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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gleichzeitig in den Rücken
stieß, um sie in die Tiefe zu stürzen.
    Dann verloschen alle Eindrücke in einer Welle der Dunkelheit.
    Wie durch ein Wunder kam sie mit dem Leben davon. Nicole Mercier hetzte
sofort die Stufen hinab und kümmerte sich um Eve.
    »Vater!« Da war sie wieder, die ferne, zarte Stimme, irgendwo im Dunkel des
Wirtschaftsgebäudes.
    Eve Baynes hatte das Gefühl, als ob eine eisige Hand ihren Nacken umfasse.
    Warum rief Janett dauernd nach ihrem Vater? Warum? Glaubte sie ihn zu
finden? Wusste sie nichts mehr von seinem Tod?
    Eve musste sich förmlich vom Anblick der grünlich schimmernden Stufen
losreißen. Es war, als ob sie die gähnende, nebelumwogte Tiefe magisch anziehe.
Ein seltsamer, rätselhafter Trieb erfasste sie, noch näher an die Stufen
heranzufahren – doch dann war die andere Seite ihres Willens stärker.
    Sie wendete, fuhr den dunklen Weg zum Wirtschaftsgebäude hinüber und sah
die dichtstehenden, belaubten Bäume, die schwarzen Buchsbaumreihen, die eine
Seite des Swimmingpools begrenzten.
    »Janett? Janett?«
    Sie hörte nur die eigene Stimme. Nein, jetzt vernahm sie es ganz deutlich.
Das Klatschen nackter Füße auf dem Boden. Dann Stille. Ein leiser Schrei? Das
dumpfe Fallen eines Körpers?
    Sie lauschte und atmete kaum. War Janett im Dunkel irgendwo gegen gerannt,
hatte sie sich weh getan?
    Der Nebel lag wie eine zähe Masse über den Sträuchern und Beeten, und er
schien aus den Bodenritzen emporzusteigen, langsam und träge.
    Eve fuhr bis dicht an den Swimmingpool heran. Das Becken war leer. In
diesem Sommer war niemand hier oben gewesen – außer Allan Carter.
    Eve fuhr unter dem tiefhängenden Ast einer Trauerweide hindurch. Daneben,
von einer Buschgruppe umstanden, befand sich eine dunkle Bank. Darauf sah sie
die Umrisse einer Gestalt.
    »Janett?«
    Nein, das war nicht Janett. Sie hatte Janett in ihrem weißen Nachthemd
gesehen. Dies war ein Mann!
    Eves Atem stockte. Er trug eine graue Jacke und war breitschultrig. Den
Umrissen nach zu urteilen verfiel sie sofort auf den Gedanken, dass dieser Mann
Ähnlichkeit mit ihrem Vater hatte! Aber sie verwarf das sofort wieder. Wie kam
sie darauf, wie konnte sie nur so etwas denken? Sie fühlte, dass sie plötzlich
Angst vor ihren eigenen Gedanken hatte.
    Thomas Mylan, grollte es plötzlich in ihrem Bewusstsein auf. Er hatte doch
noch einen Spaziergang machen wollen. Offenbar war er noch nicht ins Haus
zurückgekehrt, hatte diese Bank gefunden und sich darauf gesetzt.
    Sicher hatte er auch Janett gesehen. Aber warum hatte er dann nicht
versucht, sie zu rufen, sie festzuhalten, sie ins Haus zurückzubringen?
    Misstrauen erfüllte sie.
    Eve schlang das duftige Nachtgewand und den Morgenmantel fester um ihre
Hüfte und legte die Kleidungsstücke über ihre Beine, damit die Schenkel bedeckt
waren.
    Langsam näherte sie sich der Gestalt auf der Bank.
    Sie rührte sich nicht, und ein Gefühl der Furcht beschlich sie.
    »Mister Mylan?« fragte sie leise.
    Sie war jetzt genau neben ihm. Keine Reaktion! Eve Baynes legte sachte ihre
Hand auf die Schulter des Mannes, dessen Profil sie in der Düsternis kaum sah.
    In der Sekunde schien ihr Blut in den Adern zu gerinnen. Die Gestalt kippte
langsam auf die Seite und krachte mit dem Kopf genau vor ihre Füße.
    Ein bleiches, starres Gesicht schimmerte ihr entgegen. Sie starrte in weit
aufgerissene, leblose Augen.
    Der Mann vor ihren Füßen war – Edward Baynes, ihr Vater!
    Sie fühlte, wie sich alles in ihr verkrampfte, wie die Haare sich in ihrem
Nacken sträubten.
    Eve schrie. Der gellende Laut hallte durch die Nacht, pflanzte sich durch
den Nebel fort, fing sich zwischen den Eichen und Pappeln, hallte wie ein Echo
in den dunklen Mauernischen und kehrte zurück.
    Eve war wie von Sinnen. Sie machte um 180 Grad kehrt, packte die
Greifreifen und versuchte, so schnell wie möglich von diesem grässlichen Ort
wegzukommen. Der Boden unter ihren Füßen schien davonzufliegen.
    Eve Baynes raste auf dem schmalen geplätteten Streifen zwischen der
Baumreihe und dem Rand des Swimmingpools zu dem Weg, der hinüber zum Wohnhaus
führte.
    Sie stöhnte, schrie und wagte nicht, sich umzuwenden, weil sie glaubte,
dass jemand hinter ihr sei, dass jeden Augenblick eine kalte Hand nach ihr
griff und sie festhielt.
    Eve konnte in diesen Sekunden keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie sah
den dunklen Rand neben sich, und sie begriff im ersten Moment nicht, was das
bedeutete. Sie fühlte mit einem Mal, dass

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