0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars
Menschen, als daß sie sich untereinander kennen könnten. Ich sehe schon, daß ich meine Ansicht vom zufälligen Raubmörder, der gestört wurde oder über seine eigene Tat erschrak, so daß er seine Absicht nicht ausführte oder nicht ausführen konnte, über Bord werfen muß.«
»Enthält der Bericht Ihres Arztes irgendeinen Hinweis, daß der Schlag, der das Mädchen tötete, mit ungewöhnlicher Kraft geführt wurde?«
Wallis blätterte in einem der Schnellhefter.
»Nein, der Doc schreibt nur von kräftigen Schlägen mit einem harten, vermutlich runden Gegenstand. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nimmt er an, daß der Mörder dreimal zuschlug.«
»Das Mordwerkzeug wurde nicht gefunden,«
»Nein, und die chemisch-analytische Untersuchung ergab keinen Hinweis auf die Art der Mordwaffe. Mit Sicherheit können wir daher annehmen, daß sie weder aus Holz noch aus gewöhnlichem Eisen bestand. In beiden Fällen finden wir immer irgendeinen winzigen Splitter oder geringste Spuren von Eisen. Vielleicht hört es sich unwahrscheinlich an, aber ich muß annehmen, daß der Mörder mit einem Gegenstand aus hochwertigem und dazu noch poliertem Stahl zugeschlagen hat. Nur solches Zeug hinterläßt nicht die geringste Spur. Das sieht beinahe so aus, als hätte der Mörder verheimlichen wollen, welche Waffe er benutzte.«
»Mehr noch, Leutnant, ich denke, daß er den Eindruck erwecken wollte, es handele sich bei diesem Mord um den gleichen Täter, der vor einiger Zeit einen Mann in der Nähe der Williamsbridge umbrachte. Er hat nicht daran gedacht, daß wir feststellen können, daß er nicht einmal, sondern dreimal zugeschlagen hat. Ihre Zeugen haben Ihnen nicht erzählt, daß sie im Hause einen Mann gesehen haben«
»Nein, aber ich habe auch nicht danach gefragt.«
»Ich glaube, wenn irgendwer ihn gesehen hätte, hätte er es ihnen erzählt, auch ohne gefragt worden zu sein. Haben Sie etwas über Catherine Castels Angehörige festgestellt.«
»Ja, sie gehört zu einer verarmten Bankiersfamilie. Der Vater soll bis zum Landstreicher herabgesunken sein, und ich konnte nicht erfahren, ob er überhaupt noch lebt. Außer ihm hatte sie nur noch einen Verwandten, einen Vetter, der John Allering heißt und in der 9. Avenue wohnt.«
»Haben Sie ihn vernommen?«
»Wir konnten ihn nicht erreichen. Er war nicht in seiner Wohnung, obwohl ich mehrfach in der Nacht dort anrufen ließ. Zehn Minuten bevor Sie kamen schickte ich einen Beamten in die 9. mit dem Auftrag, Allering herbeizuschaffen.«
Als habe er ein Stichwort gesagt, schrillte das Telefon. Der Leutnant nahm den Hörer ab und drückte nach den ersten Worten des Anrufers auf den Knopf der Lautsprecheranlage, so daß ich mithören konnte. »… weigert sich, mitzukommen, solange ich ihm nicht sage, um was es sich handelt, Chef«, hörte ich die Stimme eines Polizisten. »Sie haben mir dazu keinen Auftrag gegeben, Sir.«
Inspektor Wallis sah mich fragend an. Ich bat ihn um den Hörer.
»Geben Sie mir bitte Allering an den Apparat.«
Allering meldete sich mit einem unwilligen »Hallo«.
»Hier spricht Cotton«, sagte ich. »Ihre Cousine ist gestern ermordet worden.«
Eine Sekunde bestürztes Schweigen, dann stieß er ein »Unmöglich« hervor.
»Ich werde in zehn Minuten bei Ihnen sein, Allering. Bleiben Sie, wo Sie sind! Geben Sie mir noch einmal den Beamten!«
»Behalten Sie John Allering im Auge«, sagte ich, als der Cop sich meldete. »Es ist nicht nötig, daß Sie irgendwelche Zwangsmaßnahmen ergreifen, falls er ruhig bleibt. Ich möchte nicht, daß er mit irgendwem spricht.«
»Jawohl, Sir!«
Ich legte auf.
»Wenn Sie nicht zu müde sind, dann kommen Sie mit, Leutnant.«
Wallis .seufzte. Wahrscheinlich sehnte er sich so sehr nach einem Bett, daß ihm alle Mörder der Welt völlig gleichgültig waren. Dennoch kam er mit, obwohl die Sache sich in einen FBI-Fall verwandelt hatte und ihn damit wahrscheinlich nichts mehr anging.
Ailering saß in seinem feudalen Wohnzimmer und starrte finster in eine Ecke. Der Cop hatte sich neben der Tür aufgepflanzt. Allering stand auf, als wir eintraten.
»Anscheinend sehen Sie in mir den Mörder meiner Cousine«, sagte er. »Ich habe von Ihnen nichts anderes erwartet, Mr. Cotton.«
»Es gibt wenig Leute, die ein Interesse daran haben können, Catherine Castel umzubringen«, antwortete ich. »Ohne Zweifel sind Sie einer von diesen Leuten. Jetzt steht niemand mehr zwischen den Millionen der Ölkonzession und
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