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0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild

0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild

Titel: 0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Satan haßt das Spiegelbild
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überlegte einen kurzen Augenblick und kam dann zu dem Schluss: »Sie können recht haben, Worrey. Sieht ganz danach aus, als hätte die Kranke nach ihrem Bad das Badezimmer verlassen wollen und hat dabei die Entführung im Treppenhaus gesehen. Aus Angst ist sie schnell wieder zurück und hat die Tür versperrt und hat vor Schreck ihre Kleider fallen lassen und einen Nervenzusammenbruch gekriegt. Aber jetzt möchte ich die Schwester mal sehen. Sind das hier die Sachen, die Sie von Miss Brian gefunden haben?«, fragte ich und wies auf ein Tuch das auf dem Tisch lag.
    Worrey nickte und schlug es auseinander. Sofort wurde der widerliche Geruch von Chloroform stärker. Er stieg von einem Lappen auf, der neben einem schwarzen Haarband und einem einzelnen Schuh lag. Während Worrey das Zimmer verließ, sah ich mir die Sachen genauer an. Es würde wohl zwecklos sein, von der Untersuchung dieser Gegenstände etwas zu erwarten. Aber trotzdem würde ich sie mit ins Office nehmen und in unserem Labor untersuchen lassen. Vielleicht konnten unsere Leute doch noch etwas mit dem Kram anfangen. Manchmal musste man ja wirklich staunen, was die aus ein paar kleinen Sachen noch alles herauslesen konnten.
    ***
    Kurze Zeit darauf kam Worrey mit einer älteren Schwester zurück. In ihre strenge Stirn waren ein paar tiefe, senkrechte Falten eingegraben und ich sah auf den ersten Blick, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Ich bat sie, mir nochmals ihre Beobachtungen genau zu erzählen und mit einer Stimme, die mich an eine quietschende Metallsäge erinnerte, legte sie los: »Ich habe zwar schon alles erzählt, aber wenn es unbedingt sein muss, werde ich es noch einmal wiederholen.«
    Den Stuhl, den ich ihr hingeschoben hatte, übersah sie. Hoch aufgerichtet blieb sie stehen, wobei sie die Hände über ihrem Schürzenbund krampfhaft zusammenfaltete. Worrey stand hinter ihr und schickte einen verzweifelten Blick gegen die Zimmerdecke.
    »Ich ging mit Miss Brian den Flur runter, weil Zimmer 285 neu gebettet werden musste. Ich hatte noch ein paar Spritzen in der Hand, weil ich anschließend noch Injektionen machen musste. Miss Brian ging ein paar Schritte hinter mir. Auf einmal merkte ich, dass sie zurückblieb. Als ich mich umdrehte, sah ich eine fremde Schwester in der Tür zum Treppenhaus bei ihr stehen. Sie rief mir zu, dass sie sofort nachkam, und ich bat sie noch, sie möge sich beeilen, denn kurz darauf sollte die Morgenvisite sein, und wir hatten noch eine Menge Arbeit bis dahin. Ich nahm an, dass die fremde Schwester vielleicht eine Bekannte von Miss Brian war und ging erst auf Zimmer 287 und dann nach 288, um die Injektionen zu machen. Hierfür brauchte ich Miss Brian nicht. Als ich nach ein paar Minuten wieder auf den Flur zurückkam, war Miss Brian nicht zu sehen. Ich nahm an, dass sie schon auf 285 sei. Ich ging gerade auf das Zimmer zu, als es im Nebenzimmer schellte. Die Lampe über der Gangtür leuchtete auf, und ich ging schnell in das Zimmer, weil dort ein schwieriger Fall lag. Es dauerte vielleicht fünf Minuten, bis ich dort fertig war, dann ging ich nach 285. Miss Brian war aber nicht dort und auch nicht da gewesen. Ich ging deshalb zurück zum Schwesternzimmer, wo die anderen Schwestern die Krankenkarten und den Verbandswagen zur Visite fertig machten. Aber auch da war sie nicht. Ich schickte eine der Lernschwestern daraufhin weg, um Miss Brian zu suchen, denn ich war sehr aufgebracht, dass sie so einfach wegblieb. Nach ein paar Minuten kam die Schwester dann aufgeregt zurück und berichtete mir, dass sie auf dem Treppenflur Miss Brians Schuh und das Haarband und außerdem einen Lappen mit Chloroform gefunden habe. Von Miss Brian allerdings keine Spur. Ich war ziemlich beunruhigt und wollte nach draußen eilen, als man sich telefonisch nach Miss Brian erkundigte. Ich habe daraufhin die Sachen hegen gelassen, wo sie lagen und auf diesen Herrn gewartet.«
    Damit machte sie eine vage Geste auf Worrey und dann schloss sie ihren verkniffenen Mund und blickte mich eiskalt an. Ich hatte keine Fragen mehr zu ihrem ausführlichen Bericht, und weil sie jetzt ostentativ mit ihrem Schlüsselbund zu rasseln begann, versuchte ich nur kurz zu erfahren: »Können Sie mir vielleicht diese fremde Schwester beschreiben, mit der Miss Brian gesprochen hat?«
    Zuerst verstand ich nicht sofort, warum Worrey hinter seiner vorgehaltenen Hand zu grinsen begann. Doch als ich die Antwort hörte, wäre es mir bald ebenso ergangen: »Ich habe

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