0251 - Xorron - mein Lebensretter
gesehen hatte, jedenfalls machte ich mich so klein wie möglich, duckte mich fast an den Erdboden und beobachtete ihn weiter.
Er hatte die Flammen nun verlassen. Sein Kopf ruckte nach rechts. Er schaute auf Pandora, die ihm zunickte und lächelte. Dabei wurde ihr Gesicht vom Widerschein des Feuers gestreift, und das Lächeln fiel verzerrt aus. Sie sagte ein paar Worte, redete jedoch in einer Sprache, die ich nicht verstand, aber Xorron gehorchte ihren Befehlen. Er trat auf sie zu. Pandora ging noch einen Schritt. Nur das Knistern des Feuers war zu hören und das leise Knacken, mit dem das Holz brach.
Xorron verhielt seinen Schritt. Vor Pandora blieb er stehen, streckte seinen Arm aus und legte die Hand auf die Schulter der Frau.
In diesem Augenblick wurde das Siegel geschlossen. Pandora und Xorron waren Verbündete. Ich konnte es nicht begreifen. Wir hatten Xorron in New York zum erstenmal erlebt, hier war er geboren oder wiedergeboren, und ich fragte mich, wie so etwas möglich sein konnte. Welche Räder im Mechanismus der Zeit griffen da ineinander?
Es war müßig, auf diese Frage eine Antwort zu suchen. Jedenfalls hatte ich einen kleinen Schleier um das Geheimnis dieses Monsters gelüftet, und irgendwie mußte Xorron auch mit der japanischen Mythologie verbunden sein. Ich stoppte meine Überlegungen und konzentrierte mich wieder auf Pandora und ihren Diener. Beide hatten sich gedreht. Xorron überragte sie so weit, daß ich sie nicht erkennen konnte. Sie schauten zu der gewaltigen Felswand hin, die sich in der Dunkelheit als ein hoher, wuchtiger Schatten abhob. Dabei deutete Pandora nach vorn, sie wollte Xorron etwas zeigen, und ich folgte unwillkürlich ihrem Blick.
Über dem Felsen schwebte ein heller Punkt. Er war nur sehr klein, erinnerte mich an einen weit entfernten Stern, der allmählich näher schwebte.
Gleichzeitig stellte ich fest, daß mit meinem Kreuz etwas geschah. Es erwärmte sich, ich spürte es auf der Haut und warf einen Blick nach unten. Es glühte.
Noch strahlte es nicht ab, aber die Magie wurde von Sekunde zu Sekunde stärker.
Und auch der helle Gegenstand kristallisierte sich immer mehr aus der Dunkelheit hervor, so daß es mir gelang, seine Umrisse zu erkennen. Es war ein Quader.
Der Würfel des Unheils.
Und er schwebte nicht allein in der Luft, sondern wurde von den Klauen des Adlers gehalten.
Der große Vogel hinterließ einen düsteren Schatten, als er sich mit großer Geschwindigkeit unserem Standort näherte, um den Würfel zu bringen, weil er ihn Pandora überreichen wollte.
Konnte ich das verhindern?
Ich dachte nicht mehr an die Zeiten, die mich aufgesaugt hatten, verließ meine Deckung, sprang vor, sah, wie Pandora und Xorron herumfuhren, und hatte auf einmal das Empfinden, in einen zähen Teig geraten zu sein, so sehr hatte sich die Welt um mich herum verändert. Nicht nur ich bewegte mich langsam, auch die anderen, doch ich war es, der wieder in diese magische Falle geriet, den Würfel noch deutlich sah und darin das hohnlachende Gesicht der Pandora, das sich in allen Flächen widerspiegelte. Dann verschwand um mich herum die Welt…
***
Pandora hatte die grausame Ladung ihres Füllhorns geleert, und Suko mußte die Folgen ertragen. Er konnte nicht mehr weiter, denn der Weg zum Nachbardach wurde ihm durch die braunen Skelette versperrt. Furchtbar sahen sie aus, schwangen ihre flammenden Peitschen, die als feurige Zungen über das Dach leckten und die Feuchtigkeit von den Pfannen wegdampften. Der Chinese grübelte nach einem Ausweg. Er schätzte die Entfernung ab, die ihn noch vom anderen Haus trennte. Das nächste Dach war wesentlich flacher, es hatte sogar an der hinteren Seite einen senkrechten Einschnitt, ein Balkon oder eine Art Terrasse, auf der sogar noch zusammengeklappte Stühle standen. Die Skelette hatten gewußt, wie sie am besten auf das Dach gelangten, denn sie hatten den Aufstieg über diese Terrasse benutzt.
Wenn Suko sie erreichte, konnte er von dort aus auf einen in der Nähe stehenden Baum springen und ihn als Zwischenstation nehmen, um zu Boden zu klettern. Ein sehr gewagter Plan, vor den die Götter nicht nur den Schweiß, sondern in diesem speziellen Fall auch die Skelette gesetzt hatten. Sie würden es verhindern, falls Suko zum allerletzten Mittel griff, das ihm noch geblieben war. Buddhas Stab!
Zum Glück hatte der Chinese seine Waffen nicht weggelegt, als Lady X ihm dies befahl. Er hatte sogar noch die Nerven, näher an das Dach
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