0251 - Xorron - mein Lebensretter
heranzurutschen, wobei er sich in Gefahr begab, denn die flammenden Peitschen der Skelette hatten eine nicht zu unterschätzende Reichweite. Darum kümmerte Suko sich nicht.
Er überwand kriechend zwei Yards. Dabei krallte er sich mit seinen Fingern zwischen den Dachpfannen fest, preßte die Lippen zusammen und atmete nur durch die Nase. Die Skelette ließ er dabei nicht aus den Augen. Sie waren ebenfalls nicht faul und hatten schon fast den Dachrand erreicht. Für den Inspektor wurde es Zeit. Er tat es nicht gern, aber er mußte eine Hand von der Dachpfanne lösen, um an seinen Stab zu gelangen. Vor Anstrengung und Konzentration hatte sich sein Gesicht verzerrt. Mit der linken Hand nur stützte er sich ab, sein Arm zitterte dabei, während der rechte den Weg unter das Jackett suchte.
Suko fand den Stab mit einer nahezu traumwandlerischen Sicherheit, ließ sich jedoch noch Zeit und schob seinen Körper abermals um einen halben Yard vor.
Das erste der vier Skelette war schon verflucht nahe. Es hatte bereits seinen rechten Knochenarm zum Schlag erhoben, um Suko die flammende Peitsche ins Gesicht zu schmettern. Da rief er laut und deutlich das magische Wort. »Topar!«
Die Umgebung erstarrte!
Das Skelett ebenfalls. Zu einem Denkmal schien der Knöcherne geworden zu sein, und Suko mußte die fünf Sekunden, die ihm blieben, unter allen Umständen ausnutzen. Nur er konnte sich bewegen. Nicht diejenigen, die den Ruf ebenfalls vernommen hatten.
Das Dach lag etwas tiefer. Suko richtete sich mit einem Ruck auf und hatte plötzlich große Angst, nach rechts zur Seite wegzukippen, denn dann würde es ihm so ergehen wie Lady X. Für den Bruchteil einer Sekunde war der Erfolg seiner Aktion wirklich in Frage gestellt. Ein Zuschauer hätte einen Mann auf der Dachkante gesehen, der um sein Gleichgewicht kämpfte und die Arme ausgebreitet hatte. Suko überwand den Punkt. Vielleicht auch deshalb, weil er seinen Körper so gestählt hatte und ihn in heiklen Situationen wie diesen voll unter Kontrolle hatte. Der Inspektor setzte all seine Sprungkraft ein und wirkte in den folgenden Augenblicken wie ein fliegender Mensch, überwand tatsächlich die trennende Distanz und landete auf der höher gelegenen Terrasse des Nachbarhauses, wo die vier Skelette erstarrt dastanden.
Suko konnte seinen Schwung nicht sofort stoppen. Er trug ihn noch weiter, und der Inspektor rollte sich mit der Schulter ab, als er nach vorn geschleudert wurde. Im nächsten Augenblick stand er wieder auf den Füßen. War die Zeit um?
Fünf Sekunden können lang werden, aber auch sehr schnell verstreichen. Eigentlich zu schnell. Kaum hatte sich Suko umgeschaut, da war die Zeit vorbei. Die Skelette bewegten sich wieder. Und zwar führten sie genau die Bewegung fort, in der sie gestoppt worden waren. Eine der glühenden Peitschenschnüre raste etwa in Halshöhe auf den Chinesen zu, wobei sich Suko im letzten Augenblick noch wegducken konnte, so daß die Waffe ihn verfehlte. Mit einem Ausfallschrei erreichte er die Brüstung der Terrasse. Zum Glück war es nicht finster, so daß der Inspektor die trennende Distanz zum Baum ziemlich gut abschätzen konnte.
Das war zu schaffen.
Geschwind kletterte Suko auf die Terrassenbrüstung, während zwei Häuser weiter das brennende Dach zusammenbrach, wobei die glühenden Balken nach unten fielen und ein gewaltiger Funkenregen in die Höhe geschleudert wurde, bevor weitere Flammen nachfauchten. Wieder mußte Suko springen.
Das Netz der Äste und Baumzweige kam näher, wurde übergroß. Suko hatte seine Arme ausgestreckt, nicht allein um nach den Ästen zu fassen, sondern auch um sein Gesicht zu schützen, denn er wollte möglichst ohne Verletzungen den Sprung überstehen.
Sein Körper brach durch das Geäst.
Es knackte und knirschte. Die Zweige, längst nicht so stark wie die Äste, brachen zuerst. Suko spürte Schläge gegen den Kopf, steckte sie jedoch weg und hatte das große Glück, den Sprung unverletzt zu überstehen.
Der Inspektor hieb gegen den Stamm. Zahlreiche sperrige Hindernisse hatte er durch seinen Sprung zur Seite räumen können, und als der Stamm vor ihm auftauchte, da umfaßte Suko ihn mit beiden Armen. Obwohl er an der Rinde abrutschte und nachgreifen mußte, konnte er sich dennoch gut halten.
Er arbeitete mit den Beinen, zog sie an, streckte sie aus, tastete und rutschte. Dann fand er Halt.
Ein wenig bewegte sich Suko nach rechts. Er hatte einen relativ sicheren Stand auf einem festen Ast gefunden
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