0253 - Judys Spinnenfluch
sagen!« regte sich Della auf. »Früher auf der Uni die große Emanze gespielt, jetzt stehst du am Herd und kochst die Suppe.«
»Ich bekomme wenigstens was in den Magen. Im Gegensatz zu dir. Noch ein Jahr, dann läufst du als Skelett durch die Gegend. Kann mir gar nicht vorstellen, was Firuz an dir findet.«
»Ich habe eben innere Werte.«
»Stimmt das, Firuz?«
Long, dessen Kopf fast nur aus Bart und Haaren bestand, hob die Schultern. »So genau habe ich noch nicht nachgesehen.«
»Streitet euch nicht!« mischte sich Jerry ein. »Laßt uns ins Haus gehen und nachschauen.«
»Wonach?« fragte Emily.
»Wie die Aktien stehen. Ob die Bahn okay ist. Außerdem können wir das Gepäck direkt mitnehmen.«
Die vier waren einverstanden. Della Forman zog zwar noch immer einen Flunsch, fügte sich dennoch und warf einen Seesack über ihre Schultern, was Emily zu der Bemerkung veranlaßte: »Gib nur acht, Darling, daß du nicht zusammenbrichst.«
»Erst nach dir.«
Emily lachte. Sie nahm zwei Taschen und ging.
Zwei Leute hatten sich an dem Gespräch nicht beteiligt. Es waren Ike und Myrna Lester, das dritte Pärchen. Als arbeitsloses Lehrer-Ehepaar, das ansonsten nur auf einer Bruchbude von Dachwohnung hockte, waren beide froh, einmal aus ihrem schäbigen Alltag ausbrechen zu können. Ike, der rotblonde Hüne, überragte seine kleine Frau fast um zwei Köpfe. Myrna wirkte schmal und zerbrechlich. Sie liebte Folklore-Kleider über alles, schneiderte sie selbst und trug auch an diesem Tag als einzige einen Rock. Die anderen hatten mit den üblichen Jeans vorlieb genommen.
Der Rock war bunt und reichte fast bis an die Knöchel. In demselben Muster schimmerte auch der Schal, den sie um ihren Hals gebunden hatte.
Ike Lester nahm den Rest an Gepäck, und er war ziemlich beladen, als er durch die Tür in das von ihnen fürs Wochenende gemietete Haus schritt.
»Sauber ist es ja«, stellte Emily Rigg fest, als sie ihr Gepäck absetzte. »Hatte gar nicht damit gerechnet.«
Della Forman könnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen. »Glaubst du denn, daß du die einzige bist, die jeden Tag immer nur die Bude putzt?«
»In einem Stall wie ihr ihn habt, könnte ich nicht hausen!« konterte Emily Rigg.
»Weshalb streitet ihr euch eigentlich?« mischte sich Myrna Lester ein. »Soll das die nächsten Tage so weitergehen? Wenn ja, dann fahren wir sofort wieder nach Hause.«
Della lachte und streichelte Myrnas Wange. »Nimm das nicht so ernst, Kleine. Das ist wie in einer guten Ehe. Hin und wieder muß es mal krachen.«
»Aber wir sind zu sechst, und wenn wir uns streiten, dann habe ich keine Lust.«
»Wende dich an Emily…«
»Kinder, haltet doch mal den Mund!« Jerry Rigg rief die Worte und klatschte in die Hände. »Ich möchte euch nämlich etwas sagen und euch offiziell begrüßen.«
»Du tust ja so, als wäre es dein Haus«, sagte Firuz Löng.
Rigg lachte. »Fast hast du den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber es ist nicht mein Haus, beruhige dich. Nur mein Großvater hat mal in der Nähe gewohnt, und er war des öfteren hier.«
»Lebt der Knabe noch?« fragte Della.
»Nein, er ist tot. Wenigstens nimmt man das an.«
»Wieso?«
»Man hat ihn nie mehr gesehen. Ihn und auch seine fünf Freunde nicht, die eines Nachts diesem Haus einen Besuch abgestattet haben. Auf einmal waren sie verschwunden und tauchten auch nicht mehr auf.«
Den Worten folgte ein betretenes Schweigen. Aus den Augenwinkeln schauten sich die Freunde der Reihe nach an. Jeder hatte wohl denselben Gedanken, niemand wagte es, ihn auszusprechen.
Nur Myrna faßte sich ein Herz. »Dann ist das hier ein richtiges Spukhaus – oder?«
»So nicht«, meinte Jerry.
»Vielleicht finden wir sogar noch deinen Großvater«, sagte Ike Lester und grinste, wobei er von seiner Frau zurechtgewiesen wurde. »Bitte, Ike, damit treibt man keine Scherze.«
Jerry wechselte das Thema. »Wie ihr seht, befinden wir uns hier in der ehemaligen Rezeption. Alles gut aufgeräumt. Sogar die alten Sessel sind entstaubt. Die Maklerfirma schickt die Leute her. Es ist ein gutes Team.«
»Die Zimmer liegen oben, nicht?« fragte Firuz Long.
Automatisch schauten die Freunde die Treppe hoch, die in einem Bogen in die obere Etage führte. Die dünnen, metallenen Geländerstäbe glänzten wie die Saiten einer Harfe. »Ja, da ist genügend Platz für uns alle.«
»Sollen wir nicht zuerst die Bowling-Bahn besichtigen?« schlug Ike Lester vor.
»Nein.« Seine Frau sprach
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