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025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Freie und um das Haus herum.
    Alle Fenster im Parterre waren erleuchtet, verwaschene Lichtflecken
breiteten sich auf den feuchten Asphaltwegen aus. Dunkle Gestalten zeigten sich
im Nebel. Larry ging auf sie zu. Er erkannte Dr. Ortskill, Nicole Mercier und
Schwester Gila. Kaum, dass er die Gruppe erreicht hatte, kamen von der anderen
Seite des Hauses Thomas Mylan und Robert Mullingham, der Cousin der beiden
Baynes-Töchter, auf die Gruppe zu.
    »Nichts«, sagte Robert Mullingham schon von weitem. »Wir haben das ganze
Haus abgesucht. Wir waren bis am Tor unten – keine Spur von Eve.«
     

 
 
      Allan Carter nahm seine Kerze wieder
auf, kaum dass Larry Brent verschwunden war, und zündete sie neu an.
    Mit wankenden Schritten bewegte er sich wie eine Gestalt aus einem
Gruselfilm zwischen den Figuren der schlanken, schönen Mädchen, den Blick starr
geradeaus gerichtet. Er passierte insgesamt zwei Zwischentüren, nachdem er
unterwegs alle Puppen wieder aufgestellt hatte, die umgeworfen worden waren.
    Die Figur mit dem Wurfspeer, die Eve Baynes darstellte, war besonders
beschädigt. Die Nase war eingedrückt, eine Gesichtshälfte war aufgeplatzt, und unter
der dünnen Lackschicht zeigten sich feine, lange rote Streifen, die aussahen
wie Blutfäden, die aus den Augenwinkeln liefen.
    Allan Carter erreichte den Raum, der bis auf zwei verhüllte Puppen
praktisch leer war. Ein langes Spinnengewebe ragte vom Türpfosten herab und
streifte sein Haupt. Die Kerze flackerte und zeichnete von seinem buckligen
Körper ein riesiges, bizarres Abbild, das ständig an der linken Wandseite als
verzerrte Silhouette mit ihm wanderte. Seine Füße hinterließen deutliche
Abdrücke in dem zentimeterdicken Staubteppich. Seit Monaten war hier niemand
mehr gewesen.
    Carter ging auf die beiden verhüllten Gestalten zu und riss blitzschnell
das eine Leichentuch herab. Die nackte, reizvolle Gestalt der jungen Französin
stand vor ihm, Nicole Mercier mit ihrem makellos reinen Körper. Doch Allan
Carter hatte nur Augen für die zarten Gesichtszüge, für die großen,
verschleierten Augen, und seine Kerze leuchtete das Gesicht der lebensgroßen
Puppe fast schattenlos bis in den letzten Winkel aus.
     

 
 
      Das Geräusch drang in ihr
Unterbewusstsein, und sie fühlte die Kälte und Nässe.
    »Lasst das Wasser«, hörte sie sich murmeln. »Warum überschüttet ihr mich
immer wieder?«
    Sie bewegte die Arme, als wolle sie die Flut beiseite drücken, bis sie
endlich begriff.
    Wasser!
    Eve blies, sie verschluckte sich und hustete. Das kalte Wasser weckte ihre
Lebensgeister, riss sie zurück aus der Ohnmacht, aus der schmerzlosen,
wattierten Stille, in der sie sich befunden hatte.
    Und damit kam die Angst und die Furcht wieder.
    Sie lag im Swimmingpool, der sich langsam aber ständig mit Wasser füllte!
Sie hob den Kopf und setzte sich aufrecht. Ihre Haare hingen nass und wirr um
ihren Kopf herum. Eve Baynes war verzweifelt, und in ihren Augen leuchtete noch
etwas anderes als Entsetzen.
    Die Nebel stiegen rund um sie hoch, sie konnte die Buchsbaumreihe vor sich
am anderen Ende kaum wahrnehmen. Wie im Traum erlebte sie zunächst noch das
ansteigende Wasser, das nun bereits ihre Knie überdeckte.
    Sie musste weg hier, oder sie würde elend ertrinken.
    Eve sah den umgekippten Rollstuhl. Gehetzt blickte sie sich um. Es gab im
Becken insgesamt vier Treppen. Die eine war gut drei Meter von ihr entfernt.
Langsam rutschte sie über den kalten Boden, Zentimeter für Zentimeter, und sie
fühlte, wie viel Kraft sie das kostete. Ein Meter wurde zu einer endlosen
Strecke für sie, und sie hatte das Gefühl, der Treppe kaum nähergekommen zu
sein.
    Ihr Kopf dröhnte und schmerzte, sie wimmerte und schluchzte leise vor sich
hin. Würde sie es schaffen? Was war dann, wenn sie die Treppe erreichte und
sich Stufe für Stufe hochquälte? Wie würde sie den langen Weg zum Haus
schaffen? Ohne Rollstuhl war sie vollkommen hilflos und nicht in der Lage,
einen einzigen Schritt zu gehen.
    Das Wasser stieg, die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Eve hob den Blick –
und sie schrie gellend auf, als sie bemerkte, dass sie nicht allein war und
beobachtet wurde. Am anderen Ende des Beckens stand der Mann im grauen Jackett
– ihr Vater!
    Stillschweigend und nebelumhüllt.
    »Neeeiiin!« Eve Baynes fühlte, wie sich ihre Kopfhaut zusammenzog.
»Neeeiiin!« schrie sie. Ihre Hände verkrampften sich, sie rutschte aus und war
kaum mehr fähig, sich zu bewegen und weiter vor zu

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