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0252 - Die Tochter des Totengräbers

0252 - Die Tochter des Totengräbers

Titel: 0252 - Die Tochter des Totengräbers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Ob er sich noch in der Nähe aufhält?«
    »Da bin ich sicher.«
    »Wieso?«
    Ich fürchtete mich ein wenig vor der nächsten Antwort, aber Bill hatte mich gefragt. Ich wollte sie ihm geben. Mit belegt klingender Stimme erwiderte ich: »Er ist noch nicht fertig.«
    »Ja, verdammt«, antwortete Bill nach einer Pause des Schweigens nickend. »Das habe ich mir auch gedacht.«
    Ohne darüber gesprochen zu haben, empfanden wir beide die Stille als beklemmend. Es war kein Geräusch zu hören, das uns aufgeschreckt hätte. Der Wald schwieg. Ein drohendes, unheilvolles Schweigen, das zwischen den Bäumen lastete und sich geisterhaft durch das Unterholz zu bewegen schien. Das Schweigen war überall. Es hielt uns wie ein Mantel umfangen, und ich fühlte mich zu träge, um es zu durchbrechen. Längst hatten wir die Lampen ausgeschaltet und konzentrierten uns voll und ganz auf die unheimliche Umgebung, die eigentlich völlig normal war und nur durch die Tatsache, einen Ghoul in der Nähe zu wissen, so schlimm auf uns wirkte.
    Bewaffnet waren wir beide. Bill trug ebenfalls seine Beretta bei sich. Wie meine Waffe war auch sie mit geweihten Silberkugeln geladen. Diese Geschosse waren für einen Ghoul tödlich, das wußten wir.
    Bill reckte sich schließlich und drückte seinen Körper neben mir in die Höhe. »Sollen wir ihn suchen, John?«
    Ich hob die Schultern. »Das wäre am besten, doch er wird sich kaum zeigen. Ghouls sind feige. Vielleicht hat er sein Opfer überrascht, als es schlief.«
    »Bei dieser Kälte?«
    »Wenn jemand getrunken hat. Und aus seiner Manteltasche schaute der Hals einer Flasche.«
    »Das habe ich nicht gesehen.«
    Bill verließ den Unterstand. Neben dem Abfalleimer verhielt er seinen Schritt.
    Wenn er rauchte, glühte die Zigarette auf. Jetzt war er auch in der Dunkelheit zu erkennen.
    Ich erhob mich ebenfalls. Bill schleuderte die Zigarette weg und trat den Stummel aus. Mein Freund drehte sich um und schaute mich an. »Hast du dich entschlossen?«
    Auf der Stufe blieb ich stehen. Verdammt, ich war mir selbst nicht sicher. Der Anblick der Leiche drückte noch immer auf meinen Magen. Alle Spuren wiesen auf einen Ghoul hin, aber hielt er sich tatsächlich in der Nähe verborgen?
    Mein Blick glitt in den Wald. Vor mir standen die Bäume dicht an dicht. Zweige und Äste trugen längst keine Blätter mehr, so daß es in der Dunkelheit wirkte, als wäre jeder Baum mit dem anderen verwachsen.
    »Er wird sich kaum sehen lassen, wenn wir ihn rufen«, sagte ich leise.
    »Klar, aber irgendwo muß er sein Versteck oder seine Heimat haben. Ghouls laufen nicht frei herum wie streunende Katzen.«
    Da hatte er gute Bill recht. »Hast du denn unterwegs einen Friedhof gesehen?«
    »Nein.«
    »Den sollten wir suchen. Wie hieß noch der kleine Ort an der Straße?«
    »Pottersbury.«
    »Richtig. Da könnte man nachhaken. Jedes Dorf hat schließlich einen Friedhof. Wir kennen doch die Ghouls. Sie halten sich mit Vorliebe da auf.«
    »All right, fahren wir!« Bill setzte sich bereits in Bewegung und ging langsam vor. Er schaltete die Lampe ein, leuchtete in die Runde, und als er dies tat, fiel mir etwas ein.
    »Warte noch, vielleicht können wir Spuren entdecken.«
    »Danach wollte ich gerade suchen.«
    Ein Ghoul hinterläßt Spuren. Wenn keine sichtbaren, dann vielleicht welche, die man riechen konnte, denn Ghouls ziehen einen typischen Leichengeruch hinter sich her. Sie stinken nach Moder und Verwesung. Leider schon zu oft hatten wir diesen Geruch wahrnehmen müssen.
    Der Wald schwieg. Da gab uns niemand Antwort, ob sich ein Dämon im Unterholz versteckt hielt. Wir vernahmen auch keine Geräusche. Unsere Schritte waren die einzigen.
    »An die Aufzeichnungen haben wir nicht gedacht«, sagte Bill plötzlich und blieb stehen.
    Er hatte recht. Die waren von uns völlig vergessen worden. Ich betrachtete sie jetzt aus einer anderen Perspektive. Vielleicht hatte Bills Bekannter doch recht gehabt, wenn er von heißen Papieren sprach. Der Ghoul konnte der Beweis dafür sein.
    Wir gingen wieder zurück. Unsere Lampen schickten gelbweiße Streifen in das Schwarz der Nacht. Sie erinnerten mich an Arme, die durch das Unterholz ihren Weg fanden und lautlos über die feuchten Stämme der Bäume glitten.
    Als wir in die Nähe des Grillplatzes gelangten, wurden wir noch vorsichtiger und zogen unsere Waffen.
    Wir fanden den Ghoul nicht, betraten den Unterstand und suchten nach den Papieren, von denen Bills Bekannter berichtet hatte.
    Uns

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