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0253 - Judys Spinnenfluch

0253 - Judys Spinnenfluch

Titel: 0253 - Judys Spinnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wohnte niemand mehr. Nur noch das Grauen. Und dies spürte das junge Mädchen sehr deutlich, als es auf der Türschwelle verharrte. Es traute sich nicht hineinzugehen, denn es ahnte, daß Schreckliches passiert sein mußte.
    Und doch überwand Judy sich.
    Abermals streckte sie die Arme vor, um jedes Hindernis so schnell wie möglich zu ertasten, und sie bewegte auch ihre Füße nur sehr schleppend weiter.
    Dabei hatte sie das Gefühl, als Fremde in das Haus zu kommen, so anders war alles. Zudem konnte sie nichts mehr sehen, das war schließlich ihr Hauptübel, und doch vermißte sie einiges.
    Niemand rief nach ihr, keiner wollte sie sprechen, nur die Stille lauerte um sie herum.
    Eine gefährliche und drohende Stille, auch mit dem Begriff tödlich zu umschreiben.
    Als Judy die ersten fünf Schritte in die Halle hineingegangen war, wehte der Geruch auf sie zu, den sie im normalen Zustand vielleicht nicht einmal wahrgenommen hätte. Jetzt, wo die anderen Sinne geschärft waren, sah das anders aus.
    Es war ein süßlicher Geruch und gleichzeitig widerlich.
    Blutgeruch…
    Judy blieb stehen. Aus ihren Augen liefen zwei Tränen und rannen an den Wangen hinab. Sie dachte sofort an ihren Vater, und sie rechnete damit, ihn schon bald zu finden.
    Als Toten…
    Judy Garrets schüttelte sich, als hätte sie jemand mit kaltem Wasser begossen. Sie konnte nicht direkt behaupten, daß in ihr eine gewisse Angst steckte, nur ein Gefühl starker Neugierde, gepaart mit Spannung. Das war sehr plötzlich gekommen, und eine innere Stimme machte ihr klar, daß sie keine Angst zu haben brauchte.
    Nie mehr Angst!
    Judy atmete tief durch. Die Tränen versiegten, jetzt konnte sie freier atmen, denn sie glaubte der inneren Stimme, und sie schritt tiefer in die Halle hinein.
    Wohin sollte sie sich wenden?
    Sie überlegte und glaubte daran, daß sie ihren Vater zuletzt in der ersten Etage gesehen hatte. Sein Schattenriß hatte sich hinter einer Scheibe abgezeichnet.
    Wenn sie ihn entdeckt hatte, dann sicherlich auch die Männer, und die hatten ihren Weg gefunden.
    Judy wollte denselben nehmen.
    Sie kannte jeden Fußbreit Boden in diesem Haus. Ob die normalen Räume oder der Keller, da gab es nichts, was für sie unbekanntes Terrain gewesen wäre. Es geschah schon fast automatisch, daß sie den herumstehenden Möbelstücken auswich, vor der Treppe kurz stehenblieb, den rechten Arm zur Seite streckte und nach dem Geländer faßte, um sich abzustürzen, wenn sie die Stufen hochschritt.
    Den weiteren Weg ging sie nicht sehr schnell, sondern war eher vorsichtig.
    Dennoch überwand sie die Treppe zielstrebig. Nur ihre eigenen Schritte hörte sie. Sie hatten denselben Rhythmus wie das Schlagen ihres Herzens.
    Als sie die Treppe endlich hinter sich hatte, da stellte sie den sehr intensiv gewordenen Geruch fest. Sie brauchte nur ein paar Schritte weiterzugehen, wandte sich strikt nach rechts und betrat das erste Zimmer.
    Dort lag jemand.
    Ihre Füße wurden von einem auf dem Boden liegenden Körper gestoppt. Judy bückte sich und tastete.
    Der Körper war steif. Und auch hart. Die Haut fühlte sich so seltsam an, als sie eine Hand in die Höhe hob. Sie war auch mit zahlreichen winzigen Härchen bedeckt, die so dicht nebeneinander wuchsen, daß sie schon einen Flaum bildeten.
    Ihre Finger tasteten höher. Sie fanden nicht nur klebrige Stellen, sondern auch etwas anderes. Ein Gesicht, das keines mehr war.
    Zwar fühlte sie noch die Stellen, wo Nase, Augen und Mund gewesen waren, doch die Haut hatte sich stark verändert. Sie war hart und hornig geworden, wie der Panzer einer Spinne.
    Judy begann zu lachen. Sie konnte nicht mehr. Sie schrie dabei, und das grelle Geräusch erfüllte das Haus bis in den letzten Winkel.
    Es war ein wildes und gleichzeitig ein böses Lachen, das da aus ihrem Mund drang und ihren Körper regelrecht durchschüttelte.
    Sie freute sich plötzlich, einen der Häscher gefunden zu haben, und sie wußte, daß ihr Vater gesiegt hatte.
    Und sie ebenfalls.
    Rasch erhob sie sich, drehte sich um und verließ das Zimmer, um auf den Gang zu gehen.
    Sie schaute in den nächsten Räumen nach.
    In jedem lag ein Toter.
    Und der Blutgeruch war so stark geworden, daß er schon Übelkeit verursachen konnte.
    Judy fand alle sechs, die in das Haus eingedrungen waren. Im letzten Raum lag jemand, der in seiner rechten Faust noch den Stiel eines Hammers hielt.
    Was er damit vorgehabt hatte, wußte Judy nicht, aber es mußte etwas Entscheidendes gewesen

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