Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
025 - Die Treppe ins Jenseits

025 - Die Treppe ins Jenseits

Titel: 025 - Die Treppe ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
starrte er auf die zerfließende Gestalt im Nebel.
    Manchmal glaubte er, einer optischen Täuschung erlegen zu sein, denn die
Umrisse verwehten wie Nebel und verschwanden hinter der milchigen Mauer, ehe
sie wieder in einem geheimnisvollen, fremdartigen Licht zu leuchten begannen.
    Doch woher kam dieses Leuchten?
    Larry machte sich keine Gedanken mehr darüber, als er erkannte, dass er es
hier mit einem handfesten Spuk zu tun hatte. Zwar waren solche Dinge für ihn
als Angehörigen einer Abteilung, die mysteriösen Vorfällen nachging, nichts
Besonderes, doch wenn dann so etwas eintrat, war es immer wieder wie ein
kleines Wunder. Aber diese Wunder konnten äußerst gefährlich werden, wie
Abenteuer in der jüngeren Vergangenheit bewiesen.
    Larrys Sinne waren aufs Äußerste gespannt, und er war entschlossen, auch
diesen Dingen nachzugehen, wenn es sich als wichtig und notwendig erweisen
sollte.
    Die leuchtende Gestalt schien mit ihren Füßen kaum den Boden zu berühren.
Die Gespenstererscheinung befand sich einige Meter unter ihm. Das bedeutete,
dass die Nebelgestalt über einer der weiter unten liegenden Stufen schwebte.
    War es die vierzehnte Stufe, die eine so große Rolle spielte?
    Larry ging nach unten. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und
musste die nachfolgende Stufe jeweils ertasten, da er sie infolge des dichten
Nebels nicht sah.
    Kaum hörbar setzte er den Fuß auf.
    Er ließ nicht ein einziges Mal den Blick von der Gestalt, der er eindeutig
näherkam, ohne jedoch den Eindruck davon zu haben. Denn es kam ihm so vor, als
sei die Spukerscheinung immer gleichweit von ihm entfernt.
    Aber dann nahm er die Umrisse klarer wahr und konnte trotz des Nebels
deutlich das wehende Gewand und das verklärte Gesicht sehen. Eine Erscheinung
aus einer anderen Welt!
    Die nächste Stufe.
    Jetzt stand er auf der neunten, wenn er richtig gezählt hatte.
    Die geheimnisvollen Geschichten besagten, dass es immer auf der vierzehnten
Stufe passiert war.
    Plötzlich strauchelte er.
    Jemand schien ihm die Beine unterm Leib wegzuziehen.
    Larry Brent reagierte blitzschnell.
    Er rutschte ab und verlor den Halt. Mit der Rechten fasste er in das
eiserne Geländer. Es erzitterte, und einer der nicht gerade massiven und vom
Zahn der Zeit angeknabberten Stäbe wackelte bedrohlich.
    Larry blieb zwei Stufen tiefer hocken. Es musste also nicht immer auf der
vierzehnten passieren! Aber der Amerikaner war nicht die Sorte Mensch, der
trotz aller handfesten Erlebnisse, die schon hinter ihm lagen, gleich in jedem
Ereignis, das er nicht verstand, etwas Übernatürliches vermutete.
    Er war abgerutscht, daran gab es keinen Zweifel. Die helle Gestalt vor ihm
hatte sich nicht gerührt, sie schwebte unverändert unter ihm, als warte sie auf
sein Kommen. Larry erhob sich wieder. Der Fels war feucht und kalt. Die Stufen
waren stellenweise so ausgetreten und uneben, dass man höllisch aufpassen
musste, um keinen Fehltritt zu machen. Das war schon ein gewisses Risiko, wenn
man gut sah, aber jetzt war es sträflicher Leichtsinn, hier nach unten zu
gehen.
    Die Feuchtigkeit machte die einzelnen Stufen zusätzlich gefährlich. Sie
waren glitschig.
    Larry richtete seinen Blick voll auf das leuchtende Wesen. Es war eine Frau
mit langen, bis weit über die Schulter fallenden Haaren. Ihre Lippen waren hart
und strichförmig, die Nase sehr ausgeprägt.
    »Wer bist du?« fragte Larry Brent mit ruhiger Stimme.
    »Lady Mara.«
    »Was willst du von mir?«
    Keine Antwort!
    Die Nebelgestalt bewegte sich leicht, als würde ein sanfter Wind in ihren
zerfließenden Formen spielen.
    »Warum bist du gekommen? Suchst du ein neues Opfer?« fragte Larry unberührt
weiter.
    »Bist du ein Callaghan?« bekam er die Gegenfrage statt einer Antwort zu
hören.
    »Nein. Aber wäre das so wichtig?«
    »Für mich schon.« Die Stimme schien aus unendlicher Ferne zu kommen. Wellen
plätscherten weit unten gegen den nackten Fels, der Wind jaulte und pfiff
zwischen den Ritzen und Spalten, dass es sich anhörte, als würde dort ein
urwelthaftes Tier schnaufen und Wasser saufen. Glucksend lief das Wasser durch
Löcher und Ritzen und kehrte plätschernd ins Meer zurück.
    Larry Brent registrierte die gesamte Geräuschkulisse, die ihn umgab. Alle
seine Sinne waren voll aktiviert. Und so entging ihm auch nicht das zarte
Klopfen, das aus dem Innern des Felsens drang.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Im ersten Moment dachte er, dass er sich verhört hätte, aber dann klopfte
es wieder.
    Larry

Weitere Kostenlose Bücher