der Schwelle.
Mit einem Blick erkannte Larry, dass auch Eve Baynes' Tür offenstand. Das
Zimmer war leer.
»Eve ist weg!« Nicoles Stimme klang wie ein Hauch. »Ich habe ein Geräusch
gehört, eben! Es muss jemand durch das Haus gegangen sein!«
Larry Brent musste sich förmlich von dem verführerischen Anblick der
hübschen Französin losreißen. Nicole trug ein hauchdünnes Negligé. Und Nicole
Mercier war eine Frau, deren Körper wie eine Maßarbeit für dieses luftige
Gewebe war. Ihre kleinen, festen Brüste schimmerten durch diesen Hauch von
Stoff, und ihr schlanker, graziler Körper zeichnete sich in seinen Umrissen
deutlich hinter dem Gewebe ab. Das Haar, das die junge Französin sonst
hochgesteckt zu tragen pflegte, floss jetzt wie eine Flut über ihren Nacken und
ihre Schultern.
»Sie sollten etwas anziehen«, konnte sich Larry nicht verkneifen, obwohl
ihm der Anblick gefiel. »Sie könnten sich erkälten.«
Mit diesen Worten war er auch schon an der Zimmertür von Eve Baynes und drehte
den Lichtschalter um. Die Deckenleuchte flammte auf.
Das Bett war verwühlt. Eve Baynes' Kleider lagen auf einem fellbezogenen
Schemel neben dem Bett. Ihr Rollstuhl war weg.
Da war das dumpfe, schwere Geräusch über ihm in der ersten Etage!
Der Boden über ihm erzitterte! Larry warf sich herum.
»Wecken Sie die anderen, Mademoiselle Mercier«, rief er. »Alle sollen Eve
suchen! Stellen Sie das ganze Haus auf den Kopf! Sehen Sie auch draußen nach!
Ich gehe nach oben!«
Er stürmte die Treppen hoch, während Nicole Mercier an die Zimmertüren der
anderen Gäste hämmerte und sie aufweckte – einen nach dem anderen.
Hatte man Eve
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