0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars
stieß einen Seufzer aus, als sich die Tür hinter der Dame geschlossen hatte.
»Hält sie uns für ein Privatdetektivbüro?« fragte er Mr. High.
Der Chef lächelte wieder.
»Sie verzeiht ihrem Vater nie, daß er das Familienvermögen durch den Schornstein gejagt hat. — Setzt euch, Jungens!«
»Als ich beim FBI eintrat, hatte ich mir nie träumen lassen, daß ich hinter verkommenen Ex-Bankiers herlaufen muß, damit saure Töchter sich Nerzmäntel Überhängen können. Mädchen wie Cat Castel werden dadurch auch nicht schöner.«
»So einfach liegen die Dinge nicht«, entgegnete der Chef. »Ihr habt den Alten gestern nicht gefunden?«
»Nein, Chef. Dort, wo wir ihn erwarteten, fanden wir einen ermordeten Killer.«
Ich berichtete knapp über die Ereignisse auf dem verlassenen Bauplatz. Mr. High hörte schweigend zu.
»Tunley war also ein Berufskiller«, stellte er fest, als ich geschlossen hatte. »Gibt es Hinweise dafür, daß er Castel suchte, um ihn zu töten?«
»Diesen Zettel.« Ich schwenkte das Blatt. »Aber es ist ein ziemlich dünner Hinweis.«
»Fassen wir einmal zusammen«, sagte Mr. High. »Noch vor sieben Jahren war Sidney Castel ein angesehener Wallstreet-Bankier, keiner der ganz Großen, aber ein Mann, mit einem beachtlichen Vermögen in einem halben Dutzend gewagter Spekulationen. Ihm blieb nichts als der Anzug, den er auf dem Leibe trug. Seine Frau war gestorben, seine Tochter wollte ihn nicht mehr sehen, sein einziger Neffe, John Allering, weigerte sich, ihm unter die Arme zu greifen. Die Familie platzte gewissermaßen auseinander. Allering ging seinen eigenen Geschäften nach, die Tochter suchte sich irgendeinen Job, und Sidney Castel verkam mit Raketengeschwindigkeit. Vor ungefähr einem Jahr begann eine große Gesellschaft in Columbien nach Öl zu suchen. Die Probebohrungen wurden in einem Talgebiet fündig. Die angebohrten Quellen erwiesen sich als ungewöhnlich reich. Die Gesellschaft beantragte bei der columbianischen Regierung die Konzession, und jetzt erst stellte sich heraus, daß die Ausbeutungsrechte für das fündige Gelände bereits vor sechs Jahren an Sidney Castel vergeben worden waren. Man blätterte alte Wirtschaftsberichte nach und bekam heraus, daß Castel mitten in seinem Zusammenbruch versucht hatte, auf der Basis dieser Konzession eine Aktiengesellschaft zu gründen. Damals hatte er aber bereits seinen Kredit verspielt. Man hielt die Geschichte für ein Schwindelmanöver, niemand zeichnete die Aktien, und es spricht einige Wahrscheinlichkeit dafür, daß Castel wirklich einen Trick versuchte und selbst nicht an den Wert der Konzessionen glaubte. Bis vor kurzem hat niemand daran geglaubt, daß Öl auch im Hochland von Columbien gefunden werden könnte, da Erdöl immer nur in Niederungen vorkommt. Jedenfalls ist Sidney Castel, Ex-Bankier und Landstreicher, Besitzer einer wertvollen Konzession.«
»Und warum jagen wir hinter dieser Geschichte her, Chef? Mögen sich die Finanzhyänen darum schlagen.«
Mr. High lächelte. »Staatsinteresse, Jerry. Normale Erdölfelder sind gegenüber Luftangriffen und Raketen außerordentlich empfindlich. Sie liegen immer in flachen Ebenen wie auf dem Präsentierteller. Ein Erdölvorkommen in tief eingeschnittenen Gebirgstälern ist so gut wie unverwundbar. Ich glaube, das Pentagon hat mit dem Columbia-Vorkommen große Pläne.«
»Sollen Sie doch den ganzen Kram beschlagnahmen«, knurrte Phil.
»Erstens einmal liegt das Gebiet in Columbien, und dort können die USA nicht beschlagnahmen, sondern höchstens Verträge schließen, und zweitens sind wir ein Rechtsstaat. Die Konzession gehört Sidney Castel, und also wird man höflich mit Mr. Castel reden müssen.«
»Ob Stunt Tunley auch die Absicht hatte, höflich mit Sidney Castel zu reden?« fragte ich nachdenklich.
High sah mich aufmerksam an.
»Es sieht so aus, als hätten einige Leute von der Sache Wind bekommen. Die Konzession dürfte eine Million oder mehr wert sein. Außerdem bestimmt das columbianische Gesetz, daß nicht nur der Mann, auf dessen Namen die Schürfrechte eingetragen sind, die Konzession ausnutzen darf, sondern jeder, der sich im Besitz der Konzessionsbescheinigung befindet.«
»Existiert das Dokument überhaupt noch?«
»Das weiß niemand mit Sicherheit Sidney Castel ausgenommen. Wir haben jedenfalls festgestellt, daß Castel einen ganzen Koffer voll Papiere mit in sein Landstreicherleben nahm, irgendwelche Dokumente, die seine Gläubiger für wertlos hielten,
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