0253 - Todesurteil für Zamorra
Nicole ein.
»Gut. Ich werde Ihnen Plätze in einem Flugzeug der Indian Airways besorgen. Die Tickets bezahlt das Konsulat, und Sie erhalten genügend Geldmittel, um sich neu einzukleiden und sich zu verköstigen, sowie in Frankreich halbwegs klar zu kommen, bis die Bankschalter wieder öffnen. Ist Ihnen das recht?«
Zamorra sah Nicole an.
»Unterschätzen Sie nicht meine Partnerin«, sagte er. »Wenn die etwas von ›Einkleiden‹ hört, wird sie größenwahnsinnig.«
»Du bist gemein!« fauchte Nicole. »Du weißt genau, daß ich diesmal wirklich nichts anzuziehen habe, und diesen verdammten Anzug möchte ich nicht länger als unbedingt nötig tragen.«
»Warum eigentlich nicht, Mademoiselle?« lächelte der Sekretär. »Er steht Ihnen außerordentlich gut.«
»Ja«, sagte Nicole bissig. »Genausogut könnte ich nackt sein, so eng liegt er an.«
Drei Stunden später waren sie am Flughafen. Eine Maschine ging nach New Delhi, und von dort aus bekamen sie eine Verbindung nach Paris. Aber schon in Bombay gab es an der Kontrolle Schwierigkeiten.
Der Metalldetektor sprach an!
Zwei graugekleidete Männer, die so unauffällig waren, daß sie bereits wieder auffielen, waren plötzlich rechts und links neben Zamorra. Ein Dienstausweis schimmerte. »Wenn Sie uns bitte in einen Nebenraum folgen möchten …«
Zamorra mochte nicht, aber er mußte. Nicole erhielt keinen Zutritt. Kopfschüttelnd wartete sie einen Augenblick lang, dann rief sie noch einmal im Konsulatsbüro an, da sich der freundliche Sekretär am Flughafenparkplatz bereits verabschiedet hatte.
Fehlanzeige.
Das Büro war nicht mehr besetzt. Nur noch der automatische Anrufbeantworter plärrte seinen Kurztext herunter und ging dann auf Empfang. Von daher war also keine schnelle Hilfe zu erwarten.
Sollten sie jetzt hier festgehalten werden, nur weil ein Detektor verrückt spielte und Zamorra für einen Terroristen gehalten wurde? Normalerweise wäre Nicole ein solcher Aufenthalt fast gleichgültig gewesen, sie hätte die Wartezeit bis zur nächsten Maschine einfach dazu benutzt, sich die exotische Umgebung anzusehen. Aber etwas zog sie mit aller Macht zurück nach Frankreich, und sie spürte, daß auch Zamorra von einer seltsamen Unrast erfüllt war.
Da tauchte Zamorra wieder auf, kopfschüttelnd und lächelnd.
»Das Amulett«, sagte er und winkte Nicole ab. »Komm, sehen wir zu, daß die Maschine nicht ohne uns abfliegt.«
»Was war mit dem Amulett?« staunte Nicole. » Darauf hat der Apparat reagiert?«
»Verblüffenderweise«, sagte der Professor. »Jahrelang bin ich damit durch alle Kontrollen gekommen. Schön, es glänzt wie Silber, sieht wie Metall aus, aber es muß doch etwas anderes sein. Und jetzt, wo es erloschen ist – jetzt spricht der Metallsucher darauf an! Das verstehe, wer will.«
»Vielleicht hat die Magie früher ein Ansprechen verhindert, um dir Schwierigkeiten zu ersparen«, überlegte Nicole. »Und jetzt, da diese Magie fehlt, fällt das Ding eben auf.«
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Sei es, wie es sei«, sagte er. »Du, Nici, in ein paar Stunden sind wir wieder zuhause. Zuhause … ob die Freunde sich inzwischen bei Merlin oder bei Raffael gemeldet haben?«
»Vielleicht«, sagte Nicole, »leben sie nicht mehr. Vergiß nicht, daß die Meeghs sie eingefroren hatten. Und der Spider wurde beim Durchgang zerstört …«
»Wir wollen doch nicht das Schlimmste annehmen«, sagte Zamorra und lehnte sich in die Rückenpolster des Flugzeugsitzes zurück.
Je näher der Zeitpunkt der Rückkehr kam, desto stärker wurde seine innere Unruhe. Aber die Warnung der beiden Unheimlichen hatte er bereits vergessen.
***
Wieder versuchte Merlin, Zamorra zu erreichen. Diesmal ließ er seine eigenen Kräfte nicht allein von Fenrir, sondern auch von Gryf und Teri verstärken. Kerr, den Inspector von Scotland Yard, hatte er nach London zurückgesandt. Kerr, der zu Beginn des Unternehmens als Merlins Sonderkurier vorgesehen wurde, konnte nicht unbegrenzt von seiner Dienststelle fernbleiben, zudem wartete seine Lebensgefährtin Babs Crawford auf ein Lebenszeichen von ihm. Und Merlin brauchte ihn nun nicht mehr so direkt.
Kerr war gern gegangen. Er setzte seine magischen Fähigkeiten nur sehr ungern ein. Seine eigenen Kräfte waren ihm unheimlich, und am liebsten hätte er sie völlig vergessen und verdrängt. Aber das ging nicht. Sein Schicksal holte ihn, der kein Druide sein wollte, immer wieder ein …
Nun war er gegangen.
Nur Lord
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