025 - Die Treppe ins Jenseits
über ihm, vor und hinter ihm gleichzeitig
zu hören war.
»Ich werde nicht eher ruhen, bis es keine Callaghans mehr gibt! Aber ich
werde mir Zeit lassen, Albert Benjamin Callaghan. In dieser Stunde, in der mein
Tod gewiss ist, verfluche ich dich. Ihr Mächte der Hölle, verleiht mir die
Kraft, zurückzukommen. Mein Geist soll über ihn kommen und all jene, die aus
seinem Samen gedeihen. Deren Leben soll verflucht sein, und ich werde nicht
eher ruhen, bis mein Leib in geweihte Erde kommt!«
Das laute Lachen war noch immer da.
»Ruf' sie nur, deine Höllengeister!« höhnte die Stimme des unsichtbaren
Mörders. »Sie werden dich nicht erhören.«
»Ich beschwöre sie, ich beschwöre sie!«
»Ich werde jeden Tag an dich denken, Mara, das verspreche ich dir. Wenn ich
die Treppen zum Meer hinuntergehe, werde ich auf der vierzehnten Stufe
verweilen, denn genau dahinter liegt der Stollen, in dem du stehst und langsam
zur Mumie wirst. Und diese Vorstellung wird mich glücklich machen.«
»Wenn du auf der Stufe stehst, werde ich dich hinunterstoßen, und dein Leib
wird auf den spitzen Felsen zerschmettern, Albert Benjamin Callaghan!«
John Hawkins Blicke jagten hin und her. Der gespenstische Dialog rauschte
wie Fieberwellen an ihm vorbei.
»Dazu, meine liebe Mara, müsstest du erst dein hübsches kleines Gefängnis
verlassen! Und dazu wird es nicht kommen. Hahaha ... haha!«
»Fluch über dich, Callaghan! Ich werde kommen, du kannst dich darauf
verlassen!«
Schlagartig war alles zu Ende.
Da gab es kein Mauerwerk vor John Hawkins und keine Lady Mara mehr.
Die Gestalt der langhaarigen Frau mit den großen, hassenden Augen löste
sich wie ein Nebelschweif auf, und der Captain sah, dass er das strähnige Haar
eines Skeletts in der Hand hielt, gegen das er gestolpert war und in dem der
wabernde Nebel langsam versickerte.
Er ging den Weg, den auch Eve Baynes
gefahren war, und verließ das Haus durch den Haupteingang. Alle hatten sich
offenbar in ihre Zimmer zurückgezogen. Nur im Zimmer von Schwester Gila brannte
noch Licht.
Larry bahnte sich einen Weg durch den dichten Nebel und die Finsternis. Er
wusste, dass alles umsonst war, wenn sich herausstellen sollte, dass Eve
wirklich geistesgestört war, dass die Krankheit all die Jahre hindurch nur in
ihr geschlummert hatte.
Er jedenfalls wollte die Beweise erbringen, dass Eve Baynes nicht
geistesgestört war. Er ahnte das schreckliche Spiel, das man mit ihr trieb,
aber er hatte bis zu diesem Augenblick nicht den geringsten Anhaltspunkt für
diesen Betrug größten Stils.
Der Nebel hüllte ihn ein. Er konnte kaum die Umrisse des Gebäudes erkennen,
das er gerade verlassen hatte. Er sah nicht die rohe Mauer, die keine zwanzig
Schritte entfernt das Anwesen begrenzte, und erkannte nicht die geparkten Wagen
auf der anderen Seite.
Langsam ging Larry auf den schmalen, asphaltierten und feuchten Wegen, und
wurde auf einen Rosenstrauch aufmerksam, an dem etwas Weißes schimmerte. Er
bückte sich und hielt ein Nylongewebe in der Hand. Stoff von Janett Baynes
Nachthemd! Eve hatte gesagt, dass ihre Schwester ein weißes Hemd getragen
hatte!
Also war sie doch Janett gefolgt.
Larry Brent fühlte sich plötzlich federleicht. Der Gedanke, dass Eve keiner
Halluzination zum Opfer gefallen war, brachte ihn in eine beinahe heitere
Stimmung.
Er erreichte den anderen Teil des Grundstückes, ging um das große
Wirtschaftsgebäude herum und kam zu der Bank, auf der Eve Baynes angeblich ihrem
toten Vater begegnet war. Larry suchte das ganze Gelände ab. Es war still,
düster und neblig. Aus der Ferne hinter den Baumstämmen drang das Geräusch der
Brandung an sein Gehör. Larry suchte die Buchsbäume ab und fand es erstaunlich,
dass der Swimmingpool wieder leer war. Das Wasser war abgelaufen.
Er stutzte plötzlich.
Ein fluoreszierender Schein weckte seine Aufmerksamkeit. Das war vorn an
der Steilküste. Im Nebel leuchtete gespenstisch eine menschliche Gestalt.
Sekundenlang hielt er den Atem an.
Sollte alles doch anders sein, als er vermutete?
Mit der Zungenspitze leckte er sich über die Lippen und lief los.
Absichtlich mit ausgeschalteter Taschenlampe, um nicht auf sich aufmerksam
zu machen.
Der PSA-Agent näherte sich der steil in die Tiefe führenden Felsentreppe.
Nebel umwallte ihn. Er hatte das Gefühl, inmitten eines Wolkenmeeres zu
stehen. Vorsichtig tastete er nach dem eisernen Geländer, das zum Schutz vor
dem steilen Abhang errichtet worden war.
Aufmerksam
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