0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars
zu 'diesen Stellen, und die Telefonate werden von einem Beamten entgegengenommen, der auf Grund einer besonderen Kartei feststellen kann, ob die Meldungen in irgendeinem Zusammenhang mit einem vom FBI bearbeiteten Fall stehen könnten. In dieser Kartei war irgend etwas verrutscht, und so kam es, daß der Kollege vom Nachtdienst mich nicht sofort anrief, als die Mordkommission des 6. Bezirks die Ermordung Catherine Castels meldete, sondern die Sache als »nicht für FBI.-Zuständigkeit« behandelte. Ich erfuhr von dem Mord erst um acht Uhr in meinem Büro, als ich routinemäßig das Fernschreiben der City Police überflog. Zwischen den Meldungen über den Einbruch in ein Juweliergeschäft und einer Messerstecherei in Brooklyn stach mir der Name Catherine Castel ins Auge.
Ein eisiger Schreck durchzuckte mich. Ich las .die wenigen Zeilen. Dann griff ich zum Telefon und rief die Mordkommission des 6. Bezirkes an. Ich bekam einen Leutnant Wallis an den Apparat.
»Cotton vom FBI, Leutnant. Kann ich von Ihnen Details über den Mordfall Catherine Castel erhalten?«
»Alle Details. Ich habe die Sache selbst untersucht. Habe deswegen in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Ist das FBI.-Fall. Mir sah es wie ein ganz gewöhnlicher Raubmord aus.«
»Das ist es mit Sicherheit nicht. Ich komme sofort zu Ihnen, Wallis.«
Der Lautnant war ein Mann in mittleren Jahren mit der grauen Gesichtsfarbe eines Menschen, der zuwenig Schlaf bekommt. Er lud mich ein, Platz zu nehmen.
»Ich glaube, ich habe alle Unterlagen zusammen«, sagte er. »Der Mord wurde schon um acht Uhr abends entdeckt. Wir hatten die ganze Nacht Zeit, die Untersuchungen durchzuführen. Hier sind die Bilder.«
Ich betrachtete die Aufnahmen des, Polizeifotografen. Catherine Castel lag in gekrümmter Haltung auf dem Fußt boden der Diele ihrer kleinen Wohnung. Die Großaufnahme zeigte, daß sie an einer schweren Schlagverletzung des Kopfes gestorben war.
»Wer entdeckte das Verbrechen?«
»Eine gewisse Eleonor Snyder. Sie arbeitet in der gleichen Firma wie die Ermordete. Sie sagte, Miß Castel sei am Tage nicht zur Arbeit gekommen. Daraufhin habe sie sie gegen Mittag angerufen. Catherine Castel habe sie gebeten, doch am Abend zu ihr zu kommen. Sie erlebe augenblicklich schreckliche Sachen, und sie würde ihr, Eleonor Snyder, davon erzählen.« Entschuldigend setzte er hinzu. »Ich habe dieser Bemerkung keine besondere Bedeutung beigemessen. Miß Snyder und Catherine Castel schienen mir beide etwas säuerliche alte Mädchen zu sein, und ich dachte, daß für solche Girls schon der schiefe Blick eines Mannes eine schreckliche Sache sei. Na ja, die Snyder kam also hin, fand die Wohnungstür unverschlossen und dahinter ihre ermordete Freundin. Sie schrie das ganze Haus zusammen, und wir wurden alarmiert. Unser Arzt stellte fest, daß die Frau etwa zwei Stunden vorher, gegen sechs Uhr, ermordet worden war. Allein schon die Zeit spricht für einen versuchten Raubmord. Ich denke mir den Täter als irgendeinen verkommenen, geldlosen Burschen, der vielleicht nur betteln wollte, sich einer alleinstehenden Frau gegenübersieht, sein Glück versucht und zuschlägt. Ich habe es noch nie erlebt, daß geplante Morde um sechs Uhr, zur Hauptgeschäftszeit, wenn die meisten Leute unterwegs sind, begangen werden.«
»Ich habe schon Morde um zwölf Uhr mittags erlebt, Leutnant. Nichts tarnt besser als eine Masse Menschen, zwischen denen der Mörder untertauchen kann. Ein einsamer Mann auf einer nächtlichen leeren Straße fällt auf.« Wallis schüttelte den Kopf. »Mag sein, Mr. Cotton, aber Sie vergessen, daß Miß Castel in einem Apartmenthouse wohnte, in dem ständig eine Menge Menschen das Treppenhaus und die Aufzüge bevölkern. Kein Mörder würde unter solchen Umständen seine Tat auszuführen wagen. Nur aus dem Affekt heraus, in einem plötzlichen Entschluß, kann in einem solchen Fall der Mord geschehen.«
»Wenn Ihre Theorie stimmt, so haben Sie sicherlich ein halbes Dutzend erstklassiger Beschreibungen von dem Mörder erhalten. Er müßte einer ganzen Anzahl von Leuten begegnet sein.« Wallis sah mich überrascht an. Dann lachte er.
»Oh, Sie haben mich ’reingelegt, Cotton. Meine Theorie taugt nichts. Ich habe überhaupt keine Beschreibung bekommen. Mag sein, daß der Täter den Leuten begegnet ist, aber niemand hat auf ihn geachtet. Die Leute waren alle mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, und in einem Apartmenthouse dieser Größe wohnen viel zuviel
Weitere Kostenlose Bücher