0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht
war so komisch, dass Phil und ich lachen mussten. Als unsere Heiterkeit abgeklungen war, setzten wir die Unterhaltung fort mit der Frage: »Was war dann das Nächste?«
»Bis gegen zwölf blieb alles ruhig. Ein paar Minuten nach zwölf kam Telly.«
»Wer ist Telly?«
»Telly Hearshy, Sir. Das ist der Sohn von Mister Hearshy, dem Teilhaber in der Bank.«
»Wie alt ist er?«
»Der Sohn? Oh, ich denke so an die neunzehn. Vielleicht auch schon zwanzig. Genau weiß ich das nicht.«
»Was wollte er?«
»Er brachte Kakteen zurück.«
»Kakteen?«
»Ja. Mister Perkins züchtet Kakteen in seinem Jagdhaus auf Long Island. Jimmy hilft ihm dabei. Und Telly Hearshy leiht sich manchmal ein paar seltene Exemplare aus und nimmt sie mit in sein College, um sie dort zu zeigen.«
»Verstehe. Und gestern Mittag brachte er also solche geliehenen Kakteen zurück. Gab er sie einfach an der Tür ab?«
»Nein. Er brachte den Karton mit den Pflanzen hinauf in Jimmys Zimmer.«
»Und dann ging er nach Hause?Waren Sie dabei, als er in Jimmys Zimmer ging?«
»Nein. Ich gab ihm den Schlüssel. Das kann man bei Telly ruhig machen. Er steckt oft mit Jimmy zusammen. Und er ging auch nicht gleich nach Hause. Er saß noch eine Weile bei Mrs. Perkins im Wohnzimmer.«
»Wie lange?«
»Vielleicht eine halbe Stunde.«
»Wissen Sie, was der Junge mit Mrs. Perkins gesprochen hat?«
»Nein, Sir. Ich habe keine Ahnung.«
»Als er ging, brachte ihn da Mrs. Perkins selbst zur Tür?«
»Ja. Aber das war so: Als Telly noch hier war, klingelte es, und ein Mann stand draußen. Er wollte Mrs. Perkins sprechen. Seinen Namen sagte er nicht. Ich sollte Mrs. Perkins nur einen Gruß von Mister Blythe sagen, dann wüsste sie schon Bescheid.«
Phil und ich spitzten die Ohren wie während des ganzen vorangegangenen Gespräches nicht.
»Und?«, fragte ich gespannt.
»Ich sagte es Mrs. Perkins. Daraufhin ging sie zur Tür. Telly sagte, er möchte nicht länger stören, und ging mit. An der Tür verabschiedete er sich von Mrs. Perkins und ging, während Mrs. Perkins den Mann ins Wohnzimmer führte.«
»Wie sah der Mann aus?«
»Er war sehr groß, größer als Sie, Sir.«
»Wie alt war er?«
»Oh, Sir. Ich habe ihn doch nicht gefragt!«
»Natürlich nicht. Aber auf was für ein Alter würden Sie ihn schätzen?«
»Ungefähr dreißig, Sir.«
»Hatte er dunkles Haar? Schwarzes? Oder helles, blondes Haar?«
»Dunkles, Sir. Vielleicht sogar schwarz. Ich habe nicht so genau darauf geachtet.«
Wir fragten nach hundert Kleinigkeiten, damit wir uns ungefähr ein Bild von dem Mann machen konnten. Mitten in dieses umständliche Forschen nach Einzelheiten hinein, tönte das Klingeln von der Wohnungstür.
»Augenblick«, sagte Sarah. »Ich sehe nach, wer da ist.«
Sie verließ die Küche. Phil steckte sich eine Zigarette an.
»Dieser Besucher«, sagte er, »der könnte der Erpresser gewesen sein. Nach allem, was Sarah sagte, kam er etwa gegen halb eins oder ein bisschen später. Eine Stunde lang wird es sich Eve Perkins überlegt haben, und dann entschloss sie sich und rief das FBI…«
Phil kam nicht dazu, seinen Satz zu Ende zu sprechen. Durch die geschlossene Küchentür hindurch hörten wir ein Geräusch, das uns die Haare zu Berge trieb und uns das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war ein Geräusch, das wir nur zu gut kannten: das heisere, belfernde Rattern einer Maschinenpistole.
Wir sprangen so hastig auf, dass wir beinahe den Tisch vor der Eckbank umgerissen hätten. Während wir schon auf die Küchentür, die hinaus in die Diele ging, aber von Sarah hinter sich geschlossen worden war, zustürmten, rissen wir unsere Dienstpistolen aus den Schulterhalftern und drückten die kleinen Sicherungsbügel hoch.
Phil war als Erster an der Tür.
»Vorsicht, Jerry!«, rief er und riss die Tür auf.
Er sprang seitlich neben die Tür in Deckung. Ich jagte auf die andere Seite. Draußen war auf einmal alles still. Wir schoben Köpfe und Pistolen gleichzeitig vor und peilten die Lage.
Die Wöhnungstür stand offen. Sarah lag zwei Yards vor der Schwelle. Rings um sie breitete sich eine rasch größer werdende Blutlache aus. Aber Sarah selbst regte sich nicht mehr.
***
»Das ist ja zum Auswachsen!«, rief Robert Walker und warf den Bleistift auf die Schreibtischplatte, dass er wieder in die Höhe sprang und zu Boden fiel. »Jeder gibt dem anderen die Schuld! Aber kein Einziger war so intelligent, genau auf die Uhr zu sehen.«
»Vielleicht ist das Ganze
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