0251 - Xorron - mein Lebensretter
gewonnen.«
Suko wunderte sich. So hatte er Lady X eigentlich noch nie erlebt, denn Suko konnte eine gewisse Unsicherheit bei ihr erkennen.
Er wußte nicht genau, woran es lag, und zermarterte sich das Gehirn, bis er sich die Blutsaugerin ein wenig genauer anschaute und feststellen mußte, daß etwas fehlte, das sie sonst immer bei sich trug.
Der Würfel des Unheils!
Genau, er fehlte. Sie ging nie ohne ihn, er hatte sonst seinen Platz an ihrem Gürtel, und auch vom Äußeren her sah die Vampirin ziemlich ramponiert aus.
Sie mußte einiges durchgemacht haben. Als Suko das klargeworden war, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Dein Grinsen stört mich, Chinese!«
»Ich dachte nur über die Lage nach und vermisse etwas an dir, Lady X. Oder hast du es nicht mehr nötig, den Würfel des Unheils mitzunehmen? Bist du bereits so erstarkt, daß du auf ihn verzichten kannst?«
Da hatte der Inspektor ein Thema angesprochen, das die Vampirin überhaupt nicht mochte. Sie schüttelte sich vor Wut, die Augen schleuderten Blitze, noch breiter verzog sie ihren Mund, wobei die Zunge hervorschnellte und Suko das Gefühl hatte, seine Karten, die sowieso nicht die besten waren, überreizt zu haben. Würde sie schießen?
»Ich an deiner Stelle würde es mir überlegen«, sagte Suko, der ihre Reaktion vorausahnte. »Behalte dein Feuer, Lady X. Auch ich gehöre zu Pandoras Gegnern.«
Die Scott entspannte sich wieder ein wenig. Unter der Haut an der Wange zuckten die Muskeln, aus dem Mund drang ein Räuspern, und sie schüttelte den Kopf. »Glaube nur nicht, Chinese, daß wir jetzt Partner sind.«
»Das habe ich auch nicht angenommen, aber ich wollte nur die Fronten klären.«
»Und?«
»Ich weiß inzwischen, daß Pandora noch stärker ist, als ich annahm. Sie hat dir den Würfel genommen.«
»Es stimmt.«
»Und deine Helfer? Du bist doch sicherlich nicht allein gekommen. Wo stecken Vampiro-del-mar und Xorron?«
»Ich habe sie nicht mitgenommen.«
»Na gut. Lassen wir es dabei.« Suko hob die Schultern und gab sich ganz locker. »Wie hast du dir das weitere Vorgehen so gedacht?«
»Ich werde mein Spiel aufziehen.«
»Es wird dir schwerfallen.«
Da lachte Lady X hart auf. »Glaubst du denn im Ernst, daß ich zurückstecke, auch wenn ich den Würfel im Augenblick nicht mehr besitze? Nein, ich mache weiter. Und ich werde mir den Würfel zurückholen. Aber ohne deine Hilfe, Chinese.«
»Sie könnte dir etwas nutzen.«
Die Scott schüttelte den Kopf. »Du kannst mich nicht reinlegen. Genau wie ich weißt auch du, daß uns alles trennt und nichts verbindet. Wir sind und wir bleiben Feinde.«
»Dann schieß!«
Es hatte auch einen Mann wie Suko Überwindung gekostet, diese Worte zu sprechen. Er warf sein Leben nicht leicht weg, denn trotz der zahlreichen Gefahren, in die er immer geriet, hing er sehr daran.
Er und die Vampire waren Feinde. Jeder wollte die Vernichtung des anderen, doch Suko glaubte nicht daran, daß sie ihn so einfach mit einer Garbe auslöschen würde. Sie konnte es sich nicht leisten, denn sie stand einer feindlichen Übermacht gegenüber.
Lady X schoß nicht. Statt dessen sagte sie: »Nein, Chinese, so einfach mache ich es nicht. An anderer Stelle vielleicht, aber nicht hier. Ich will dich jedoch waffenlos sehen. Leg deine Kanone weg und auch deinen verfluchten Stab.«
»Wenn ich es nicht tue, wirst du dann schießen?«
»Sicher!«
»Nun gut, ich werde dir den Gefallen erweisen, aber es ist ein Fehler. Die andere Seite ist zu mächtig. Ich habe die Menschen sterben sehen. Du kommst als einfacher Vampir gegen die Magie der Pandora nicht an, Lady X. Laß dir das gesagt sein!«
»Waffen weg!«
Bisher hatten die Gäste dem Dialog gelauscht. Niemand mischte sich ein, sie saßen auf ihren Plätzen, und ihre Blicke schwankten zwischen Lady X und Suko. Es sah auch nicht so aus, als würden sie für irgend jemand Partei ergreifen. Im Gegenteil. Suko dachte daran, daß, wenn zwei sich streiten, sich der dritte immer freute. Und das konnten in diesem Falle die Gäste sein.
»Beeil dich!« forderte die Vampirin. »Ich will nicht eine halbe Ewigkeit hier stehen!«
»Schon gut.« Suko griff unter sein Jackett. Die Finger berührten bereits den Stab, als etwas eintrat, womit er nicht im Traum gerechnet hatte.
Die Gäste erhoben sich von ihren Stühlen. Das lief nicht langsam ab, nicht einer nach dem anderen stand auf, nein, es waren alle, die formlich in die Höhe schnellten, als hätten sie einen
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