0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars
allerhand Gedanken machte.
»Ich würde gern etwas über Ihre Tätigkeit erfahren, Mr. Allering?« fragte ich mit fast übertriebener Höflichkeit.
»Ich bin Agent«, antwortete er. »Agent — für was?«
»Für alle Geschäfte, die mir aussichtsreich erscheinen. Onkel Sids Zusammenbruch hat leider auch mich das meiste meines Vermögens gekostet. Ich verfüge nicht mehr über genügend Kapital, um Geschäfte auf eigene Rechnung zu machen, und ich muß mich auf Vermittlertätigkeit beschränken.«
»Dennoch interessieren Sie sich nicht für die Million, die Ihrem Onkel plötzlich in den Schoß zu fallen scheint.«
»Ich interessiere mich nie für Geld, an das ich nicht herankommen kann.« Dachte John Allering nicht daran, daß nur ein Mensch /.wischen ihm und der Millionen-Dollar-Konzession stand: Catherine Castel?
»Haben Sie je den Namen Stunt Tunley gehört?« fragte Phil.
»Nein.« Auch diese Antwort kam ohne das geringste Zögern.
Ich stand auf.
»Vielen Dank für die Unterredung, Mr. Allering. Bitte, benachrichtigen Sie uns, falls Sie etwas von Ihrem Onkel hören sollten.«
»Selbstverständlich«, entgegnete er eisig.
Als wir wieder in den Jaguar stiegen, fragte Phil:
»Wohin jetzt?«
»Wollen sehen, ob wir irgend etwas über Stunt Tunleys letzte Lebenstage in Erfahrung bringen können.«
Im allgemeinen ist es recht schwierig, über einen Gangster etwas in Erfahrung zu bringen, besonders, wenn es sich um einen so gefährlichen Mann handelt, wie es Stunt Tunley zu seinen Lebzeiten war. Niemand verbrennt sich gern den Mund. Aber auch der gefährlichste Killer verliert; jeden Schrecken, sobald er tot ist. Wir ließen uns von Fotografen einige Abzüge seiner Aufnahmen geben. Wir wußten, daß Stunt in einer kleinen Wohnung in der 43. Straße gehaust hatte,. und wir begannen das Viertel in der Nähe der Wohnung abzugrasen. Das Bild, ein ziemlich erschreckendes Bild, öffnete den Leuten, jenen kleinen Drugstorebesitzern, Gemüsehändlern und Zeitungsverkäufern besser den Mund, als es noch so dringende Überredungsversuche vermocht hätten. Auf diese Weise erfuhren wir den Namen und die Adresse einer Lady, die als Stunt Tunleys Freundin galt. Sie hieß Lil Geshin und wohnte ebenfalls in der 43. Straße, nur ein paar Ecken weiter.
Wir trafen die Dame in ihrer Wohnung, allerdings nicht allein. Offenbar hatte sie sich über Tunleys Ausbleiben schon hinweggetröstet, denn auf dem Sofa saß ein breitschultriger Knabe mit einem verschlagenen Ganovengesicht in Hemdsärmel, der sich schon ganz wie der Hausherr benahm, denn er blaffte uns an:
»Was wollt ihr hier?«
Phil setzte ihn kurzerhand an die Luft, obwohl er wütend protestierte. Lil Geshin, eine üppige Blondine, leicht jenseits der besten Jahre, sah amüsiert zu und dachte nicht daran, zugunsten ihres Freundes einzugreifen.
»Seid ihr Cops oder Leute von unserer Seite?« fragte sie mit entwaffnender Offenheit.
»G.-men«, antwortete ich lächelnd. »Also die schlimmste Sorte«, stellte sie fest. »Wenn ihr etwas über Stunt wissen wollt, seid ihr bei mir an der falschen Adresse, was immer man euch auch erzählt haben mag.«
»Wir wollen nur wissen, ob das Stunt Tunley ist?« fragte ich und hielt ihr das Bild unter die Nase.
So abgebrüht sie sein mochte, so atmete sie beim Anblick des zerschlagenen Gesichtes doch schneller. Hastig griff sie nach einer Zigarette, und erst, als Sie den ersten Rauch ausgestoßen hatte, sagte sie heiser:
»Ja, das ist Stunt.«
»Wollen Sie jetzt reden, Lil Geshin?« Sie zuckte die runden Schultern. »Warum nicht? Ihm kann’s nicht mehr schaden und mir auch nicht. Sie müssen wissen, G.-men, daß Stunt alles andere als ein gemütlicher Freund war. Ich habe wenig Grund, ihm übers Grab hinaus Dankbarkeit zu bewahren.«
»Wußten Sie, welchen Auftrag Tunley zuletzt ausführte oder ausführen sollte?«
»Ich weiß keine Einzelheiten, aber er muß eine anständige Anzahlung bekommen haben, denn vor ungefähr einer Woche gab er mir hundert Dollar und sagte: ,Kauf dir ein neues Kleid, Baby.«
»Sonst haben Sie nichts festgestellt?«
»Nein… doch, aber ich weiß nicht, ob es wichtig ist. An zwei Tagen kam er mit völlig verdreckten Schuhen nach Hause, als wäre er auf einem Baugelände herumgelaufen. Tja, dann fällt mir noch ein, daß er einmal vor sich hinbrummte, das wäre der leichteste Job seines Lebens.«
»Sie können sich denken, Lil Geshin, daß wir herausbekommen möchten, wer Tunley für diesen Job
Weitere Kostenlose Bücher