Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
Baynes entführt, oder war man gerade dabei? Die Geräusche im
oberen Stockwerk irritierten ihn. Larry konnte sich nicht vorstellen, wie Eve die
Treppen hochgekommen war – außer man hätte sie hochgetragen. Aber dass sich der
angenommene Entführer gleich die Mühe machte und den Rollstuhl mitnahm?
Irgendwie passte hier etwas nicht zusammen.
    Larry Brent hastete die Treppen hoch. Er übersprang gleich zwei, drei
Stufen auf einmal. Das zwischen den beiden Treppenpfosten gespannte Seil war
unberührt. Larry stieg darüber hinweg. Ein dunkler Gang erstreckte sich zur
Linken wie zur Rechten. Edward Baynes schien das obere Stockwerk umgebaut zu
haben. Larry hatte das Gefühl, auf dem Gang eines Hotels zu stehen. Zu beiden
Seiten war er von Türen flankiert.
    Er ging in das Dunkel und lauschte. Jetzt war alles still. Das Geräusch
musste von weiter vorn gekommen sein.
    Die Türen waren alle ohne Klinken.
    Hier im Gang gab es keinen Lichtschalter und demzufolge auch keine Lampe.
Der schwache Lichtschein von unten verlor sich in der Höhe der Treppe und drang
nicht in die schmalen, düsteren Gänge vor, die sich weiter hinten aufteilten.
Das obere Stockwerk war ein regelrechtes Labyrinth von Gängen und
türklinkenlosen Räumen. Edward Baynes musste noch eine Anzahl weiterer Räume
unterteilt haben, um kleinere Zimmer zu bekommen.
    Larry Brent hatte eine so merkwürdige Bauweise noch niemals gesehen – und
er begriff sie auch nicht. Doch er hatte keine Gelegenheit, sich über diese
Dinge weitere Gedanken zu machen.
    Unter einer Türritze bemerkte er plötzlich den schwachen flackernden
Schein, als ob jemand mit Kerzenlicht durch den Raum ging.
    Larry machte keine langen Umstände.
    Es galt, keine Zeit zu verlieren, und es kam darauf an, kein Risiko
einzugehen. Ein Schlüssel, um die Tür zu öffnen, stand ihm nicht zur Verfügung.
Seine Smith & Wesson Laserwaffe einzusetzen, schien ihm zu riskant. Er
hätte mit dem Hitzestrahl nicht nur das Schloss zerschmolzen, sondern auch das
ausgetrocknete, morsche Gebälk in Brand gesetzt und im Haus ein Feuer
ausgelöst.
    So setzte er seine Körperkraft ein und warf sich mit aller Kraft gegen die
Tür. Es knirschte und krachte im Schloss. Larry warf sich ein zweites Mal
dagegen. Die leichte Tür wurde förmlich mitsamt dem Riegel aus dem Pfosten
gerissen. Durch den Schwung stürzte Larry in den dunklen Raum. Es gelang ihm
gerade noch, sich abzufangen und ein Hinfallen zu verhindern.
    Seine Augen, schon an die Düsternis des Ganges gewöhnt, erfassten die
makabre Umgebung. Zahllose helle Gesichter wandten sich ihm zu, und große
dunkle Augen schienen jede seiner Bewegungen genau zu registrieren.
    Im ersten Augenblick war Larry Brent wie erstarrt, dann erkannte er diese Gesichter,
und sein Herzschlag setzte aus.
    Er sah Eve Baynes. Und er sah sie gleich dreimal! Und Eve Baynes erwiderte
seinen Blick.
    Larry hielt den Atem an.
    Puppen! Dies also waren die lebensgroßen Puppen, die Allan Carter
herstellte. Für eine Sekunde schien Larry vergessen zu haben, dass er in diesem
Zimmer einen Lichtschein wahrgenommen hatte, dass in diesem Moment außer ihm
noch jemand anders hier sein musste. Sein Aufnahmevermögen war geschärft,
während seine Blicke wie gebannt über die Gestalten, die ihn umgaben,
schweiften. Eve Baynes stand unmittelbar vor ihm. Einmal im Bikini, versonnen,
ein wenig verträumt, die Augen gesenkt, ein zweites Mal saß sie im Rollstuhl,
traurig, benommen, den Blick in weite Fernen gerichtet. Allan Carter hatte
jedes Fältchen, jede Wimper, jede Pore nachgearbeitet. Er war ein
ausgezeichneter Künstler und arbeitete nach einer ganz eigenen Methode. Diese
Gestalten waren nicht aus einer Masse herausgearbeitet. Allan Carter hatte ein
Gussmodell angefertigt und die Form mit einem speziellen Kunststoff gegossen.
Mit Pinsel und Farbe war danach die feine Ausarbeitung vorgenommen worden. Die
Farben waren nicht zu schwach und nicht zu auffällig. Sie waren natürlich. Die
Gestalten, die Larry Brent umringten, wirkten so echt, dass Larry das Gefühl
hatte, Eve Baynes' Busen müsse sich jeden Augenblick unter einem Atemzug heben
und senken.
    Die dritte Eve bot sich im Sportdress dar. In der Linken hielt sie einen
langen Wurfspeer, der Blick war etwas in die Höhe und Ferne gerichtet, und doch
waren diese Augen so gemalt, dass sie Larry Brents Blick in jedem Augenblick
erwiderten.
    Diese Figur von Eve Baynes musste angefertigt worden sein, als sie etwa
achtzehn Jahre alt war. Sie

Weitere Kostenlose Bücher