0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht

Titel: 0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bankraub kurz nach Mitternacht

Vom Netzwerk:

Zwei Männer und eine Frau knieten bereits neben ihm. Ein anderer Mann hastete quer durch die Halle auf den Schalter des Portiers zu und rief gellend: »Einen Arzt! Schnell, einen Arzt!«
    Hier konnten wir nichts mehr tun. Wir spurteten durch die Halle, so schnell wir nur konnten. Als wir die breite Schwingtür erreicht hatten, krachten auf der gegenüberliegenden Seite die Türen eines dunkelgrünen Wagens, der wie ein englisches Fabrikat aussah. Wir hatten keine Zeit, ihn uns genauer anzusehen. Denn hinter dem linken Seitenfenster sahen wir deutlich den Lauf einer Maschinenpistole.
    Unser Jaguar stand ungefähr fünf oder sechs Schritte vor dem Fahrzeug der Gangster. Als wir die breiten Schwingtüren der Halle hinter uns hatten, stoppten wir beide, als seien wir gegen eine unsichtbare Mauer gerannt. Blitzschnell verschwanden unsere Pistolen in den Jackentaschen.
    Wir taten, als ob wir uns nach flüchtenden Männern umsähen. Phil zeigte mit dem ausgestreckten Arm die Straße hinauf, ich zeigte in die entgegengesetzte Richtung. Trotzdem schielten wir beide zu dem englischen Wagen hinüber. Wenn die Burschen völlig die Nerven verloren und einfach aufs Geratewohl herüberballerten, konnten wir uns eine schöne Ladung Kugeln einfangen.
    Unsere Sorge, dass wir vielleicht beschossen werden könnten, dauerte nicht länger als höchstens zwei oder drei Sekunden, dann sprang drüben der Motor an, und der Wagen tat einen Sprung nach vorn.
    »Los, Phil«, rief ich halblaut und setzte mich in Bewegung.
    Wir überquerten die Straße und sprangen in den Jaguar. Zündschlüssel, Kupplung und der Jaguar heulte mit starkem Motor davon.
    Phil hatte bereits das Rotlicht und die Sirene eingeschaltet. Jetzt kurbelte er das Seitenfenster herunter. Der scharfe Fahrtwind pfiff durch den Wagen. Ich presste die Lippen zusammen und trat das Gaspedal noch einen Millimeter tiefer und noch einen.
    Die Engländer können Autos bauen, aber keinen schnelleren als den Jaguar, und den hatten wir, nämlich die Sportwagenausführung.
    »Ein Healy!«, rief mir Phil zu.
    »Ja«, rief ich zurück. »Damit entkommen sie uns nicht.«
    Die gellende Sirene fegte die Straßen leer. Wie die wilde Jagd ging es schnurgerade die Avenues entlang, bis sie sich vor mir plötzlich besannen und nach links oder rechts abbogen. Aber dabei gewannen sie nichts, im Gegenteil: In jeder Kurve verloren sie ein wenig von ihrem Vorsprung, da ich merkte, wann sie in die Kurve gehen wollten, weil sie jedes Mal vorher das Tempo verringerten. Trotzdem versuchte ich, immer den annähernd gleichen Abstand zu halten, der ihren Maschinenpistolen keine großen Chancen gab.
    Inzwischen hatte sich Phil den Hörer des Sprechfunkgerätes ans Ohr geklemmt.
    »Wagen Cotton«, sagte er. »Wagen Cotton an Leitstelle!«
    »FBI-Leitstelle. Sprechen Sie.«
    »Soeben wurde eine junge Farbige von Gangstern mit Maschinenpistolen erschossen. Wir haben die Gangster vor uns. Sie benutzen einen dunkelgrünen Healy, Kennzeichen 286 ZBY. Im Augenblick fahren wir durch die 44. oder 45. Straße Ost, ich habe es leider nicht genau erkennen können. Halt, sie wollen wieder abbiegen.«
    »Geben Sie laufend Positionsmeldungen. Wir setzen unsere Wagen ein, die in der Nähe sind, aber wir werden auch die Stadtpolizei-Leitstelle verständigen. Versuchen Sie, ihnen wenigstens noch zwei bis drei Minuten auf den Fersen zu bleiben bis dahin haben wir sie eingekreist.«
    »Okay, wir bleiben dran.«
    Phil klemmte sich den Hörer von der rechten Seite herüber auf die linke, während er mit der anderen Hand seine Pistole wieder herausfischte.
    »Soll ich versuchen, ihnen eins auf den Pelz zu brennen?«, rief er fragend.
    »Solange die Straße vor uns frei ist, kannst du es immer versuchen!«, schrie ich gegen den heulenden Fahrtwind zurück.
    Ich nahm den Fuß vom Gas und steuerte auf die linke Ecke zu, die die Burschen vor mir ganz offensichtlich auch ansteuerten. Aber als sie nur noch drei oder vier Yards von der Ecke entfernt waren, rissen sie den Wagen in einer tollkühnen Kurve nach rechts herum.
    Anfänger! schoss es mir durch den Kopf. Was für ein lebensgefährliches Manöver gewesen war, bedeutete für mich ein wesentlich einfacheres Unternehmen, weil ich achtzig Yards von der Ecke entfernt war, als ich sah, was sie vorhatten. Ich konnte den Jaguar in weit geschwungenen Bogen herüberziehen und dann von der Mitte her die Kante des Gehsteiges an der Ecke ansteuern. Kaum lag der Wagen genau auf einer Diagonalen