0253 - Todesurteil für Zamorra
Saris hielt es noch in Merlins Burg, und der Lord war es auch, der hin und wieder Bill Fleming daran erinnerte, daß es am Südpol noch die Blaue Stadt mit ihren Geheimnissen gab. Und so beschloß Bill Fleming, der ja eigentlich gemeinsam mit der Archäologin Petra Gonzales das Forschungscamp in der Antarktis leitete, dorthin zurückzukehren, sobald er wußte, was nun wirklich mit Zamorra los war.
Die Abschirmung gefiel ihm ganz und gar nicht, zumal er wußte, daß Zamorras Amulett, sein einziger Schutz, nicht mehr funktionierte.
Über sein Gespräch mit Asmodis schwieg Merlin. Sein Wissen darüber schirmte er sogar vor den Druiden und dem Wolf ab, mit denen er einen telepathischen Rapport einging, um gemeinsam zu Zamorra vorzustoßen. Er wollte die Freunde nicht mehr als nötig beunruhigen und verunsichern.
Wieder suchte Merlin nach Zamorra. Wieder fand er ihn und drang nicht zu ihm durch. Da war wohl ein Flugzeug, aber Merlin vermochte auch mit der Hilfe der Druiden die Barriere nicht mit seinen warnenden Gedanken zu durchstoßen.
»Aber wir geben nicht auf«, sagte er. »Wir müssen es immer wieder versuchen. Vielleicht gelingt es uns, die Barriere mürbe zu machen. Steter magischer Tropfen höhlt den Zauberstein.«
Gryf hatte wenig Hoffnung. Er ahnte, daß Leonardos Macht weit größer war, als sie alle bisher angenommen hatten. Nicht umsonst hatte die Hölle ihn ausgespien und zur Erde entsandt, ihn, der seit neunhundert Jahren im tiefsten Höllenpfuhl brannte.
Leonardo war selbst für die Hölle zu gefährlich und zu bösartig geworden …
Deshalb war er gerade richtig für die Erde …
Und Merlin versuchte es weiter …
***
»Da ist etwas«, murmelte der Copilot der Boeing 727. »Die Instrumente spielen verrückt, Cap!«
»Meldung an Bodenkontrolle«, wies der Captain ihn an. »Anfragen, Funker, ob ein UFO in der Nähe herumkreuzt.«
Der Mann hinter ihnen hieb auf die Tasten.
»Keine UFO-Sichtung … es muß etwas anderes sein.«
»Elektromagnetische Felder? Die Instrumente werden gestört.«
»Gefährlich?«
»Der Kompaß und der Höhenmesser funktioniert nach wie vor, wir können also normal fliegen. Trotzdem … alle anderen Kontrollen drehen durch. Es ist, als ob da etwas um uns herum wäre und durchzustoßen versuchte …«
»Klingt ganz schön verrückt. Wenn Sie das der Überwachung erzählen, rollen nach der Landung die Jungs mit den weißen Kitteln an …«
Der Captain schüttelte den Kopf. »Etwas, das um uns herum ist und durchzustoßen versucht … blödsinnig, aber die einzige Möglichkeit. Wenn wir nur herausfinden können, was es ist …«
Aber Magie hatte sich von menschlicher Technik noch nie erfassen und in eine Schablone pressen lassen. Dafür vom menschlichen Geist.
»Da ist etwas«, sagte Zamorra. »Etwas, das von draußen kommt und zu uns vordringen will … wenn ich nur wüßte, was es ist und helfen könnte.«
Nicole nickte. »Dasselbe wie schon einmal«, sagte sie leise, um die Sitznachbarn nicht aufmerksam zu machen. »Ich fühle es auch. Aber es kommt nichts durch.«
Unwillkürlich griff Zamorra zu seinem erloschenen Amulett. Es konnte ihm nicht mehr helfen.
Ein Traum war zu Ende.
Vielleicht … würde jetzt ein Alptraum beginnen …
***
Uschi Peters schrie auf, als sie ihre Schwester wie vom Blitz gefällt zusammenbrechen sah. Mit einem Sprung war sie bei ihr. Aber Monica war nur bewußtlos. Leonardo hatte sie betäubt, ohne sie zu verletzen.
Er lachte höhnisch.
»Glaubst du, ich würde euch verletzen?« fragte er. »Eure Körper sind viel zu schön … ich will ja auch noch etwas davon haben«, sagte er. »Später … wenn es an der Zeit ist …«
Ein eisiger Schauer rann über den Rücken der Telepathin. In Leonardos schwarzen Augen brannte ein gnadenloses Feuer. Höllenfeuer! Er schob sein Schwert mit einem heftigen Ruck in die Scheide zurück, hob beide Arme und drehte sich zum Château Montagne um.
Es wäre eine Möglichkeit gewesen, ihm in diesem Augenblick der Ablenkung, einen Dolch durch die Maschen des Kettenhemdes ins Herz zu jagen. Aber erstens gab es keinen Dolch in der Nähe, und Raffael war zu sehr verletzt und Uschi kümmerte sich um ihre Schwester. So verstrich diese Gelegenheit ungenutzt.
Leonardo de Montagne stieß einen durchdringenden, lauten Pfiff aus, langanhaltend und nervenzerfetzend. Die Menschen erschauerten. Der Pfeiflaut erreichte das Château, drang durch die Mauern und erreichte die Diener des
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